Erste Tage nach der Flut: Aufräumarbeiten in Dernau nach der Hochwasser-Katastrophe (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Schwere Entscheidungen

Ein Dorf baut auf - Folge 2: Erste Tage nach der Flut

Stand

Abriss oder Sanierung? Viele Menschen im Ahrtal müssen sich entscheiden, was sie aus ihren vom Hochwasser zerstörten Häusern machen. Die schlimmen Ereignisse der Flutnacht lassen viele dabei nicht mehr los.

Die Reportage-Reihe "Ein Dorf baut auf" zeigt die Menschen in Dernau im Kreis Ahrweiler auf ihrem Weg zurück zur Normalität. In der zweiten Folge "Tage nach der Flut" erzählen vier Dernauer, wie es war, als sie nach dem Hochwasser zum ersten Mal in das zerstörte Dorf und ihre Häuser zurückkamen.

Sorgen um Verwandte und Freunde nach Hochwasser

Die Sorge, wie es den Verwandten, Nachbarn und Freunden im Dorf geht, war bei vielen groß. Gastwirt Peter Schnitzler war in der Flutnacht im Urlaub. Als er seinen Sohn nicht erreichen konnte, meldete er ihn als vermisst. Einen Tag später erfuhr er, dass es ihm gut geht. Erst am dritten Tag nach der Katastrophe hatte er Gewissheit, dass auch seine Mutter und seine Schwester gerettet wurden.

Beim Aufräumen habe in den ersten Tagen alles irgendwie funktioniert, sagt Peter Schnitzer. "Es waren viele Helfer da - auch große Lastwagen und Bagger. Aber es war absolut chaotisch." Es sei nichts koordiniert worden. Jeder habe sich selber kümmern müssen.

Abriss oder Sanierung?

Mit etwas Abstand beschäftigt viele Betroffene jetzt, ob ihr Haus ganz abgerissen werden muss oder noch saniert werden kann. Handwerker Sebastian Tetzlaff hat eine Elementarversicherung und entschied sich schon bald dazu, sein Haus und seine kleine Werkstatt abzureißen: "Es wäre totaler Blödsinn und unwirtschaftlich, das Haus noch zu retten. Das ist teilweise aus Bruchstein gebaut. Die Wände haben sich vollgesogen mit dieser ganzen Pampe. Abriss - mehr gibt es nicht zu sagen."

Hotelbesitzer Peter Schnitzler tat sich mit der Entscheidung deutlich schwerer. Nach mehr als einer Woche entschloss er sich letztendlich auch dazu, sein Hotel und Restaurant - das Traditionshaus "Kölner Hof" - abreißen zu lassen: "Das ist mein Elternhaus, das ist seit 1894 in Familienbesitz. Das lohnt sich, hab ich immer gedacht. Aber nach und nach wurde es immer mehr Schutt. Wie soll man so was wieder aufbauen? Dann haben wir doch gesagt, wir machen es platt. Es hat keinen Sinn mehr."

Wasser und Heizöl machen Häuser vorerst unbewohnbar

Alexandra Baltes und ihr Mann Heiko versuchen dagegen, den Schlamm und das Heizöl aus den Zimmern zu bekommen und versetzen ihr Haus in den Rohbauzustand. Sie wollen ihr Haus in der Schmittmannstraße direkt an der Ahr auf jeden Fall erhalten.

Auch Winzer Markus Bertram, der mit seinen beiden Brüdern in Dernau ein Weingut in der fünften Generation führt, kann sich nicht trennen und plant, die Häuser und Weinkeller zu retten: "Wenn ich jetzt sage, ich würde den Betrieb drangeben, dann müsste ich, glaube ich, das Tal verlassen. Ich würde mich einfach immer wieder daran erinnern, und das könnte ich nicht durchhalten."

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