Restaurant - mit Schild "offen" (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Fabian Sommer)

Letztes Treffen des "Corona-Bündnisses"

Drei Jahre Corona - wie die Pandemie begann und wo wir heute stehen

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Stefanie Hoppe

Die Corona-Pandemie hat alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens erschüttert. Rund drei Jahre nach seiner Gründung kam letztmals das rheinland-pfälzische "Corona-Bündnis" zusammen.

Nach dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 hatte Rheinland-Pfalz einen regelmäßigen Austausch mit Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertretern von Wirtschafts- und Sozialverbänden, Kirchen, Gewerkschaften und zahlreicher anderer Organisationen gestartet.

Bei einer Abschlussveranstaltung in der Mainzer Staatskanzlei zogen die Teilnehmenden nun eine positive Bilanz über ihr Wirken: "Das Corona-Bündnis hat während der Pandemie mit seinem offenen Austausch aus den vielfältigen Perspektiven aller Partner und Partnerinnen einen wichtigen Beitrag geleistet", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

Die akute Pandemie sei nun zwar vorbei. Aber sie werde nicht vergessen, teilte die Ministerpräsidentin weiter mit. Wir blicken zurück auf die Anfänge und den Verlauf der Pandemie.

Erster Fall Ende Januar 2020 in Bayern

Ende Januar 2020 wird erstmals ein Mensch in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Los geht es in Bayern - die Gesundheitsbehörden bestätigen am 27. Januar den ersten Corona-Fall in der Bundesrepublik. Es handelt sich um einen Mann aus dem Kreis Starnberg. Er hatte bei einer Schulung seiner Firma Kontakt zu einer Kollegin aus Shanghai.

Quarantänestation in Germersheim

Schnell steht auch Rheinland-Pfalz im Fokus der Corona-Pandemie. In einer Zeit, in der man in Deutschland noch keine Erfahrungen mit dem Virus hat, wird als Vorsichtsmaßnahme in der Südpfalzkaserne in Germersheim eine Quarantänestation eingerichtet. Am späten Abend des 1. Februar 2020 treffen dort mehr als 120 Menschen ein, die aus dem chinesischen Wuhan nach Deutschland zurückgekehrt waren.

Etwa 30 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes kümmern sich um die Rückkehrer. Zwei Menschen werden positiv auf das Coronavirus getestet, zeigen allerdings keine Symptome. Sie werden in eine Frankfurter Klinik gebracht. Die restlichen China-Rückkehrer dürfen die Kaserne nach 16 Tagen Quarantäne und mehreren negativen Tests wieder verlassen.

Den ersten bekannten rheinland-pfälzischen Corona-Patienten gibt es wenig später: Ein infizierter Soldat der Flugbereitschaft kommt am Aschermittwoch, dem 26. Februar 2020, ins Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus. Er hatte sich bei einem Bekannten aus dem Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen angesteckt und danach Karneval gefeiert.

"Neuartiges Coronavirus" und die Fastnacht

Die Fastnacht- und Karnevalfeierlichkeiten 2020 sind bereits von dem drohenden Virus aus Wuhan überschattet. Aber die Menschen feiern größtenteils unbekümmert, Absagen oder Einschränkungen gibt es keine. Kaum jemand kann sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, dass Fastnacht und Rosenmontag für zwei Jahre in Folge ausfallen werden.

Zunehmend wird jedoch klar, dass eine Krise bisher nicht gekannten Ausmaßes über das Land hereinbricht. Besonders die mahnenden Worte eines bis dato weitgehend unbekannten Virologen, Christian Drosten, dringen immer mehr durch. Fortan ist "das neuartige Coronavirus" Dauerthema in vielen Talk-Sendungen. Die Virologen geben sich die Klinke in die Hand.

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Lockdown, um die "Kurve abzuflachen"

Freitag, der 13. März 2020, stellt schließlich das Privatleben vieler Menschen in Rheinland-Pfalz auf den Kopf: Die Landesregierung gibt bekannt, nach dem Wochenende die Schulen schließen zu wollen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Ein Schock für viele Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer. Innerhalb kürzester Zeit wird Homeschooling aus dem Boden gestampft, viele Firmen schaffen binnen weniger Tage die Grundlage für Homeoffice.

Wenige Tage danach der erste Lockdown - Gastronomie, Einzelhandel und Sportstätten sind dicht. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) begründet das mit dem Ziel, "die Kurve zunächst abzuflachen".

Die Kurve abflachen - eine Formulierung, die in den folgenden Monaten noch öfter fallen wird. Auch der Virologe Bodo Plachter von der Universitätsmedizin Mainz betont im März 2020, es gehe vor allem darum, das Gesundheitssystem zu entlasten und vulnerable Gruppen zu schützen. 

Kuriositäten im Corona-Alltag

Im Laufe der folgenden Monate spielen sich viele Szenen ab, die man sich nicht im Traum hätte vorstellen können: Schwangere, die ihre Babys in der Klinik ohne Begleitung zur Welt bringen müssen. Kita-Kinder, die vor dem Nebeneingang der Einrichtung ihrer Erzieherin übergeben werden. Leer gefegte Klopapier- und Nudelregale. Menschenschlangen vor Apotheken, Arztpraxen und Bäckereien.

Spielplatz während Corona (Foto: IMAGO, imago images/Future Image/Chirstoph Hardt)
Spielplatz während Corona

Heute erscheinen diese Szenen wie aus einem Film, wie aus einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Die einst vielfach herbeigesehnte Normalität ist inzwischen weitgehend zurückgekehrt. Am 2. Februar 2023 ist eine der letzten Corona-Maßnahmen gefallen: Bundesweit gibt es keine Maskenpflicht im Fernverkehr mehr.

Teststelle für Teststelle hat die Schotten dicht gemacht - aufgrund mangelnder Nachfrage. Die Bevölkerung ist weitgehend immun, entweder durch Impfung oder durch Infektion - häufig auch beides. Isolationspflicht? Ende 2022 abgeschafft. Inzidenzwerte? In den Hintergrund gerückt.

Ständige Erschöpfung - und die Suche nach den Ursachen

Während viele erleichtert festgestellt haben, dass das Coronavirus sie nicht aus der Bahn geworfen hat, kämpfen andere mit Long Covid. Ein neues Wissenschaftsfeld ist entstanden, überall schießen Corona-Studien aus dem Boden. Vieles ist inzwischen über die Wirkung des Virus im Organismus bekannt, vieles aber noch unklar.

Wie lautet das Fazit - nach drei Jahren Pandemie? Mehr als 165.000 Menschen sind in Deutschland an und mit dem Virus gestorben. Viele Pflegekräfte wuchsen über sich hinaus - und denken jetzt vor Erschöpfung ans Aufhören. Viele Kinder und ihre Eltern aber auch Künstler spüren die Folgen des Lockdowns immer noch. Politiker räumen indes erstmals ein, dass manche Maßnahmen zu strikt waren. So war es laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aus heutiger Sicht ein Fehler, Schulen und Kitas so lange und so weitreichend zu schließen.

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Jährlich wiederkehrende Impfungen im Herbst?

Und wie geht es weiter? Manche Mediziner finden, dass gegen Corona künftig im Herbst geimpft werden sollte, wie vor der Grippewelle. Der Direktor der Klinik für Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander, ist da allerdings skeptisch: "Bis wir wirklich synchrone, streng saisonale Corona-Wellen haben, dürfte es noch eine Weile dauern." Daher seien regelmäßige Corona-Impfungen bei bestimmten, gefährdeten Gruppen womöglich alle ein bis zwei Jahre vorstellbar.

Eines stört Sander in der aktuellen rückblickenden Corona-Debatte - und er ist damit sicherlich nicht alleine: "Manche verbreiten jetzt im Nachhinein das Narrativ, dass die Corona-Impfung überflüssig gewesen sei. Dabei war sie vielmehr der entscheidende Schalter, um aus der Pandemie herauszukommen."

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