Der Energieversorger Pfalzwerke montiert auf dem Strommast in Herschweiler-Pettersheim eine Plattform für die Störche.  (Foto: SWR)

Vogel scheint neue Heimat anzunehmen

Nach Kritik: Pfalzwerke bauen im Kreis Kusel Plattform für Storchennest

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof (Foto: SWR)

Die Pfalzwerke haben im Kreis Kusel dieser Tage Storchennester entfernt. Das sorgte für Aufregung. Tierschützer sorgen sich um die Vögel. Nun gibt es eine Lösung. Und die scheint auch dem Storch zu gefallen.

Die Geschichte scheint ein gutes Ende zu nehmen: Die Pfalzwerke haben eine Plattform auf dem Strommast in Herschweiler-Pettersheim montiert. Und die hat der Storch bereits kurz danach für sich beansprucht. Nun hoffen alle, dass er darauf auch sein Nest ausbaut. Zuvor hatte der Storch direkt auf dem Strommast über Wochen hinweg ein Nest gebaut. Das wurde von Mitarbeitern der Pfalzwerke Netz AG entfernt - aus Sicherheitsgründen.

Die Situation sei gefährlich gewesen, sagte ein Pfalzwerke-Sprecher: "Wir hatten gesehen, dass das Nest sehr nah an den Leiterseilen war und die Gefahr eines Kurzschlusses sehr groß war. Bei sowas kann das Nest dann Feuer fangen. Das müssen wir natürlich verhindern - im Sinne der Versorgungssicherheit und der Sicherheit der Tiere."

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Doch der Storch hatte dann angefangen, zwischen zwei gelb-schwarzen Hütchen und einer Holzlatte wieder ein Nest auf dem gleichen Mast zu bauen. Zuvor sei der Storch aufgeregt herumgeflogen, erzählte Gerhard Morgenstern. Er wohnt direkt am Storchennest, beobachtet den Vogel regelmäßig.

Anwohner und Tierschützer vor dem Mast, auf dem der Storch in Herschweiler-Pettersheim ein Nest gebaut hatte.  (Foto: SWR)
Anwohner und Tierschützer vor dem Mast, auf dem der Storch in Herschweiler-Pettersheim ein Nest gebaut hatte.

"Was man sich als Mensch einfach mal vorstellen muss: Der Storch kommt und sucht sich einen Platz aus, der ihm sicher erscheint. Er hat ja keine Ahnung von Stromleitungen." So beschrieb es Christine Fauß, die Vorsitzende des Tierschutzvereins im Landkreis Kusel, und fügte an: "Wenn wir zum Beispiel irgendwo ein Haus bauen und kommen abends nach Hause und das Haus ist weg, dann ist es für uns auch ein großes Desaster. Und genauso ist es jetzt im Prinzip für ihn."

Noch weitere Nester im Kreis Kusel entfernt

Eier hatten sich nach Angaben der Pfalzwerke noch keine im Nest befunden, als dieses wieder abgebaut wurde. In solchen Fällen arbeite das Unternehmen mit der Struktur- und Genehmigungsbehörde Süd zusammen. Wie auch in Theisbergstegen, ebenfalls im Kreis Kusel. Dort habe man zwei Nester entfernen müssen, so der Sprecher.

Gerhard Morgenstern wohnt direkt nebenan in Herschweiler-Pettersheim. Er beobachtet den Storch regelmäßig.  (Foto: SWR)
Gerhard Morgenstern wohnt direkt nebenan in Herschweiler-Pettersheim. Er beobachtet den Storch regelmäßig.

Die Menschen in Herschweiler-Pettersheim hätten sich gewünscht, dass man sich vor dem Abbau mit ihnen ausgetauscht hätte. "Ich finde es wirklich schade, dass nicht versucht wird, die bestmögliche Lösung für beide, für Mensch und Tier, zu evaluieren", sagte Dennis Lenhard.

Er lebt nur wenige Häuser entfernt. "Ich sehe den Storch jeden Tag, wenn ich mit dem Hund spazieren bin." Der Vogel hat für ihn eine besondere Bedeutung: "Meine Frau und ich erwarten im August unser erstes Kind." Den Nestbau mitten in Herschweiler-Pettersheim zu beobachten, sei etwas Besonderes.

"Ersatzlösung" für Storch und Weibchen

Das sehen auch andere so. Beispielsweise Esther Schug: "Alle freuen sich sehr über die Störche im Dorf." Sie wünscht sich wie weitere Bürger eine "schnellstmögliche unbürokratische Hilfe". Und die Pfalzwerke haben auch reagiert. Mit einer Plattform auf dem Strommast als "Ersatzlösung", wie es das Unternehmen beschreibt. In der Hoffnung, dass dort der Storch für sich und ein Weibchen ein Nest ausbauen wird. Erste Zweige, so war zu beobachten, hat er bereits bewegt. Es scheint also ganz so, als wolle er es für sich und die Storchendame auf der Plattform heimisch machen.

Christine Fauß ist Vorsitzende des Tierschutzvereins im Landkreis Kusel.  (Foto: SWR)
Christine Fauß ist Vorsitzende des Tierschutzvereins im Landkreis Kusel. Sie sorgt sich um die Störche.

Um genau dieses Weibchen sorgen sich Bürger und Tierschützer auch. Denn für dieses könnte es ohne Nest gefährlich werden, befürchtet Tierschützerin Christine Fauß. Im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich, wenn kein Nest da ist, in das sie ihre Eier legen kann.

Sorgen um das Weibchen im Kreis Kusel

Das sieht auch Petra Göddel so. Sie wohnt ebenfalls in Herschweiler-Pettersheim. Direkt neben einem weiteren Storchennest. Die Tiere kann sie aus ihrem Küchenfenster heraus beobachten. "Wir freuen uns jedes Jahr, wenn sie wieder kommen. Das ist nun schon das vierte Jahr."

Petra Göddel wohnt neben weiteren Störchen in Herschweiler-Pettersheim im Landkreis Kusel.  (Foto: SWR)
Petra Göddel wohnt neben weiteren Störchen in Herschweiler-Pettersheim im Landkreis Kusel.

Natürlich hat sie auch beobachtet, wie ein weiterer Storch im Ort sein Nest gebaut hat - und mitbekommen, dass dieses Nest wieder abgebaut wurde. Göddel geht davon aus, dass es ein Jungtier ist - ein Kind der Störche an ihrem Haus. Sie macht sich ebenfalls Sorgen um die Tiere. "Ich finde das ganz schlimm. Wenn das Weibchen wirklich schon befruchtet ist, kann sie die Eier nicht legen und stirbt." Doch nun schaut es nach der ganzen Aufregung nach einem guten Ende aus.

Auch in Theisbergstegen eine Plattform für Störche

Auch in Theisbergstegen will der Energieversorger an einem Strommast eine Plattform für Störche anbringen. Nach Angaben der Genehmigungsbehörde SGD Süd muss "der Betreiber seine Masten beziehungsweise die Situation mit den Störchen im Blick haben, so dass Probleme außerhalb der Brutzeit erkannt und behoben werden können". Werde ein Nest neu von einem Vogel gebaut, sei dies aber nicht immer möglich. "Hier wäre in der Tat eine umgehende Bereitstellung einer Ersatzplattform in möglichst unmittelbarer Nähe und gleicher Höhe wichtig", so eine Sprecherin der SGD Süd.

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