Das "Spritzbesteck" eines Junkies mit einer bereits aufgezogenen Heroinspritze. Der Elternkreis in Ingelheim hilft Familien mit drogenabhängigen Kindern.

Wenn Eltern nicht mehr weiter wissen

Selbsthilfe für Eltern drogenabhängiger Kinder in Ingelheim

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Sabine Steinbrecher
Sabine Steinbrecher ist Reporterin im SWR Studio Mainz
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Katharina Feißt
Bild von Katharina Feißt, Studio Mainz

Der Elternkreis Ingelheim unterstützt seit zehn Jahren Angehörige, wenn ihre Kinder süchtig sind. Denn eine Suchterkrankung betrifft die ganze Familie.

Was tun, wenn das eigene Kind Drogen nimmt? Schuld, Scham, Hilflosigkeit - das sind nur einige der Gefühle, die dann Achterbahn fahren im Kopf. Und die Frage: Was kann ich tun, wohin kann ich mich wenden?

In der Selbsthilfegruppe in Ingelheim teilen viele die gleiche Erfahrung: Sie waren schockiert, als sie mitbekommen haben, dass ihr Kind Drogen nimmt. Eva (Name geändert) wurde von der Schule angerufen, weil ihr 13-Jähriger beim Kiffen erwischt worden war. Petras Sohn begann mit 14 Drogen zu nehmen.

"Ich bin früher nach Hause gekommen als geplant und fand Haschpfeifen auf dem Wohnzimmertisch. Da bin ich aus allen Wolken gefallen."

Mit Ausprobieren fängt der Drogenkonsum an

"Die Anfänge sind immer Ausprobieren", sagt Vereinsvorsitzende Susanne Krupka. "Dann nochmal ausprobieren und nochmal ausprobieren. Und dann ist das Ausprobieren eigentlich schon zur Normalität geworden."

Das kennt auch Petra. Ihr Sohn habe fast alles ausprobiert, neben Ecstasy auch Heroin. Mit Mitte 20 sei er dann psychisch zusammengebrochen, mehrere Therapien hätten nichts gebracht. Immer wieder habe es Rückfälle gegeben.

"Das bricht einem das Herz, wenn man sieht, er möchte da raus. Aber er hat es einfach nicht geschafft."

Inzwischen bekommt Petras Sohn Methadon. Seit drei Jahren hat er keine Rückfälle mehr. Zumindest keine von denen seine Mutter weiß. Als "stabil" würde sie ihn noch nicht bezeichnen.

Elternkreis will zuhören und stärken

Im Elternkreis Ingelheim wird offen geredet, wenn man möchte. Man kann aber auch erst mal nur zuhören - auch wenn man nur befürchtet, dass das eigene Kind gefährdet sein könnte, Drogen zu nehmen.

Vereinsvorsitzende Krupka sagt, es gehe nicht darum, Ratschläge zu geben, wie das Kind "clean" werden könne. Vielmehr sollen Ideen gesammelt werden, wie man in dieser Situation mit seinem Kind umgehen könne. Auch die Abgrenzung vom eigenen Kind sei ein wichtiges Thema.

Austausch lässt Betroffene Kraft schöpfen

Eva schätzt es die, Erfahrungen von anderen Betroffenen zu hören. Im Elternkreis könne sie Beistand erfahren und Kraft schöpfen - Kraft, "die einem das Umfeld im Freundeskreis oftmals nicht geben kann oder will."

Denn dort hätten viele Vorurteile. In der Ingelheimer Selbsthilfegruppe hingegen erfahre sie Wertschätzung, erzählt Eva: "Dass man auch eine liebende Mutter ist. Dass man weiß, man ist daran nicht Schuld."

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