Grundstück nahe Fliegerhorst Büchel, hier treffen sich Atomwaffengegner regelmäßig zu Demonstrationen (Foto: SWR)

Militärflugplatz in der Eifel

Atomwaffengegner warnen in Büchel vor nuklearen Gefahren

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Der Fliegerhorst Büchel in der Eifel steht für den friedlichen Protest gegen Atomwaffen. Christliche Gruppen haben dort bei einem Aktionstag gefordert, von der Abschreckungslogik abzurücken.

Die Friedensaktivisten forderten ein neues sicherheitspolitisches Denken und eine "friedenslogische Politik". Dazu gehörten der Verzicht auf Atomwaffen und die zivile Lösung von Konflikten und deren Ursachen, hieß es in einem ökumenischen Gottesdienst und einer anschließenden Kundgebung vor dem Haupttor des Luftwaffenstützpunkts.

Zum fünften Mal hatten die evangelischen Landeskirchen und die katholische Friedensbewegung pax christi auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel im Kreis Cochem-Zell zu dem Aktionstag aufgerufen.

In einer Botschaft an den Weltkirchenrat forderten die rund 100 Aktivisten die Mitgliedskirchen auf, sich bei ihren nationalen Regierungen für einen Beitritt zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag einzusetzen. "Die beim Ukraine-Krieg verbundene Eskalationsgefahr zeigt die Dringlichkeit eines weltweiten Atomwaffenverbots" heißt es in der Erklärung an die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), die vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe zusammenkommt.

Krieg in der Ukraine als mahnendes Beispiel

"Es darf nicht sein, dass sich die Politik und auch die Gesellschaft an die Existenz von Atomwaffen gewöhnen und so blind für ihre Risiken werden", erklärte der rheinische Präses Thorsten Latzel. "Das Risiko eines Einsatzes ist nie auszuschließen." Wie schnell sich die Verhältnisse ändern könnten, zeige der Krieg in der Ukraine. Es habe eine Zeit gegeben, in der die führenden Atommächte an einer echten Abrüstung interessiert erschienen, so Latzel. "Leider haben sie den Weg der kontrollierten und gegenseitig transparenten Abrüstung wieder verlassen. Das ist ein großer politischer Schaden."

Stationierung neuer Kampfjets befeuert Angst vor Atomkrieg

Nicht nur der Krieg in der Ukraine und die Bedrohung durch den russischen Präsidenten Vladimir Putin macht vielen Menschen Angst. Für manche rückt der Krieg beängstigend nahe, seitdem die Bundeswehr alle 35 neuen F-35-Tarnkappenjets auf dem Militärflugplatz in Büchel stationieren will.

Ein Lockheed Martin F-35 Tarnkappenjet aus den USA ist bei der Raumfahrtausstellung (ILA) ausgestellt. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen)
Die Bundeswehr wird eigenen Angaben zufolge alle ihre 35 neuen F-35-Tarnkappenjets auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationieren.

Seither warnen Atomwaffengegner vor neuen nuklearen Gefahren. Der Vorstand der Internationalen Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican), Johannes Oehler, sagte, ab 2023 würden dann wahrscheinlich auch modernisierte US-Atomwaffen in Büchel stationiert. Denn die neuen F-35-Kampfjets könnten Atomsprengköpfe abwerfen. Die modernisierten Bomben hätten eine verbesserte Lenkfähigkeit und Präzision: "Das senkt eventuell psychologisch die Hemmschwelle eines Einsatzes, da suggeriert wird, dass die Auswirkungen eines Einsatzes begrenzter sind."

Kommunen sehen Stationierung der Kampfjets positiv

Die Vertreter der umliegenden Gemeinden stehen der Stationierung der Kampfjets in Büchel dagegen positiv gegenüber. Schon jetzt arbeiten auf dem Militärflugplatz 300 Zivilbeschäftigte. In Zukunft könnten es nun noch mehr werden, hoffen die Befürworter der Stationierung.

Mit ihrem Aktionstag am Fliegerhost Büchel setzen sich Friedensaktivisten seit Jahren für eine atomwaffenfreie Welt ein. Denn schon heute sollen dort rund 20 US-Atomwaffen lagern. Bestätigt ist das nicht, aber es wurde auch nicht dementiert.

Mehrheit der Deutschen in Umfrage für US-Atomwaffen

Derzeit sind sie allerdings mit ihrer Meinung in der Minderheit. Eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des ARD-Politikmagazins "Panorama" ergab: 52 Prozent der Befragten sind dafür, dass die US-Atomwaffen in Deutschland bleiben, 39 Prozent votierten für einen Abzug und neun Prozent antworteten mit "Weiß nicht / Keine Angaben". Besonders groß ist die Zustimmung unter den Anhängerinnen und Anhängern der Grünen. Unter ihnen sprachen sich 64 Prozent für den Erhalt oder sogar die Aufstockung von Atomwaffen in Deutschland aus.

Zuletzt wurden in der Politik auch Stimmen laut, sich über eigene Atomwaffen innerhalb der EU Gedanken zu machen. Hintergrund sind die nuklearen Drohungen Putins, vor allem aber auch die Sorge, dass ein künftiger US-Präsident erneut die NATO-Mitgliedschaft und damit die Sicherheitsgarantien auch für Deutschland in Frage stellen würde.

Deutschland selbst hat sich vertraglich verpflichtet, keine Atomwaffen zu besitzen. Die Umfrage im Auftrag von "Panorama" zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten (71 Prozent) auch weiterhin der Meinung ist, Deutschland solle auch im EU-Rahmen keinen Zugriff auf eigene Atomwaffen bekommen.

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SWR