Zwei Schüler einer 1. Klasse stehen vor einer Tafel mit Wörtern in der Gundschule (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa | Patrick Pleul)

Dramatische Lage an Grundschulen

Meinung: Grundschulen 2023 - Friss oder stirb

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Die Grundschule des Jahres 2023 badet soziale Probleme aus, für die sie nichts kann. Bildungspolitiker handeln nach dem ungeschriebenen Motto "Friss oder stirb", meint Martin Rupps.

Elternbeiräte und Leiterinnen von Grundschulen in Ludwigshafen schlagen in einem offenen Brief Alarm. Bis zu einem Viertel der Kinder der ersten und zweiten Klassen seien versetzungsgefährdet, bis zu 70 Prozent könnten kaum oder wenig Deutsch. Ein Drittel der Grundschüler habe große soziale und emotionale Defizite. Adressatin des Briefes ist die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Viele Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern

Ich möchte es eine Revolution von unten nennen, was gerade im rheinland-pfälzischen Schulwesen passiert. Und ein Problem beim Namen nennt, mit dem ziemlich viele Grundschulen in Deutschland kämpfen: Sie haben es mit vielen Kindern aus einem bildungsfernen und häufig mit Problemen belasteten Elternhaus zu tun. Diese Kinder sprechen kein bzw. nur wenige Worte Deutsch und kommen nur unregelmäßig zur Schule. Nicht wenige lernen erst dort, wie man einen Stift in der Hand hält.

Die Bildungsministerien stecken diese Kinder in normale Klassen, was das Niveau für Alle herunterzieht. Die Grundschule des Jahres 2023 badet etwas aus, für das sie nichts kann. Für Lehrerinnen wie Schüler gilt das ungeschriebene Motto: "Friss oder stirb".

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Am Vormittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) reagierte bei einer besonders gebeutelten Grundschule in Ludwigshafen mit Pseudo-Sofortmaßnahmen ("Runder Tisch") und mehr Fördergelder. Mit Durchwursteln eben, bis das Thema wieder aus den Medien ist. Kommt es aber mutmaßlich nicht mehr. Dauerhaft bessere Verhältnisse kann zum Beispiel die Einführung einer "Klasse 0" schaffen, ein Pufferjahr für Betroffene zwischen Kita und Grundschule. Wann endlich bekommt Rheinland-Pfalz nicht nur couragierte Elternbeiräte und Lehrerinnen, sondern auch Bildungspolitiker mit Mumm?

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