Interview zu Falschfahrern

Fast jeder zweite Falschfahrer macht das mit Absicht

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Immer wieder machen sich Falschfahrer in Rheinland-Pfalz zu einer massiven Verkehrsgefährdung auf Autobahnen und Bundesstraßen. Viele, die falsch auffahren, sind alt und verwirrt, aber ein großer Teil der Falschfahrer wird mit voller Absicht zur Gefahr für sich und andere.

SWR1: Falschfahrer, fast jeder zweite macht es mit Absicht. Zu diesem Ergebnis kommen die Unfallforscher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Am vergangenen Samstag gab es einen Unfall auf der A63 bei Biebelnheim. Es gab eine Vollsperrung und Viele im Stau haben auf der Autobahn einfach gewendet. Kirstin Zeidler leitet die Unfallforschung der Versicherer. Wie kommt es, dass Autofahrer immer wieder trotz drohender Fahrverbote sowas machen? Einfach Wenden auf der Autobahn.

Kirstin Zeidler: Ja, es ist tatsächlich erstaunlich, dass wir so einen hohen Anteil haben, derer, die das bewusst in Kauf nehmen. Es geht hier um Leben und Tod, auch der anderen Verkehrsbeteiligten. Unsere Untersuchung hat in der Tat ergeben, dass fast die Hälfte bewusst die Falschfahrt durchführt und ein Drittel davon wendet. Das hat ganz profane Gründe: Manchmal ist es der Stau, manchmal ist es die Flucht vor der Polizei, vielleicht auch eine verpasste Ausfahrt.

SWR1: Und haben Sie beim Gesamtverband der Versicherer auch Ideen, wie so etwas zu verhindern wäre?

Zeidler:
In jedem Fall. Also wir sprechen uns sehr dafür aus, dass wir vor allen Dingen in den Autos eine App-basierte Lösung integrieren und auch auf den Smartphones. Beides ermöglicht, dass vor allen Dingen dritte Beteiligte gewarnt werden - sehr viel schneller, als das heute durch den Verkehrsfunk passiert. Und wir aber auch den Falschfahrer selbst damit erreichen können, sofern die Fahrt eben unbewusst und nicht bewusst passiert.

SWR1: Aber wenn sie bewusst passiert, kann man nichts machen?

Zeidler: Wenn sie bewusst passiert, kann man in der Tat relativ wenig machen. Wir empfehlen in jedem Falle: Wenn man merkt, dass man auf der Autobahn falsch unterwegs ist, dass man auch als Falschfahrer selbst möglichst schnell, dann auf den Fahrstreifen (Anm.: Standstreifen) kommen sollte, das Auto stehen lässt und die Warnblinkanlage anmacht und Hilfe ruft. Weil man dann zumindest keine eigene Energie mehr mitbringt und Unfälle vermeiden kann.

SWR1: Wir hatten noch einen anderen schweren Unfall mit vier Schwerverletzten in Rheinland-Pfalz am Wochenende - ein Frontalzusammenstoß auf der A48 bei Bendorf. Da sagt die Polizei: Der Unfallfahrer war in Richtung Trier aufgefahren, wollte aber in die Gegenrichtung und hat dann gewendet. Also wir sehen: hier auch wohl Absicht im Spiel. Aber die Kernfrage ist ja: Dieses falsch Auffahren, müssen die Auffahrten womöglich besser markiert werden? Welche Meinung haben Sie da?

Zeidler:
Es ist natürlich so, dass sie mit den Markierungen an der Auffahrt die, die das Ganze bewusst durchführen, überhaupt nicht erreichen, sondern nur die, die sich versehentlich in die falsche Richtung begeben. Das heißt, wir würden in jedem Fall nur einen Teil der Truppe erwischen. Worüber wir noch gar nicht gesprochen haben, ist, dass wir unter den Falschfahrern über 40 Prozent Menschen jenseits der 75 haben. Das sind die, die überwiegend aus Gründen der Verwirrtheit versehentlich die falsche Auffahrt nehmen und in die falsche Richtung fahren. Aber wir würden eben in jedem Falle mit diesen Schildern immer nur einen Teil der Truppe erreichen - die, die bewusst unterwegs sind, eben gerade nicht. Deswegen sprechen wir uns für App-basierte Lösungen aus. Und vor allen Dingen: Perspektivisch könnte man auch darüber nachdenken, dass man in die Fahrzeuge eingreifen könnte, das heißt längerfristig auch in Neuwagen tatsächlich Notbremsfunktionen einbaut. Denn per GPS ist heute jedes Fahrzeug ortbar und über solche Notbremsfunktionen könnte man das Fahrzeug dann tatsächlich auch zum Stehen bringen. Das lässt sich aber leider nicht von Heute auf Morgen realisieren.

SWR1: Also das ist Zukunftsmusik: Eine Fahrsperre, dass sich das Auto selber deaktiviert, wenn man falsch herum auffährt.

Zeidler: Genau so ist es.

Das Gespräch führte Jürgen Kurth.

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