Es ist ein heißer Tag in der Südpfalz. Auf einem Feld bei Hochstadt (Kreis Südliche Weinstraße) läuft die Beregnungsanlage. Das Wasser dafür wird vom Landwirt aus der Tiefe hochgepumpt. Am Brunnen hat die zuständige Behörde einen digitalen Wasserzähler anbringen lassen. Der zählt, wie viel Wasser der Landwirt zum Bewässern verbraucht. Gleichzeitig misst eine Sonde, wir stark dabei der Grundwasserspiegel absinkt – und ansteigt, sobald die Beregnungsanlage wieder stillsteht.
Südpfalz: Pilotprojekt gegen den Wassermangel
An insgesamt acht Brunnen zwischen Hochstadt und Zeiskam (Kreis Germersheim) läuft dieses Jahr ein Pilotprojekt der SGD Süd, der Struktur- und Genehmigungsdirektion. Die Brunnen sind mit einer digitalen Messtechnik ausgestattet. Sechs der acht Brunnen gehören zu einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Die Daten, die der Wasserzähler und die Sonde sammeln, werden per Funk weitergeleitet, auf einem Server abgespeichert und können dann von der SGD Süd als Oberer Wasserbehörde und einer von ihr beauftragten Firma ausgewertet werden.
SGD Süd fehlen bislang Daten zum Grundwasserverbrauch
"Wir wollen mit diesem Pilotprojekt schauen, welche Auswirkungen das Entnehmen von Wasser auf den Grundwasserspiegel in der Gegend hat", sagt Gabriele Theobald von der SGD Süd mit Sitz in Neustadt. Die SGD wolle reale Daten über den Wasserverbrauch sammeln – die gebe es bisher nicht.
Bisher ist es so, dass die Behörde den Landwirten erlaubt, eine bestimmte Menge an Grundwasser für die Bewässerung der Felder zu nutzen. Diese sogenannte wasserrechtliche Erlaubnis zu kontrollieren, sei aber kaum möglich. "Für eine wirkliche Kontrolle fehlt uns das Personal", sagt Theobald. So sei ein Mitarbeiter für rund 2.000 Brunnen zuständig.
Naturschützer beklagen zu hohen Wasserverbrauch
Die SGD Süd muss sich also darauf verlassen, dass die Landwirte nur das Wasser nutzen, das ihnen tatsächlich zusteht. Doch genau da hake es gewaltig, behaupten Naturschützer aus der Südpfalz. Sie beklagen seit Jahren, dass die Landwirte zu viel Wasser abzapfen. "Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel und das Wasser fehlt dann unseren Wäldern, die nach und nach vertrocknen", erklärt Uwe Emnet von der BUND-Kreisgruppe Südpfalz.
Grundsätzlich finden die Naturschützer das Pilotprojekt der SGD Süd gut: "Die digitale Technik ermöglicht eine unabhängige Kontrolle und ist nicht manipulierbar", so BUND-Mitglied Emnet. Deshalb fordert er auch, die Landwirte in der Südpfalz dazu zu verpflichten, digitale Wasserzähler flächendeckend zu installieren.
Der Landwirt, bei dem sechs Brunnen mit digitaler Technik ausgestattet worden sind, habe sich von Anfang an sehr kooperativ gezeigt, sagt die SGD Süd. Selbst zu dem Projekt äußern, wollte sich der Landwirt nicht. Eine entsprechende Anfrage des SWR lehnte er mit Blick auf einen hohen Krankenstand und die Urlaubszeit in seinem Betrieb ab.
Digitale Wasserzähler für alle Landwirte in der Südpfalz?
Ob das Pilotprojekt von der SGD Süd auch auf andere Felder ausgeweitet wird, steht indes noch nicht fest. "Positiv ist, dass das Übermitteln der Daten per Funk funktioniert", sagt Gabriele Theobald von der Behörde. Nach dem Ende der diesjährigen Erntezeit sollen die gesammelten Daten von den Feldern bei Hochstadt ausgewertet werden – erst danach werde über das weitere Vorgehen entschieden.
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Zwischenergebnis zeigt Zusammenhang zwischen Bewässerung und Grundwasser
Ein Zwischenergebnis gibt es bereits. "Die ersten Daten zeigen, dass der Grundwasserspiegel absinkt, sobald die Pumpen an sind", sagt Theobald. Er steige aber auch wieder, sobald sie aus sind. Nach Ansicht von Theobald zeige dies, dass das Grundwasser sich immer neu auffülle.
Also alles gut? Nein, sagt Uwe Emnet. Und er hat zwei Kritikpunkte. Selbst wenn genug Grundwasser vorhanden ist, wisse niemand, in welchem Zustand sich dieses befinde. Er befürchtet eine hohe Nitratbelastung durch die Landwirtschaft und fordert eine genauere Untersuchung des Grundwassers in der Südpfalz. Außerdem betrachtet er das Zwischenergebnis mit Argwohn. Schließlich würden nur acht Brunnen im Pilotprojekt überwacht – während an anderen Brunnen in der Südpfalz die Landwirte machen könnten, was sie wollten.