Haben Sie am Mittwoch Glück gehabt? Etwa nicht? Dabei war doch am Mittwoch der Internationale Tag des Glücks. Da hätte doch auf jeden Fall etwas gehen sollen in Sachen Fortuna. Aber mit diesen verordneten internationalen Tagen ist es ohnehin so eine Sache.
Die Kolumne von Gerhard Leitner können Sie hier auch als Audio hören:
Der eine Tag für die Frauen
Nehmen wir nur mal als Beispiel den Weltfrauentag. Der war am 8. März. Auf einmal war allen wichtig, wie sehr Frauen unsere Gesellschaft prägen, dass sie in vielen Teilen der Welt immer noch unterdrückt und benachteiligt werden und dass sich das ändern müsse. Und dass selbst bei uns noch große Ungleichheit in der Berufswelt herrsche und so weiter. Aber schon am 9. März sprach keiner mehr darüber und am 10. noch weniger – wie im restlichen Jahr.
Das Riesenglück, hier zu leben
So ein Jahrestag hat also nur eine sehr kurze Halbwertzeit. Dabei sollten wir Frauen jeden Tag würdigen genauso wie das Glück, das wir haben. Schon alleine, weil man hier bei uns lebt. Es ist ein Riesenglück, dass wir hier in Sicherheit leben können, und nicht beschossen werden, dass bei uns niemand verhungern muss. Es ist ein Riesenglück, dass wir ein funktionierendes soziales Netz haben, dass es starke Gewerkschaften gibt, die Hungerlöhne verhindern. Es ist ein Riesenglück, dass hier keiner verarmt, weil er Krankenhaus- oder Arztkosten nicht zahlen kann, wie in den USA. Dass bei uns Wasser einfach so aus dem Hahn kommt und die Schule kostenlos ist. Und es ist ein Riesenglück, dass man seine Meinung frei äußern kann - selbst die größten Schwachköpfe dürfen das bei uns.
Ausgerechnet Finnland?
Insofern sollten wir ein sehr glückliches Volk sein. Sind wir aber nicht. Laut Weltglücksbericht hat Deutschland ja sogar einen deutlichen Satz nach unten gemacht und ist von Platz 16 auf Platz 24 abgerutscht. Und ausgerechnet die Finnen stehen bereits zum siebten Mal an Platz 1. Ein Land, das noch nie einen Fußball-Weltmeister gestellt hat. Ein Land, in dem es viele Monate lang sehr dunkel ist. Wo Alkohol unerschwinglich ist. Vielleicht ist es die Luftgitarren-Weltmeisterschaft, die seit 1996 in Oulu ausgetragen wird, oder der täglichen Sauna-Besuch, der die Finnen glücklich macht?
Nein! Die Glücksforscher haben eine simple Begründung: Die Finnen vertrauen einander, sie kümmern sich umeinander. Und sie haben ein sehr hohes Maß an Chancengleichheit in Bezug auf Bildung, Gesundheit und soziales Ansehen. Das sollte eigentlich ganz normal sein. Aber offenbar sind wir davon noch ein Stück weit davon entfernt – so ein Pech.