Wanderer bei einem Ausflug im Ahrtal auf dem Rotweinwanderweg bei Dernau (Foto: SWR)

Wandern für den Wiederaufbau

Das sollten Sie beim Ausflug ins Ahrtal beachten

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Auch Monate nach der Hochwasserkatastrophe ist die Infrastruktur an der Ahr noch immer zerstört. Gäste sind trotzdem willkommen. Doch was ist in der Tourismusregion Ahrtal wieder möglich?

Die Tourismus-Saison an der Ahr wird in diesem Jahr anders, als in den Jahren zuvor. Nahezu das gesamte Ahrtal ist nach der Flutkatastrophe immer noch eine große Baustelle. Wir zeigen, was dennoch wieder möglich ist - und was Sie besser noch nicht wieder machen sollten.

Ist es überhaupt wieder möglich, als Tourist an die Ahr zu fahren?

Auch wenn noch viel zerstört ist, kann an der Ahr wieder Urlaub gemacht werden - allerdings mit Einschränkungen. Denn noch immer ist das Angebot von Weinstuben und Gästehäusern knapp. Nach Angaben des Verbandes Ahrtal-Tourismus, haben von den rund 300 Betrieben, die dem Verband angehören, nur rund ein Drittel wieder geöffnet.

Weitere Hotels und Gaststätten wollen noch in diesem Jahr öffnen. Allerdings kann ein großer Teil der Betriebe laut Verband noch nicht genau abschätzen, wann sie wieder öffnen. Deshalb geht der Ahrtal-Tourismus davon aus, dass in dieser Saison überwiegend Tagestouristen Ausflüge an die Ahr machen werden.

Welche Ausflüge können Touristen im Ahrtal unternehmen?

"Unsere Wanderwege sind in Ordnung und nach wie vor zu begehen", sagt Ingrid Näkel-Surges, Vorsitzende des Dernauer Verkehrsvereins. Nur einige wenige Wanderstrecken führen direkt durchs Tal, etwa der Ahrsteig. Dennoch könne man ihn entlang wandern, lediglich zwischen Altenahr und Dernau gebe es eine Umleitung. Mit der Aktion "Wandern für den Wiederaufbau" soll außerdem Winzerinnen und Winzern geholfen werden.

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Daneben haben inzwischen auch einige touristische Attraktionen wieder geöffnet. Der Regierungsbunker blieb zum Beispiel von der Flut verschont. Seit Ostern kann er wieder immer an den Wochenenden besucht werden. Auch das Museum Römervilla in Bad Neuenahr-Ahrweiler und ein Wald-Kletterpark konnten wieder öffnen. Inzwischen gibt es in Bad Neuenahr-Ahrweiler auch wieder erste Stadtführungen.

Worum geht es beim "Wandern für den Wiederaufbau"?

Eine der Hauptattraktionen zurzeit ist die Veranstaltung "Wandern für den Wiederaufbau" - an allen Wochenenden bis Ende Mai, täglich ab 10 Uhr. Auf der insgesamt 15 Kilometer langen Strecke des Rotweinwanderweges durch die Weinberge haben Winzer ihre Stände aufgebaut. "Unsere Gäste wollen keine Katastrophen-Touristen sein", sagt Näkel-Surges. "Diesen Gedanken überwinden wir mit der Aktion."

Als Andenken und Zeichen der Unterstützung sollen auch wieder "Solidahritäts-Armbänder" und "Solidahritäts-Weingläser" verkauft werden. Der Erlös kommt nach Angaben von Näkel-Surges dem touristischen Wiederaufbau der Gemeinden Dernau, Rech, Mayschoß und Altenahr zu Gute.

Was ist derzeit im Ahrtal noch nicht empfehlenswert?

Besonders stark ist die Infrastruktur im Tal betroffen. Die Flut hat zum Beispiel den Ahr-Radweg nahezu vollständig zerstört. Erst im Sommer soll dem Landesbetrieb Mobilität ein Konzept zum Wiederaufbau vorliegen. Außerdem sind noch immer vereinzelt Straßen gesperrt oder nur einspurig befahrbar. "Oberhalb von Walporzheim sind noch viele Brücken zerstört", so Barbara Knieps, Pressesprecherin vom Ahrtal-Tourismus. Eine Radtour durch das Tal sei deshalb noch nicht zu empfehlen. Auch Touren mit dem Motorrad seien derzeit nicht uneingeschränkt möglich.

Wie kommt man am besten ins Ahrtal?

"Der Privatverkehr soll eigentlich nicht ins Ahrtal kommen", so die Dernauer Tourismus-Chefin Näkel-Surges. Neben den zerstörten Straßen sind auch viele Parkplätze noch nicht wieder aufgebaut oder für Bagger und Traktoren reserviert. Deshalb gibt es einen Shuttle-Service, der Wanderer vom Parkplatz des Are-Gymnasiums in Grafschaft-Ringen stündlich nach Dernau oder Altenahr bringt. Hier kann es nach Angaben der Betreiber aber immer wieder auch zu Verzögerungen kommen.

Für Menschen, die den Ahrsteig wandern wollen, haben die Kreise Ahrweiler und Euskirchen einen Wanderbus eingerichtet, der den Ort Blankenheim an der oberen Ahr mit Altenahr verbindet. Außerdem fährt ab Bonn auch die Bahn über Remagen bis nach Walporzheim. Von dort verkehrt regelmäßig ein Schienenersatzverkehr bis Ahrbrück, weil die Bahnstrecke noch zerstört ist.

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