Ihre letzte Kabinettssitzung vor ihrem Rücktritt bestritt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag im Ahrtal. Offenbar wollte sie noch einmal ihre Verbundenheit ausdrücken mit den von der Flutkatastrophe traumatisierten Menschen. Doch gut gemeint ist nicht gut gemacht. Seit dem Jahrhunderthochwasser ist das Ahrtal für die scheidende Landesmutter kein Freundesland mehr. In einer aktuellen Umfrage im Auftrag des SWR bewerteten fast dreiviertel der Befragten das Krisenmanagement der Landesregierung als weniger oder gar nicht zufriedenstellend.
Ministerpräsidentin legt Amt heute nieder Letzte Kabinettssitzung von Malu Dreyer im Ahrtal: Nachfragen unerwünscht
Malu Dreyer (SPD) ist am Dienstag mit der Landesregierung in den Kreis Ahrweiler gekommen. Die Presse wurde auf Abstand gehalten.
Zum Regierungsstil von Malu Dreyer gehörte es seit jeher, ihre Macht in Partei und Regierung mit Hilfe langjähriger Mitstreiter – Doris Ahnen, Roger Lewentz (beide SPD) – und politischer Schwergewichte anderer Parteien – Anne Spiegel (Grüne), Volker Wissing (FDP) - zu sichern. Spiegel und Lewentz machten in der Flutnacht im Juli 2021 und den Wochen danach jeweils eine unglückliche Figur. Malu Dreyer wollte um jeden Preis Ruhe haben im Laden. Der spät zurückgetretene Innenminister Roger Lewentz wurde allerdings als SPD-Landesvorsitzender wiedergewählt. So viel Parteiloyalität empfanden viele Menschen im Land als enttäuschend, ja bitter.

Die Ministerpräsidentin hat zudem offenbar versucht, Innenminister Michael Ebling (SPD) zu ihrem Nachfolger zu machen. Wieder sollte es ein Getreuer sein ungeachtet seiner politischen Bilanz. Als Oberbürgermeister von Mainz, eine SPD-Hochburg, wurde Michael Ebling fast abgewählt – wie kann er dann ein Kandidat fürs Land sein? Für mich wird Malu Dreyer vor allem als Macht- und Parteitaktikerin in Erinnerung bleiben. Eine charismatische Persönlichkeit, die schlau und mit kühlem Herzen regiert hat.
Kommentare (1)
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"Wir-haben-uns-alle-lieb-Kultur" in Ihrem Meinungsartikel vom 3.7. im letzten Absatz. _ Da liest sich die Überschrift hier „... – Regieren mit kühlem Herzen“ als abgeschwächte Form von ‘Kalte Herzen‘ [Fn_1] --- Nun ist für Malu Dreyer genau ihr eigenes Leben, die hohe Belastung durch die vielzähligen kurz aufeinanderfolgenden Entscheidungen in diesem hohen Amt, körperlich -wohlmöglich auch psychosozial- nicht länger ohne bleibende Schäden zu bewerkstelligen. __ J. Eichelhaeher* mit diesen Worten „Im Festhalten, das Loslassen gelernt, und zu sich selbst gefunden.“ *Deutscher Aphoristiker, Frei-Denker, Humanist und Humorist __ [Fußnote_1] Roman von Tess Gerritsen erschienen 1996 - Als sie eine folgenschwere Entscheidung fällt, steht plötzlich nicht nur ihre Karriere auf dem Spiel – sondern auch ihr Leben!