Unbekannte hatten an Pfingsten auf einem Parkplatz im Westen von Speyer rund 180 Mülltonnen und Fässer abgestellt, darin: Reste von Speisefett. Die Polizei hatte direkt den Verdacht, dass ein Diebstahl dahinter stecken könnte. Das hat sich nun bewahrheitet. Sie habe entsprechende Anhaltspunkte, teilt die Polizei mit.
Mehr noch: Den Großteil der Tonnen habe man zwischenzeitlich bereits ihrem Besitzer zurückgeben können, dem Germersheimer Unternehmer Stefan Henning. "Ich habe meine Behälter sofort erkannt", so Henning nach Sichtung der Polizeifotos gegenüber dem SWR.
Fett-Diebstahl ist kein Einzelfall
Hennings Firma Foodback sitzt im südpfälzischen Germersheim und sammelt nach eigenen Angaben bei Gastronomen in einem Umkreis von 40 Kilometern das alte Fritierfett ein. Das Fett lagern die Gaststätten oder Restaurants bis zur Abholung in Tonnen. Foodback bereitet das Altfett nach eigenen Angaben auf und verkauft es weiter an die Biodieselindustrie.
Seit Ende vergangenen Jahres häuften sich die Diebstähle. Die gefüllten Tonnen würden direkt bei den Gastronomen geklaut.
Gestohlene Fett-Tonnen: Zweiter Geschädigter meldet sich
Genau das berichtet auch der Chef einer Recyclingfirma aus Weilerbach im Kreis Kaiserslautern. Aus seiner Firma stammen vermutlich auch mehrere der in Speyer gefundenen Fett-Behälter. Der Unternehmer aus Weilerbach sagte dem SWR, seit Mitte vergangenen Jahres würden bei seinen Kunden, Gastronomiebetrieben in der Region, mittlerweile täglich gefüllte Tonnen geklaut. Die Diebe kämen mit Transportern mit ausländischen Kennzeichen und gäben sich als Mitarbeiter seiner Firma aus.
Spuren führen nach Holland
Genau wie der Germersheimer Unternehmer geht er inzwischen davon aus, dass die gewerbsmäßigen Diebstähle von Holland aus organisiert werden. Behälter, die er gechipt habe, seien dort bei einer fettverarbeitenden Firma aufgetaucht. Altfett ist ein wertvoller Rohstoff in der Biodieselproduktion.
Fett-Händler geht von Bandenstrukturen aus
Stefan Henning glaubt nicht, dass es sich um Einzeltäter handelt: "Wir gehen mittlerweile von Bandenkriminalität aus, vom 'organisierten Verbrechen' wie man so schön sagt." Schließlich seien das enorme Mengen, die da entwendet werden. In die großen Tonnen passen laut Henning etwa 180 Liter Fett. Den Gegenwert, die Tonne eingerechnet, schätzt er auf über 200 Euro.
Die Spur führt nach Holland
In seiner Not wurde Henning kreativ: Eine Fettbox hätten sie mit einem Ortungschip versehen, um sie im Falle eines Diebstahls verfolgen zu können. Als sie dann tatsächlich gestohlen wurde, führte die Spur nach Holland, in eine Fettschmelze.
Die zuständigen Polizisten in Deutschland - die Box stand in Baden-Württemberg und wurde dort auch gestohlen - hätten aber mit dieser Information nichts anzufangen gewusst. Das sei ja im Ausland, da sei man nicht zuständig, soll ein Polizist laut Henning gesagt haben. Dabei sei Fettdiebstahl alles andere als eine Lappalie: "Unserem Unternehmen ist bisher ein Schaden von rund 70.000 Euro entstanden."