Eine stillgelegte Bahnstrecke ist mit einem roten Schild als gesperrt gekennzeichnet

Streckennetz soll erweitert werden

Reaktivierung: Diese 12 stillgelegten Bahnstrecken in RLP werden geprüft

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

In Rheinland-Pfalz sollen alte Bahnstrecken reaktiviert werden, um das Netz zu erweitern. Das Mobilitätsministerium lässt zwölf stillgelegte Strecken untersuchen, ob sie dafür geeignet sind.

Viele Jahre ging der Trend in eine andere Richtung: Strecken wurden stillgelegt, vor allem wenn sie für die Deutsche Bahn nicht attraktiv waren. Das galt auch in Rheinland-Pfalz. Inzwischen versucht die Politik, mehr Güter- und Personenverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern - auch für mehr Klimaschutz. Die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) will deshalb das Streckennetz im Land erweitern, damit auch außerhalb der Ballungszentren das Angebot für Bahnkundinnen- und kunden attraktiver wird.

Ministerium hat Pläne für Reaktivierung im Landtag vorgestellt

Dafür sei es nötig, bestehende Strecken weiter auszubauen und auch "zusätzliche, neue Verbindungen wieder in Betrieb zu nehmen", sagte Eder. Einzelheiten hat das Ministerium am Donnerstag im Landtagsausschuss für Umwelt und Mobilität vorgestellt. Demnach werden derzeit zwölf stillgelegte Bahnstrecken im Land daraufhin untersucht, ob es sich lohnt, diese wieder für den Personenverkehr in Betrieb zu nehmen. Es geht um folgende Strecken:

1. Aartalbahn (Diez - Wiesbaden)
2. Brexbachtalbahn (Engers - Siershahn)
3. Eifelquerbahn (Abschnitt Kaisersesch - Gerolstein)
4. Hunsrückquerbahn (Langenlonsheim - Simmern - Flughafen Hahn/ Morbach)
5. Kasbachtalbahn (Linz - Kalenborn)
6. Koblenz-Lützel - Bassenheim
7. Glantalbahn (Staudernheim - Lauterecken - Altenglan)
8. Zellertalbahn (Langmeil - Monsheim)
9. Eistalbahn (Eiswoog - Enkenbach)
10. Landau - Germersheim
11. Landau - Herxheim
12. Wieslauterbahn (Hinterweidenthal - Bundenthal-Rumbach)

Karte mit zwölf alten Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz, die möglicherweise reaktiviert werden.

Nach Kosten-Nutzen-Rechnung für die Strecken erfolgt ein Ranking

Im Vorfeld der Ausschussitzung sagte Eder, Grundvoraussetzung für die Reaktivierung einer Strecke sei ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis. In die Berechnung fließen demnach etwa erwartete Fahrgastzahlen ein, wie gut eine Strecke in das bestehende Netz eingebunden werden und wie stark sie zur CO2-Einsparung beitragen kann. Wichtig ist laut Eder auch, ob eine Strecke beispielsweise als Umleitung für viel belastete Hauptstrecken dienen kann und ob sie den Tourismus voranbringt.

Im Laufe des Jahres will das Ministerium ein Ranking festlegen - also eine Reihenfolge - nach der die Strecken reaktiviert werden sollen. Dies erfolge nach einheitlichen Kriterien, so Eder. Am Ende des Prozesses entscheide jedoch der rheinland-pfälzische Landtag, welche der Strecken reaktiviert werden.

Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert Vorgehen der Landesregierung

Der Fahrgastverband Pro Bahn hält das Erarbeiten einer Prioritätenliste für überflüssig und zeitraubend. Er fürchtet, dass Rheinland-Pfalz am Ende bei der Förderung des Bundes leer ausgeht. "Die Fördermittel vom Bund zur Reaktivierung von Bahnstrecken sind begrenzt", kritisierte der Landesvorsitzende Noah Wand. "Während andere Bundesländer einen Förderantrag nach dem anderen einreichen, diskutieren wir in Rheinland-Pfalz noch über die richtige Reihenfolge." Dabei sei im Koalitionsvertrag die Reaktivierung einzelner Strecken wie etwa der Eifelquerbahn bereits festgehalten.

Während andere Bundesländer einen Förderantrag nach dem anderen einreichen, diskutieren wir in Rheinland-Pfalz noch über die richtige Reihenfolge.

Im Fördertopf des Bundesverkehrsministeriums seien derzeit eine Milliarde Euro jährlich vorgesehen, ab 2025 sogar zwei Milliarden Euro. "Wie schnell dieser Topf geleert werden kann, sehen wir aber auch bei einigen Großprojekten: Die Stadt Hamburg hat bereits Gelder für den ersten Bauabschnitt einer U-Bahn beantragt." Dieses Projekt koste allein rund 1,3 Milliarden Euro "und allein damit bereits mehr, als vom Bund für das gesamte Jahr 2024 vorgesehen".

Eder: Reaktivierung von Bahnstrecken ist ein Kraftakt für RLP

Grundsätzlich beteiligt sich der Bund mit bis zu 90 Prozent an den Kosten, wenn eine ehemals stillgelegte Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen wird. Da für die Reaktivierungen häufig zwei- bis dreistellige Millionenbeträge nötig seien, sei aber auch ein Anteil von nur zehn Prozent für die Länder wie Rheinland-Pfalz ein Kraftakt, erklärte Eder.

Im Vergleich zum Neubau von Bahnstrecken seien Reaktivierungen tendenziell mit weniger Aufwand, kostengünstiger und schneller zu realisieren, so die Ministerin. "Trotzdem ist jede Streckenreaktivierung ein aufwändiges, langjähriges Großprojekt."

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