Angesichts der geplanten Stationierung von F-35-Tarnkappenjets auf dem Militärflugplatz Büchel nahe der Mosel warnen Atomwaffengegner vor neuen nuklearen Gefahren. Die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) erwartet hier für 2023 die Ankunft modernisierter US-Atomwaffen.
Kombiniert mit der Stationierung von neuen F-35-Kampfjets als Trägersystem sei dies "die größte nukleare Aufrüstung der Bundesrepublik seit dem Nato-Doppelbeschluss" vor rund 40 Jahren, teilte Johannes Oehler vom Ican-Deutschland-Vorstand mit. Die modernisierten Bomben hätten eine verbesserte Lenkfähigkeit und Präzision.
US-Atombomben in Bunkern bei Büchel
Schon jetzt liegen die letzten US-Atombomben in Deutschland nach unbestätigten Informationen in Bunkern bei dem Dorf Büchel. Von dort aus sollten sie im Ernstfall mit älteren Tornados befördert werden. Inzwischen hat die Bundesrepublik die Anschaffung und Stationierung von bis zu 35 F-35-Flugzeugen als Nachfolgemodelle in Büchel nahe Cochem beschlossen. Sie werden hier laut der Bundeswehr nach einer wohl bis Februar 2026 laufenden Sanierung der Landebahn erwartet.
Militärisches Angriffsziel in Deutschland
Ican-Vorstandsmitglied Oehler kritisierte, damit werde "weiterhin ein militärisches Angriffsziel mitten in Deutschland" geschaffen. "Die Atomwaffen garantieren keine Sicherheit, sondern erhöhen das Risiko für katastrophales menschliches Leid und Umweltzerstörung."
Es sei ein fatales Signal, dass sich Deutschland gerade angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine so entscheide. Das bestärkt laut Oehler ein neues nukleares Wettrüsten und schwächt die Verhandlungsposition, sich überzeugend für nukleare Abrüstung besonders bei Staaten wie etwa dem Iran oder Nordkorea einzusetzen.
Neue Jets als Teil des Umbaus der Bundeswehr
Die Regierungen der USA und Deutschlands argumentieren genau umgekehrt, dass gerade wegen internationaler Risiken die Beibehaltung der nuklearen Abschreckung wichtig und nötig sei. Ican hat für den 5. bis 10. Juli wieder eine Protestwoche in Büchel angekündigt.
Der Bürgermeister der 1.150-Einwohner-Gemeinde, Tino Pfitzner (parteilos), sagte zu künftigen F-35 und modernisierten Atomwaffen: "Man fühlt sich sicherer." Die Mehrheit seiner Bürger unterstütze diese Pläne. Die Streitkräfte seien der größte Arbeitgeber des Dorfes. "Wir sind froh, dass in Büchel investiert wird. Das ist ein Zeichen, dass es hier in Zukunft weitergeht." Fast in jeder Familie in Büchel gebe es jemanden, der am Militärflugplatz arbeite.