Das Telefon stehe kaum noch still, sagt Sabine Günther. Sie ist die Kreisverbandsvorsitzende der Obst- und Gartenbauvereine Kaiserslautern. Jeden Tag gebe es neue Anfragen über die Arbeit der Vereine und wie man Mitglied werden könne. Das freue sie sehr, sagt Günther. Die Obst- und Gartenbauvereine seien aktuell vor allem bei jungen Familien in der Westpfalz beliebt.
Steigende Lebensmittelpreise und Klimakrise
Besonders oft hört Sabine Günther von jungen Familien, dass sie gerne ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen möchten, weil die Situation im Moment weltweit so angespannt ist. Da ist zum einen der Ukrainekrieg, durch den viele Güter, wie zum Beispiel auch Lebensmittel, deutlich teurer werden. Dann die Klimakrise: Viele Leute wollten sich gesünder und umweltbewusster ernähren, so Günther. Der Gedanke, sich selbst versorgen zu können, stehe im Vordergrund. Diese Umstände schafften wieder neues Interesse an den Obst- und Gartenbauvereinen, die lange Zeit als angestaubt und veraltet wahrgenommen worden seien.
Zeit mit den Kindern verbringen
Lisa Schröter ist 34 Jahre alt und damit eines der jüngsten Mitglieder im Obst- und Gartenbauverein Landstuhl. Sie hat sich, zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern, im vergangenen Jahr ein Haus gekauft und möchte jetzt den eigenen Garten bewirtschaften.
Sie sei dem Obst- und Gartenbauverein Landstuhl beigetreten, weil sie hier den Garten noch einmal ganz neu entdecken könne, sagt sie. Auch weil sie hier viele andere Vereinsmitglieder treffe, die schon viel Erfahrung mit dem Gärtnern und dem Anbauen von Obst und Gemüse hätten. Das große Fachwissen helfe ihr sehr weiter. Wann wird beispielsweise welches Obst und Gemüse am besten angebaut, wie werden Bäume zurückgeschnitten, welche Gemüsesorten kann man in einem Beet nebeneinander pflanzen und welche besser nicht? In all diesen Fragen bekomme sie Hilfestellung und Anleitung im Verein.
Ihre Kinder sind ebenfalls Feuer und Flamme für die Arbeit im Garten. Fleißig helfen Lily und Annelie, fünf und sieben Jahre alt, beim Gießen und Pflanzen und auch das Naschen von den Obstbäumen kommt nicht zu kurz.
Generationen helfen sich gegenseitig
Lisa Schröter erzählt, sie tausche sich gerne mit Gertrud Glaser aus. Sie ist inzwischen 82 Jahre alt und selbst seit mehr als 25 Jahren im Verein tätig. Die Vereinsmitglieder gäben sich untereinander hilfreiche Tipps, berichten die beiden Frauen. Beispielsweise wie sie all das Obst und Gemüse aus ihren Gärten lange haltbar machen und lagern oder auch als Marmelade einkochen könnten. Gertrud Glaser macht diese Vereinsarbeit nach eigenen Angaben sehr gerne. Hier habe sie Kontakte zu anderen Menschen und sie gebe ihr Wissen auch gerne an jüngere Generationen weiter. Sie freue sich sehr, dass in den vergangenen Monaten so viele neue Mitglieder dazu gekommen seien.
Teure Geräte können ausgeliehen werden
Ein weiterer Punkt, warum sich Lisa Schröter für den Verein entschieden hat: Alle möglichen Geräte für die Gartenarbeit können ausgeliehen werden. Ob das ein Rasentrimmer, ein Mäher oder ein Vertikutiergerät ist, Mitglieder zahlen für das Ausleihen nichts.
Sabine Günther ergänzt, dass jeder, der im Obst- und Gartenbauverein Mitglied werden wolle, herzlich willkommen sei. Die Mitgliedschaft koste in den meisten Vereinen weniger als zehn Euro pro Jahr und sei somit für alle Interessierten erschwinglich. Dafür bekomme man neben den Gerätschaften Hilfe, Geselligkeit und Anleitung, damit jeder Garten grüne und blühe.