Neues Zuhause auf 25.000 Quadratmetern

Großaktion Ludwigshafen: Eidechsen an Hochstraße Nord müssen weg

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Pascal Lasserre
SWR-Autor Pascal Lasserre

Der Abriss der Hochstraße Nord hat auch Auswirkungen auf dort lebende geschützte Eidechsen: Sie müssen umziehen. Ihre neue Heimat entsteht gerade im Stadtteil Gartenstadt - auf 25.000 Quadratmetern.

Das neue Zuhause der Ludwigshafener Mauereidechsen soll gemütlich werden: Dafür sollen rund ein Meter hohe Haufen aus Steinbrocken sorgen, zwischen denen sich die Tiere vor der Sommerhitze verstecken können. Außerdem richtet die Stadt nach eigenen Angaben Sträucher und Sandflächen für die kleinen Tierchen her. Die gesamte Fläche am Rande des Stadtteils Gartenstadt ist fast so groß wie die zweistöckige Verkaufsfläche des Ludwigshafener Einkaufszentrums Rhein-Galerie.

Eine Zauneidechse krabbelt über ein künstlich angelegtes Habitat auf einer Waldwiese
Eine Zauneidechse krabbelt über ein künstlich angelegtes Habitat auf einer Waldwiese

Bisher leben die Mini-Eidechsen rund um die Hochstraße Nord. Das Gelände umfasst die Gleisanlagen im Norden des Hauptbahnhofs Ludwigshafen und geht östlich weiter bis zum Messplatz und Parkplatz Jägerstraße in der Innenstadt von Ludwigshafen. Die Eidechsen müssen umziehen, damit die Hochstraße Nord abgerissen werden kann, um eine neue ebenerdige Stadtstraße zu bauen.

Viel Platz, damit die Tiere sich nicht gegenseitig fressen

Die Suche nach dem neuen Zuhause sei schwierig gewesen, sagt Stefan Neumer von der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen. Denn zuerst sei man von weniger Eidechsen ausgegangen. "Die Eidechsen brauchen ausreichend Platz, weil sie sonst ihre Artgenossen fressen", sagt Neumer. Besonders wenn sie zu wenig Platz haben, nehme der Kannibalismus zu.

Mauereidechse

Gentests haben Eidechsen-Unterart ermittelt

Sogar Gentests musste die Stadt veranlassen. Wichtig war, die sogenannten Unterarten der Eidechsen zu ermitteln. Denn das Gelände soll frei von den Zauneidechsen bleiben, die ebenfalls in der Pfalz heimisch sind, aber Feinde der kleineren Mauereidechsen in Ludwigshafen sind. Durch den Gentest ist nun immerhin bekannt, dass die Tierchen zur geschützten ostfranzösischen Linie gehören. Und nicht zur alpenländischen Unterart, die nicht bei uns heimisch ist. Beide Unterarten sollen sich nicht untereinander mischen.

Die Millionenförderung von Bund und Land wird unter anderem in den Bau der Hochstraßen in Ludwigshafen investiert.
Die marode Hochstraße Nord soll einer ebenerdigen Stadtstraße weichen

Umsiedelung bis Anfang Juni möglich

Ab Mitte April soll die Umsiedelung der Eidechsen in die Gartenstadt starten. Dazu müsse es wärmer werden und die Tiere müssten aktiver sein, so Neumer. Für den Umzug bleibt bis Anfang Juni Zeit. Denn dann legen die Weibchen ihre Eier ab.

Neue Heimat von Zaun umschlossen

Die künftige Eidechsen-Heimat an den Bahngleisen Richtung Neustadt war bislang schon ein Naturschutzgebiet und ist demnächst für die neuen Bewohner hergerichtet. Dazu gehört auch ein Zaun, der das Gelände umschließt. Denn die Eidechsen sollen auf dem Areal bleiben, heißt es von der zuständigen Naturschutzbehörde.

Infotafeln sollen neugierige Anwohner aufklären. Die Ludwigshafener können das Gelände betreten. Nur ihre Hunde müssen sie in Zukunft an der Leine halten, um die neuen Bewohner nicht zu stören.

Mauereidechse gilt als gefährdet

Die Mauereidechse wird vom Kopf bis zur Schwanzspitze gerade mal 15 bis 20 Zentimeter lang. Lange war die bei uns heimische Art sehr häufig. Doch ihr Lebensraum schrumpft immer weiter. Deshalb hat die EU das Tier als streng geschützt eingestuft.

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