Gartengerätehersteller haben viele Jahre ihren Umsatz stetig erhöht. Vor allem in Zeiten von Corona, als viele ihren Urlaub direkt in den Garten verlegt und in neue Geräte investiert haben. Besonders beliebt: Akku-Geräte, weil praktisch und umweltschonend. Doch der Markt ist inzwischen stark gesättigt. Das spüren auch Hersteller wie Gardena in Ulm und Gloria in Neu-Ulm. Die Firmen müssen mit neuen Strategien um Kundschaft werben.
Gartengerätehersteller: Schwieriger Saisonstart
Der Stammsitz von Gardena im Ulmer Donautal - auf grünem Kunstrasen parkt die neue Generation von Mährobotern. An der Wand dahinter Rasentrimmer und Heckenschneider. Viele Geräte sind heute Akku betrieben. Kabelloses arbeiten ist nicht nur praktisch, sondern auch umweltschonend.
Jedes Jahr gibt es Neuheiten - zum Saisonstart 2024 allerdings weitaus weniger: "Wir haben in diesem Jahr den Schwerpunkt auf das Thema Reinigen und Pflegen gelegt", so Heribert Wettels, Unternehmenssprecher bei Gardena Divison. Er zeigt auf eine Unkrautbürste, die unter anderem bei der Beseitigung von Moos auf Oberflächen, wie Terrassensteinen, bei den Verbrauchern punkten soll. "Aber, wenn wir auf die Gartensaison 2024 gucken, haben wir sicher ein kleineres Neuheitensortiment als wir es üblicherweise haben."
Wenig im Regal: Händler extrem zurückhaltend
Die Kaufkraft bei Verbrauchern habe stark nachgelassen, so Heribert Wettels von Gardena Devision, die zur Husqvarna Gruppe gehört. Viele Händler seien extrem zurückhaltend. Sie haben auch das Angebot und die Menge an Akku-Geräten reduziert: "Der Handel hat ganz stark Bestandsmanagement betrieben. Jeder schaut natürlich, wie kann ich mein gebundenes Kapital reduzieren. Das heißt, vieles, was im vergangenen Jahr abverkauft wurde, ist nicht oft wiederbestellt worden."
Gardena in Ulm: Straffes Kostenmanagement
Erst im Februar hatte der Gartengerätehersteller Gardena bekannt gegeben, dass der Umsatz des Unternehmens im Jahr zuvor um fünf Prozent geschrumpft sei. Wenn auch bei einer leichteren Gewinnsteigerung, aber unter anderem nur durch erhöhte Preise. Der stagnierende Markt zwinge Unternehmen, wie Gardena in Ulm, zu einem straffen Kostenmanagement, so Firmensprecher Heribert Wettels.
Man habe daher bereits auf vielen Ebenen frühzeitig Konsequenzen gezogen, so Wettels: "Wir haben Entwicklungsprojekte verschoben. Wir haben auch Investitionen verschoben. Weil wir einfach sagen, wir müssen gucken, dass wir die Faktoren beeinflussen, die wir beeinflussen können. Und das ist nun mal Kostenseite. Ein anderes Beispiel - wir haben manche offenen Stellen einfach nicht nachbesetzt”. Auch der geplante Ausbau des Werks im Kreis Heidenheim wurde erneut verschoben.
Gloria in Neu-Ulm: “Kein einfaches 2023”
Das vergangene Jahr sei kein einfaches gewesen, resümiert ebenso Andre Kirchesch, Geschäftsführer bei Gloria Haus- und Gartengeräte in Neu-Ulm. Doch die Lage sei im Familienunternehmen dennoch einigermaßen entspannt: "Weil Garten und auch das Eigenheim nach wie vor eine große Rolle spielen beim Endverbraucher." Im Bereich von Akku-Geräten habe man mit dem Abverkauf bei Handelspartnern sogar nicht so gut laufende Geschäftsbereiche ein wenig kompensieren können.
Gartensaison 2024: Trends aufgreifen
Das größte Potential bei Akku-Geräten sieht der Fachmann bei Universalgeräten, die mit unterschiedlichen Aufsätzen von der Unkrautentfernung bis zum Rasenkantenschneiden Gartenarbeit auf kleinstem Raum unterstützen: "Es gibt ja auch einen Trend hin zu kleineren Grundstücken. Der Kunde fragt einfach auch kompaktere Produkte nach, die letzten Endes wenig Platz wegnehmen. Darauf müssen wir reagieren."
SWR2 Geld, Markt, Meinung Garten 2024: Die Branche hofft auf bessere Geschäfte
Neue Sorten und neue Farben bei Blumen und Pflanzen - das Angebot bei den Firmen, die im Bereich Garten aktiv sind, stimmt auch dieses Jahr.
Vorsichtige Prognose: "Markt zurückerobern"
Auch, wenn der Markt für Akku betriebene Gartengeräte derzeit stagniere, glaubt Gloria-Geschäftsführer Andre Kirchesch wieder an einen Aufwärtstrend. Im Profi-Anwenderbereich, etwa in der Landschaftspflege oder im Forstbereich, seien sie auf dem Vormarsch, weil sich die Akku-Leistung enorm weiterentwickelt habe.
Zudem ginge es nicht nur darum, Produkte neu zu entwickeln, sondern auch bestehende Konzepte zu verbessern und zu optimieren, meint Andre Kirchesch, Geschäftsführer bei Gloria: "Wir messen auch Kundenfeedback auf Bewertungsplattformen zu unseren Produkten und arbeiten hier auch mit der Hochschule in Neu-Ulm zusammen, um auch das eine oder andere Research, Marktforschung, zu machen."
Im Garten auf dem Firmengelände von Gardena in Ulm blüht und gedeiht es - passend dazu wagt Gardena-Firmensprecher Heribert Wettels eine vorsichtige Prognose: "Wir sind trotz allem sehr positiv gestimmt und rechnen damit, dass wir langfristig unsere Wachstumsgeschichte weiterschreiben können." Zudem arbeiteten die Entwickler schon jetzt an Produkten für die Gartensaison 2025.