Dernauer bauen eins ihrer Martinsfeuer in den Weinbergen auf (Foto: SWR)

Abschalten beim Martinsfeuer

Ein Dorf baut auf - Folge 7: Feiern trotz Erschöpfung

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Vier Monate nach der Flut sind viele Menschen in Dernau frustriert, dass der Wiederaufbau nicht besser vorangeht. Da kommt eine Tradition genau zur rechten Zeit: die Martinsfeuer.

Die Reportage-Reihe "Ein Dorf baut auf" begleitet die Menschen in Dernau im Kreis Ahrweiler nach der Flutkatastrophe auf ihrem Weg zurück in die Normalität. In der siebten Folge "Feiern statt Erschöpfung" sprechen Bürgermeister Alfred Sebastian, Franziska Schnitzler und Sebastian Tetzlaff darüber, dass sie manche bürokratische Hürden zum Verzweifeln bringen.

"Das ist fast unmenschlich, was hier auf einen einprasselt."

Wiederaufbau in Dernau: Immer noch viele Unklarheiten

Viele Fragen zum Wiederaufbau im Überschwemmungsgebiet, sind nach wie vor unklar und müssen im Einzelfall geprüft werden: "Ich schwimme auch. Wenn die Leute mich fragen, was dürfen wir denn noch? Dann muss ich sagen, ich weiß es nicht", sagt Bürgermeister Sebastian. Der 66-Jährige ist erschöpft, die Belastung der vergangenen Monate ist spürbar. Jetzt will er sich eine Woche Urlaub nehmen. "Das ist fast unmenschlich, was hier auf einen einprasselt. Dass man abends so platt sein kann, das kannte ich einfach nicht."

Winzer Markus Bertram hatte in den vergangenen Wochen viel im Weinberg zu tun. Jetzt kann er sich endlich um sein Haus kümmern, dass von der Flut zerstört wurde. Gutachter Alexander Weber geht mit ihm die Gebäude ab und dokumentiert die Schäden. Das Gutachten ist Voraussetzung, um die staatlichen Aufbauhilfen zu beantragen.

Das Warten belastet viele Betroffene in Dernau

Auf dem Grundstück von Sebastian Tetzlaff, wo er seit einigen Monaten in einem Wohnwagen lebt, ist mittlerweile ein weiteres Zelt und ein Container für Geräte und Werkzeug dazugekommen. Der selbstständige Handwerker versucht, das beste aus der Situation zu machen.

"Es zieht sich wie Kaugummi."

Dennoch plagt ihn die Ungewissheit: Denn er weiß auch vier Monate nach der Flutkatastrophe noch nicht, wie es mit einem neuen Wohnhaus und einer Halle für seinen Betrieb weitergehen soll. "Es zieht sich wie Kaugummi. Man wird zurück verwiesen, muss warten, soll wieder angerufen werden - dann passiert nichts. Und das halt in allen möglichen Bereichen, das ist einfach unglaublich anstrengend", sagt Tetzlaff, der jetzt auch erstmal eine Woche Urlaub macht, um sich zu erholen.

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Traditionelles Martinsfest bringt die Dernauer zusammen

Unterdessen bereitet sich das Dorf auf einen der wichtigsten Tage im Jahr in Dernau vor. Am Martinstag werden traditionell fünf große Feuer in den Weinbergen hoch über dem Ort angezündet. "Wir haben eigentlich alle viel Arbeit und genug zu tun, gerade auch wir im Krisenstab", sagt der stellvertretende Bürgermeister David Fuhrmann. "Aber man freut sich das ganze Jahr darauf wie so ein kleines Kind. Und ich denke gerade in diesem Jahr ist es wichtig für den Zusammenhalt. Es ist wichtig, dass wir den Leuten zeigen, es geht weiter bei uns an der Ahr."

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