Zerstörung durch das Ahr-Hochwasser in Schuld bei Adenau (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/TNN | Christoph Reichwein)

Wiederaufbau an der Ahr stockt

Flut-Betroffene wollen Grundstücke nicht abgeben

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Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler (Foto: SWR)

An der Ahr sollen an vielen Stellen die Ufer erneuert oder abgesenkt werden. Das wäre auch gut für den Hochwasserschutz. Aber bei der Grundstückssuche gibt es Probleme.

An Bewohnerinnen und Bewohnern des Ahrtals könnten einige Projekte für ein modernes und hochwassersicheres Ahrtal scheitern. Denn sie wollen ihre Grundstücke nicht hergeben. Die Folge: der Wiederaufbau stockt.

"Hochwasserdemenz" bei Betroffenen der Flutnacht?

Der Leiter des Verbindungsbüros der Landesregierung für den Wiederaufbau im Ahrtal, Thomas Weimer, war bei Verhandlungen mit Grundstückseigentümern dabei. Er spricht von "Hochwasserdemenz" bei den Betroffenen. Sie hätten in der Flutnacht Schreckliches erlebt und seien nun trotzdem nicht bereit, ihre Grundstücke für den Wiederaufbau abzugeben.

...Höhere Sicherheit kann es nur geben, wenn wir der Ahr mehr Platz geben.

Weimer sagt: "Diese Grundstücke sind für die Allgemeinheit wichtig und für die Sicherheit der Menschen im Tal. Höhere Sicherheit kann es nur geben, wenn wir der Ahr mehr Platz geben."

Thomas Weimer (links), Leiter des Verbindungsbüros der Landesregierung für den Wiederaufbau im Ahrtal und  Dominik Gieler (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr (Foto: Adams/EA)
Thomas Weimer, Leiter des Verbindungsbüros der Landesregierung für den Wiederaufbau im Ahrtal und Dominik Gieler (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr

Einige Grundstücksbesitzer an der Ahr teilten auf SWR-Anfrage mit, dass sie ihre Grundstücke noch nicht verkaufen wollen, weil sie mit der Höhe der Entschädigung nicht einverstanden sind.

Grundstücksbesitzer kämpfen mit den Folgen der Flutkatastrophe

Die Grundstücksbesitzer kämpfen rund zweieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe noch immer mit den wirtschaftlichen und seelischen Folgen. Sie fühlen sich beim Wiederaufbau benachteiligt. Die Bürokratie überfordert sie. Und dass sie jetzt ihr Eigentum abgeben sollen, empfinden sie den Angaben zufolge teilweise als sehr belastend.

Das zerstörte Ahrufer an der Dr. von Ehrenwall'sche Klinik in Ahrweiler. Die Klinik will der Ahr auf ihrem Gelände mehr Platz geben.  (Foto: SWR)
Das zerstörte Ahrufer an der Dr. von Ehrenwall'sche Klinik. Die Klinik will der Ahr auf ihrem Gelände mehr Platz geben.

Der Kreis Ahrweiler sagt, dass es eine gänzliche Verweigerungshaltung nur selten gebe. Die Kreisverwaltung will mit den Grundstückseigentümerinnen und Eigentümern weiter sprechen. Außerdem gebe es neben dem Verkauf für die Besitzerinnen und Besitzer auch die Möglichkeit, die Grundstücke zu behalten und eine Arbeit im Uferbereich zu erlauben.

Ich finde es ärgerlich, dass man da keinen Konsens gefunden hat.

Gegen den Willen der Eigentümerin oder des Eigentümers sei jedoch keine Maßnahme möglich. Dann, so der Kreis, müsse man an der Ahr umplanen - oder die Maßnahme ganz streichen.

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Ahr-Radweg wäre gut für Tourismus

Ein gutes Beispiel ist der teilweise zerstörte Ahr-Radweg. Da hielten die meisten im Ahrtal eine Höhenroute für sinnvoll. Einen Feldweg gibt es sogar schon. Dieser verläuft aber über die Grundstücke von Waldbesitzerinnen und -besitzern. Einige von ihnen wollen keinen Radweg.

Zerstörter Ahr-Radweg bei Altenahr (Foto: SWR)
Zerstörter Ahr-Radweg bei Altenahr

Darüber ärgert sich der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler. Denn dieser Radweg wäre zum einen gut für den Tourismus im Ahrtal und zusätzlich eine neue Strecke für die Radpendler aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen, glaubt er. Aber auch hier gilt: Wenn die Grundstückseigentümer nicht wollen, geht es mit dem Wiederaufbau des Ahrtals vorerst nicht weiter.

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