Eine 84-jährige Frau sitzt am 30.04.2013 in Weingarten (Landkreis Ravensburg) am Steuer ihres Kleinwagens. Ältere Autofahrer sind im Straßenverkehr oft überfordert, sagen Unfallforscher. Viele seien jedoch nicht einsichtig. Deshalb seien verbindliche Testfahrten angebracht.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Felix Kästle)

Keine Gesundheitschecks für Autofahrer

Meinung: Freie Fahrt auch für Ältere

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Das EU-Parlament lehnte am Mittwoch regelmäßige Gesundheitschecks für ältere Autofahrer ab. Martin Rupps ist darüber froh – wider besseres Wissen.

Das EU-Parlament lehnte am Mittwoch mehrheitlich einen Vorschlag der EU-Kommission ab, die ältere Autofahrerinnen und Autofahrer regelmäßig zum Gesundheitscheck schicken wollte. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich dagegen ausgesprochen wegen „eines enormen Bürokratieaufwands“. Autofahrer könnten selbst am besten einschätzen, ob sie noch fahren können.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Ich teile weder die Argumente noch die Haltung des Ministers, der sich jetzt offenbar durchgesetzt hat. Ältere fahren zwar seltener Auto, sind aber häufiger in schwere Unfälle verwickelt. Trotzdem wehrt mein Herz ab, was der Verstand mir aus eigenem Erleben sagt. Mein Vater fuhr nach seinem Schlaganfall mit 59 immer schlechter Auto. Ständig rammte er Poller oder Parkhaus-Wände. Hätte ich meinem Vater, der 40 Jahre lang Opel-Neuwagen verkauft hat, den Verzicht aufs Autofahren nahelegen sollen? Ich tat es nicht.

Ältere fahren seltener und sind in schwere Unfälle verwickelt

Gefühlt gehören viele Autofahrerinnen und Autofahrer im dritten Lebensabschnitt nicht mehr ans Steuer. Die Mutter von Bekannten verwechselte auf einem Friedhofsparkplatz Gas und Bremse, worauf sie einen Maschendrahtzaun überfuhr und zwischen Gräbern zum Stehen kam. Meine ehemalige Wohnungsnachbarin teilte einmal ihre Überraschung und Freude mit mir, dass sie ihr Auto wiedergefunden hatte – es stand wie gewohnt auf dem Parkplatz unserer Wohnanlage. Ich finde das für die Betroffenen persönlich tragisch. Sie sind eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmende und sich selbst. Doch ich mag hier nicht den Richter spielen.

Wider besseres Wissen bin ich froh, dass die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag abgeblitzt ist. Die Politik muss die Menschen nehmen, wie sie sind – auch in ihrer Gebrechlichkeit.

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