Ein eherenamtlicher Mitarbeiter der Telefonseelsorge im Gespräch. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Uwe Zucchi)

50 Jahre TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden

"Einsamkeit ist immer noch das größte Problem"

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AUTOR/IN
Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann (Foto: SWR, Daniel Brusch)

1973 wurde die TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden gegründet. Bis heute helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um die Uhr anderen Menschen in seelischen Notsituationen.

Die TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden wurde 1973 gegründet. Sie entstand aus verschiedenen Initiativen der evangelischen und katholischen Kirche in beiden Städten.

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Dank eines Trägervereins sei schließlich eine einzigartige Kooperation entstanden, so beschreibt es die TelefonSeelsorge selbst auf ihrer Homepage. Ein Kooperation zwischen den beiden Landeshauptstädten, zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche und zwischen den Menschen links und rechts des Rheins.

80 Menschen machen 24-Stunden-Angebot möglich

Anfangs engagierten sich rund 50 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende, berichtet Claudia Orthlauf-Blooß vom Leitungsteam der TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden. Doch schnell sei klar gewesen, dass mindestens 80 Menschen nötig sind, um diesen Dienst dauerhaft rund um die Uhr anbieten zu können. Seit Jahren pendele die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb zwischen 80 und 90.

Menschen brauchen jemanden zum Reden

Im Schnitt nimmt die TelefonSeelsorge rund 12.000 Anrufe im Jahr entgegen. Dabei hätten sich die Themen der Menschen im Laufe der Jahre eigentlich kaum verändert, sagt Orthlauf-Blooß. Die Anruferinnen und Anrufer melden sich, weil sie sich einsam fühlen und niemanden zum Reden haben. Viele hätten keine Angehörigen, andere fühlten sich trotz Familie einsam.

"Es ist schon spannend, dass sich solche Themen wie Einsamkeit über die Jahre hinweg nicht verändern."

Immer wieder ginge es auch darum, dass die Menschen sich überfordert fühlten. Auch das sei heute genauso ein Thema wie vor 50 Jahren schon. Manche scheuten sich, mit ihren Angehörigen zu sprechen, weil sie diese nicht mit ihren Problemen belasten wollten. Andere schämten sich, vor Familie oder Freunden Schwächen zuzugeben.

Anruferinnen und Anrufern nicht die Verantwortung abnehmen

Die Herausforderung liege darin, die Menschen mit ihren Sorgen nicht "retten" zu wollen, sagt Claudia Orthlauf-Blooß. Als Mitarbeiterin dürfe sie nicht den Anspruch haben, immer sofort eine Lösung parat zu haben oder die Verantwortung für die Anrufenden zu übernehmen. Stattdessen müsse man sich gemeinsam mit den Hilfesuchenden Schritt für Schritt dem Kern ihres Problems nähern - oft kämen diese dann selbst auf eine Lösung.

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Die Arbeit bei der TelefonSeelsorge empfindet Claudia Orthlauf-Blooß als sehr befriedigend. Jedes Gespräch sei anders und jedes Mal könne sie auch für sich selbst etwas daraus lernen. Außerdem sei es einfach etwas sehr Schönes, wie viel Vertrauen die Menschen einem entgegenbringen.

TelefonSeelsorge sucht immer Ehrenamtliche

Nach wie vor sucht die TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden auch nach weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Bewerben kann man sich jederzeit, nach der Sommerpause sollen laut Orthlauf-Blooß die nächsten Gespräche zum gegenseitigen Kennenlernen beginnen.

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Künftig auch Beratung per Mail oder Chat

Und Pläne für die Zukunft haben die Helfer und Helferinnen auch. In den nächsten Jahren wolle man auch in die Beratung per Mail oder Chat einsteigen. Denn dies sei die Form, die vor allem von jüngeren Menschen immer mehr nachgefragt werde.

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