Ramona Springer sitzt auf einer Bank an der Donau. Die Frau aus Ulm hatte lange mit ihrer Depression zu kämpfen. Jetzt hat sie für sich einen Weg gefunden, um damit umzugehen.  (Foto: SWR)

Ulmerin hat ihren eigenen Weg gefunden

Wie Bewegung bei Depressionen helfen kann

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Stefanie Schmitz
SWR-Aktuell Redakteurin Steffi Schmitz (Foto: SWR)
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Katja Stolle-Kranz
Katja Stolle-Kranz (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Das graue Herbstwetter macht Menschen mit Depressionen manchmal noch mehr als sonst zu schaffen. Eine Frau aus Ulm hat ihren eigenen Weg gefunden, um der Depression den Kampf anzusagen.

Im Herbst und Winter kämpfen Menschen mit Depressionen manchmal noch stärker als sonst mit ihrer Psyche. Ramona Springer aus Ulm hat es geschafft, mit ihrer Depression umzugehen, und ihr etwas entgegenzusetzen. Sie tanzt.

Dass Bewegung beim Umgang mit Depressionen helfen kann, bestätigt auch Professor Harald Gündel, Psychosomatiker an der Universitätsklinik in Ulm. Bewegung hebt den Serotoninspiegel und begünstigt damit das Wachstum neuer Nervenzellen. "Regelmäßiger Sport ist gut für die Stimmung, und ist antidepressiv wirksam", sagt Gündel.

Ramona Springer aus Ulm: Wie die Depression in ihr Leben kam

Manchmal hat es Ramona Springer regelrecht den Boden unter den Füßen weggezogen. Das traurige Gefühl in ihr wurde immer stärker. Nichts ergab mehr Sinn, sie erlebte Angst und innere Unruhe. Trotz allem musste sich die 36-Jährige morgens aus dem Bett zwingen, jeden Tag funktionieren. Ihrem vierjährigen Sohn zuliebe. Die Diagnose: Depression. Wahrscheinlich ausgelöst durch Erlebnisse in ihrer Kindheit. "Dieses tote Gefühl, sich nicht mehr zu fühlen, das ist das was am meisten belastet. Wenn man sich nicht mal um sich kümmern kann, und dann noch Verantwortung für ein Kind hat, dann wird's tatsächlich kritisch", sagt sie.

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"Da ist das Gefühl, in ein Loch gefallen zu sein."

30 Prozent der Deutschen erleben einmal im Leben eine Depression. Bei knapp zehn Millionen Deutschen bleibt sie länger als ein paar Monate. Harald Gündel erklärt, dass bei einer Depression neben genetischen Ursachen oft auch organische Krankheiten, Verletzungen in der Kindheit oder akute Auslöser eine große Rolle spielen. Die Symptome seien vielfältig. "Es ist alles runtergefahren, Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit, nicht wissen wie es weitergeht. Da ist das Gefühl, in ein Loch gefallen zu sein." Oft hinge die Depression aber auch damit zusammen, dass wichtige Wünsche und Bedürfnisse, die Menschen haben, nicht erfüllt würden.

Tanzen verändert Ramona Springers Leben

Ramona Springer hat gelernt, mit ihren schlechten Tagen umzugehen, und hat für sich ein Ventil gesucht: Sie tanzt und fühlt sich wieder lebendig. Das hilft ihr sehr, sich aus der Negativspirale zu befreien, sagt sie. Sie hat früher schon viel getanzt, eine Tanzausbildung begonnen, aber nicht zu Ende gebracht. Jetzt geht sie wieder voll und ganz in der Bewegung auf. Ihre Depression ist in der Zeit kein Thema: "Wenn ich tanze, dann kann ich voll in dem Moment sein, und mich voll auf das fokussieren", erzählt sie. Die junge Mutter suchte sich zwar zuerst Hilfe beim Therapeuten, bekam Medikamente verschrieben. Doch mit dem Sport und der regelmäßigen Bewegung kam auch ihre Lebensfreude zurück. Sie merkte, dass es ihr gut geht wenn sie sich bewegt. 

Sport wirkt antidepressiv

"Je früher man bei einer Depression reagiert, desto besser", sagt Harald Gündel. Steckt man schon voll drin, so soll man mit kleinen Schritten an die Dinge gehen, die einem Spaß machen, so der Experte. "Wir alle haben gewisse Inseln im Leben, wo wir auftanken. Bei einer Entwicklung rein in die Depression ist es oft so, dass diese Inseln immer mehr verloren gehen."  Da sei laut Studien Sport jeglicher Art am effektivsten, so Gündel. Ganz egal ob Radfahren, Joggen oder auch nur Spazierengehen. Das heißt aber nicht, dass es bei einer schweren Depression ausreicht, Sport zu treiben. Es wirke aber unterstützend und auch vorbeugend.
 

Ramona Springer bei den Proben für eine Tanzaufführung. Das Tanzen hat ihr geholfen, mit ihrer Depression umzugehen.  (Foto: SWR)
Das Tanzen hat Ramona Springer geholfen, mit ihrer Depression umzugehen.

Ramona Springer möchte das Thema Depression in der Gesellschaft sichtbarer machen. Gemeinsam mit Freunden will sie im Januar ein Tanzstück aufführen, das sie selbst über ihre Depression entwickelt hat. Die Einnahmen sollen an die Deutsche Depressionshilfe gehen. Vorrangig will sie aber anderen Betroffenen Mut machen und zeigen: "Das Lachen kommt wieder. Ganz bestimmt." 

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