Mehrere Särge in einem Bestattungsunternehmen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Sophia Kembowski)

Nach Hochwasser im Ahrtal

Polizei Koblenz ermittelt gegen Bestatter

Stand

Die Polizei Koblenz ermittelt gegen einen Bestatter wegen des Verstoßes gegen das Bestattungsgesetz. Nach ersten Erkenntnissen soll er Leichen aus dem Hochwassergebiet im Ahrtal nicht ordnungsgemäß transportiert haben.

Der Bestatter, der mit seinem Unternehmen nicht im Kreis Ahrweiler ansässig ist, habe mutmaßlich gegen die Transportvorschriften im Bestattungsgesetz verstoßen, sagte ein Polizeisprecher dem SWR. Laut Gesetz dürfen für die Überführung von Leichen nur besonders ausgestattete Fahrzeuge verwendet werden. Wie und in welchem Fahrzeug der Bestatter die Verstorbenen transportiert haben soll, teilte die Polizei nicht mit.

Übereinander gestapelte Leichensäcke

Nach früheren Polizeiangaben soll der Bestatter mehrere Leichen aus dem Hochwassergebiet in nur einem Sarg in einem Container gelagert und mehrere offene Holzsärge mit verdreckten Leichensäcken übereinander gestapelt haben.

Der Verstoß gegen die Transportvorschrift ist laut Polizei eine Ordnungswidrigkeit. Diese müsse noch von der zuständigen Bußgeldstelle geprüft und bewertet werden. Im Rahmen des Verfahrens habe der Bestatter auch Gelegenheit, sich zur Sache zu äußern. Wie hoch das Bußgeld ausfallen könnte, teilte die Polizei nicht mit.

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Zusammenarbeit mit Bestatter ausgesetzt

Die Polizei habe ursprünglich mit dem Bestatter zusammengearbeitet, diese Zusammenarbeit aber inzwischen ausgesetzt.

Im Bestattungsgesetz ist klar festgeschrieben, dass die Würde des Toten zu achten ist. Während der Hochwasserkatastrophe kamen nach aktuellen Angaben mindestens 141 Menschen ums Leben.

Bestatterverband verurteilt das Vorgehen aufs Schärfste

Der Bestatterverband Rheinland-Pfalz hat entsetzt darauf reagiert, wie der betroffene Bestatter mit den Toten umgegangen sein soll. Geschäftsführer Christian Jäger sagte dem SWR, er verurteile einen solchen Umgang mit den Verstorbenen aufs Schärfste. Auch und gerade in Krisensituationen habe der pietätvolle Umgang mit den Verstorbenen absoluten Vorrang.

Der betroffene Bestatter sei mit der Situation offensichtlich überfordert gewesen, sagte Jäger. Der Verband habe den Kollegen und dem Landkreis Ahrweiler seine Hilfe und Unterstützung angeboten. Dies hätten die Behörden aber nicht in Anspruch genommen und sich stattdessen auf die beauftragen Bestatter verlassen.

Außerdem kritisierte Jäger, dass Polizei oder Ordnungsämter meist die Bestattungsunternehmen beauftragen, die das billigste Angebot bei den Ausschreibungen abgeben würden und nicht die, die am qualifiziertesten seien.

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SWR