Bundeskanzler Olaf Scholz geht an Boris Pistorius, Bundesminister für Verteidigung, vorbei. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Carsten Koall)

Dauergezänk in der Ampelkoalition

Meinung: Bundeskanzler Boris Pistorius

Stand
AUTOR/IN
Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Olaf Scholz (SPD) muss seinen Rückzug als Bundeskanzler antreten zugunsten des beliebten Bundesverteidigungsministers Boris Pistorius, meint Martin Rupps.

Mit meiner Annahme lag ich falsch. Ich dachte, dass sich die Ampelkoalition nach der Weihnachtspause berappelt und die Legislaturperiode zu Ende macht. Zwei Monate später erscheint mir das sehr unwahrscheinlich. Die Nerven der Macherinnen und Macher in Kabinett und Regierungsparteien liegen blanker denn je. Kein Tag vergeht ohne neues Gezänk. Dabei stehen mit der Planung des Bundeshaushalts 2025 die nächsten Verteilkämpfe ins Haus.

Der Bundeskanzler hat vorläufig noch Werkzeuge, um die Dauerkrise seiner Regierung zu beenden. Er kann durch ein bewusst verlorenes Misstrauensvotum im Bundestag für Neuwahlen sorgen mit ihm oder dem beliebten Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidat. Er kann auch als Bundeskanzler zurücktreten, damit Boris Pistorius an seinen Platz rückt und das Kabinett umbaut.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Rücktritt ein historisches Verdienst

Das Dilemma von Olaf Scholz lautet nach mein Dafürhalten, dass er dem Land am meisten dient, indem er das Kanzleramt räumt. In dieses Dilemma hat er sich meines Erachtens nur zu einem kleinen Teil selbst gebracht. Er teilt es mit allen sozialdemokratischen Amtsvorgängern. Für Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder war der Auszug aus dem Kanzleramt politisch unvermeidlich und persönlich tragisch.

Ich schreibe diese Gedanken ohne Häme nieder. Auch Olaf Scholz, der Bundeskanzler mit der bisher kürzesten Regierungszeit, hat sich um Deutschland verdient gemacht. Für sein größtes historisches Verdienst kann er sogar selbst sorgen – mit seinem Rückzug.

Mehr Meinungen im SWR

Verfassungsgericht prüft neues Wahlrecht Meinung: Nicht mehr im Bundestag? Selbst schuld!

Die Unionsparteien und „Die Linke“ klagen gegen das neue Wahlrecht. Dass sie sich vor ihm fürchten müssen, haben sie sich allerdings selbst anzukreiden, meint Stefan Giese.

„Zwei Minuten“: Die Kolumne zum Wochenende Meinung: Fahrverbote - Politik nach Wissing-Methode

Etwas vom Tisch wischen oder aufs Tapet bringen: Die Methode-Volker-Wissing beim Thema Fahrverbote hat System.