Gemeinsam mitfiebern, bangen, ausrasten, jubeln, sich in den Armen liegen. Das ist Public Viewing, wie es in Deutschland vor allem durch das "Sommermärchen" bei der Fußball-Heim-WM 2006 populär geworden ist.
Keine Groß-Events in großen Städten
Bilder von schwarz-rot-goldenen Fahnenmeeren in Innenstädten sind legendär. Eine Abfrage des SWR unter kleinen und großen Städten ergab allerdings: An den meisten Orten in Rheinland-Pfalz wird es solche Bilder während der Heim-EM (vom 14. Juni bis 14. Juli) wohl nicht geben. Viele Städte verzichten auf Public Viewings an öffentlichen Plätzen. Selbst in Ludwigshafen, Kaiserslautern und Trier sind bislang keine öffentlichen Veranstaltungen während des Turniers geplant.
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Karte: Public Viewings zur EM in der Übersicht
Eine Reihe Public Viewings findet sich dennoch in Rheinland-Pfalz, hier ein Überblick über größere Veranstaltungen:
Der Trend im Land - mit wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel der 6.500 Fans fassenden EM-Arena in Landau - geht weg von Massenevents und hin zum gemeinsamen Fußballschauen in Kneipen oder bei Freunden.
Schlechte Fußball-Stimmung durch Corona, Katar und Misserfolge
In den vergangenen Jahren ist der Fußball-Euphorie hierzulande die Luft ausgegangen: Weil die Corona-Pandemie kollektive Erlebnisse einschränkte, weil die Winter-WM in Katar nicht wirklich zu Fußball-Partys unter freiem Himmel einlud und vor allem, weil die deutschen Fußballer auf dem Platz schon lange keinen Anlass mehr dazu gegeben haben, ausgiebig zu feiern.
Tenor: Public Viewings kaum rentabel
Aus vielen Städten, in denen keine offiziellen Public Viewings stattfinden, ist zu hören: Die Ausrichtung rentiere sich für Veranstalter kaum, bei vergangenen Turnieren legten viele ihnen von drauf. Wer öffentliches EM-Schauen anbieten will, muss außer GEMA-Gebühren auch Lizenzgebühren (je nach Veranstaltungsgröße bis zu 10.000 Euro) an den europäischen Fußballverband UEFA zahlen.
Events in Zweibrücken und Konz möglich
Mancherorts, beispielsweise in Zweibrücken oder Konz, gibt es nach Auskunft der Städte zwar Anfragen von potentiellen Ausrichtern, fixe Anmeldungen von Public-Viewing-Events gibt es aber bisher nicht.
Andere Städte wie Ingelheim, wo in der Vergangenheit schon mehrmals Public Viewings im Zentrum stattfanden, verzichten bewusst darauf - auch um ansässigen Gastronomen "keine Konkurrenz zu machen", teilt ein Ingelheimer Stadtsprecher mit.
Bars, Kneipen, Campingplätze und Vereine zeigen Spiele im kleineren Rahmen
Klar ist: Kneipen, Bars und Pubs wappnen sich allerorts mit zusätzlichen Fernsehern, Beamern, Kaltgetränken und angepassten Öffnungszeiten für das Turnier. Auch Campingplätze an Rhein, Mosel, Lahn und im Hunsrück planen, gemeinschaftliches Fußballgucken anzubieten. Ebenfalls organisiert eine Reihe Sportvereine kleinere Events, bei denen die Spiele der Deutschen übertragen werden.
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Hoffnung auf EM-Euphorie rund um das DFB-Team
Die Hoffnung, dass sich die in den vergangenen Jahren negative Stimmung um den deutschen Fußball während der Heim-EM dreht, ist allgegenwärtig. Der Auftakt ist der Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit einem 5:1 schon Mal gelungen. Der nächste Gegner: Ungarn, am Mittwoch.
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Zwar gibt es in Rheinland-Pfalz keine Spielorte, die nächsten befinden sich in Frankfurt, Köln und Stuttgart. Allerdings hat die Slowakei ihr Lager in Mainz aufgeschlagen und der dänische Fußballverband veranstaltet ein Fan-Camp in Bad Dürkheim. Die Voraussetzungen für ein "Sommermärchen 2.0" sind also gegeben. Public-Viewing-Veranstalter und Gastronomen würde es freuen.