Im Rahmen der "Internationalen Wochen gegen Rassismus" bildeten in Neuwied fast 400 Menschen eine Kette vom Pegelturm bis zum Schloss.

Aktionsbündnisse sind weiterhin aktiv

So kreativ kämpfen Aktivisten im Norden von RLP gegen Rechtsextremismus

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Sarah Mauer
Foto von Multimediareporterin Sarah Mauer

Anfang des Jahres gingen im Norden des Landes tausende Menschen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Doch was ist aus der Protestbewegung geworden?

Nicht nur in großen Städten wie Koblenz, sondern auch im ländlicheren Raum war es vielen Menschen ein Anliegen, gegen Rassismus und für Demokratie und Toleranz zu demonstrieren. Neben Parteien, Kirchen und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen waren es oft einzelne Privatpersonen, die die Demokratiedemos angemeldet hatten. Schnell fanden sich auch ganze Gruppen zusammen, die die Protestaktionen gemeinsam organisierten. Mittlerweile ist die große Welle der Proteste zwar abgeebbt, aber die Aktivisten sind noch da und sie wollen weitermachen.

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Aktivisten wollen sichtbar bleiben

Die Gruppen haben ganz unterschiedliche Ansätze, aber eins ist ihnen allen wichtig: Sie wollen dauerhaft sichtbar bleiben. Die Initiative "Boppard bleibt bunt" beispielsweise will sowohl auf der Straße, als auch im Internet Gesicht zeigen. So informierte sie zuletzt an einem Stand an der Stadthalle über das Grundgesetz und die anstehenden Wahlen.

Die Gruppe ist außerdem auch im Social-Media-Bereich sehr aktiv, zum Beispiel auf Facebook, Instagram und TikTok. Damit wollen die Bopparder Aktivisten nach eigenen Angaben auf ihre Aktionen und Veranstaltungen aufmerksam machen. Außerdem dienten die sozialen Medien ihnen auch dazu, sich mit anderen Initiativen zu vernetzen, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Neuwieder Bündnis startet kreative Aktionen

Als besonders beharrlich zeigten sich die Aktivisten aus Neuwied. Fünf Mal ging das "Neuwieder Bündnis für Demokratie und Toleranz" in diesem Jahr schon auf die Straße, organisierte Kundgebungen, eine Menschenkette und ein Fest der Demokratie.

Das wichtigste sei, den Protest stetig am Laufen zu halten, sagt Peter Schwarz, einer der Gründer des Bündnisses. Damit hat er bereits in der Vergangenheit mit seiner Ortsgruppe von "Pulse of Europe" gute Erfahrungen gemacht. Seit sieben Jahren informiert er einmal im Monat über europapolitische Themen. Nach Ansicht von Schwarz vermittelt das den Menschen in Neuwied: "Wir sind da und wir gehen auch nicht mehr weg."

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Das bereits Ende 2023 gegründete "Neuwieder Bündnis für Demokratie und Toleranz" habe auf die bisherigen Veranstaltungen viele positive Rückmeldungen bekommen, sagt Schwarz: "Endlich wird mal was getan!" So hätten sie auch viele Menschen dazu bewegen können, zum ersten Mal an einer Demonstration teilzunehmen.

Aktionsbündnis aus Ahrweiler stellt sich gegen AfD

Auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler machen die Aktivisten vom überparteilichen Aktionsbündnis "SolidAHRität mit unserer Demokratie" weiter. Der ersten Demo Ende Januar folgten weitere Veranstaltungen, unter anderem zum Weltfrauentag und zuletzt anlässlich der anstehenden Wahlen.

Unter dem Motto "Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen." gingen im April mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger in Ahrweiler auf die Straße. Auch Parteien durften sich an der Veranstaltung mit Informationsständen beteiligen. Allerdings mit Ausnahme der AfD, denn das Aktionsbündnis ist laut eigenen Angaben "(…) vereint im Bestreben, die AfD in unseren Parlamenten zu verhindern, insbesondere bei den am 9. Juni 2024 stattfindenden Wahlen."

Simmern im Hunsrück: Protest gegen AfD-Landesparteitag

In Simmern im Hunsrück bereiten die Aktivisten von "Der Hunsrück ist bunt" momentan Gegenveranstaltungen zum Landesparteitag der AfD vor, der kommenden Monat dort stattfinden wird. Der katholische Pfarrer Lutz Schultz ist Teil des Organisationsteams. Er erklärte gegenüber dem SWR, dass die Veranstaltungen bewusst nicht als klassische Demonstrationen geplant seien: "Wir wollen prinzipiell FÜR etwas einstehen und uns bewusst nicht an der AfD abarbeiten und sie auf diese Weise wichtig machen."

Etwa 4.000 Menschen gingen in Simmern im Februar 2024 auf die Straße. Mit Schildern und Transparenten protestierten sie gegen eine AfD-Veranstaltung, die zeitgleich in der Hunsrückhalle stattfand
Etwa 4.000 Menschen gingen in Simmern im Februar 2024 auf die Straße. Mit Schildern und Transparenten protestierten sie gegen eine AfD-Veranstaltung, die zeitgleich in der Hunsrückhalle stattfand.

Simmerner Aktivisten hoffen auf große Beteiligung aus der Region

Daher plane das Aktionsbündnis ein "Picknick gegen Rechts" auf dem Platz gegenüber der Hunsrückhalle, eine Menschenkette durch die Simmerner Innenstadt und eine ökumenische "Nacht der offenen Kirche" in der Simmerner Stephanskirche. Damit wollen die Aktivisten nach eigenen Angaben ein Zeichen für den Zusammenhalt und das Miteinander in der Gesellschaft, für Toleranz und Demokratie setzen.

Der Pfarrer hofft, dass sich viele Menschen aus der Region an den Aktionen beteiligen, um zu zeigen, "dass wir in der Mehrheit sind." Er will seine Erwartungen aber eher niedrig halten und rechnet vorerst mit etwa 500 Teilnehmern: "Aber vielleicht erleben wir ja auch wieder eine Überraschung wie im Februar." Damals hatten etwa 4.000 Menschen gegen eine AfD-Veranstaltung in der Simmerner Hunsrück-Halle demonstriert.

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