Synagoge Hechingen nach Reichsprogromnacht

Vor 84 Jahren war Reichspogromnacht

Nazis zerstörten Synagoge in Hechingen - Gedenken an Juden

Stand
Autor/in
Sarah Beschorner

Am 9. November jährte sich die Reichspogromnacht zum 84. Mal. Auch in Hechingen und Tübingen brannten Synagogen ab oder wurden zerstört. Viele Menschen erinnerten der Geschichte.

Am 9. November 1938, also vor 84 Jahren, brannten die Nationalsozialisten Synagogen nieder und zerstörten systematisch jüdische Geschäfte. Dieses Ereignis ging als Reichspogromnacht in die Geschichte ein. Überall in der Region Neckar-Alb und im Nordschwarzwald haben Vereine und Institutionen der Geschichte der Juden gedacht.

In der Alten Synagoge Hechingen trugen Armin Huttenlocher und Jean-Christophe Schwerteck am Klavier am Mittwoch um 19:00 Uhr das Programm "Bis Ihr am Klang zerschellt!" vor. Dabei ging es um die Erzählung einer jüdischen Familie nach einer wahren Begebenheit.

Synagoge Hechingen blieb vom Feuer verschont

Die jetzige Synagoge Hechingen an der südöstlichen Ecke der ummauerten Stadt geht auf ein Haus in der Goldschmiedstraße zurück, das die jüdische Gemeinde im Jahr 1742 kaufte und als Synagoge einrichtete. An der Stelle dieses Vorgängerbaues errichtete die jüdische Gemeinde Hechingens im Jahr 1767 in der Goldschmiedstraße eine neue Synagoge an der Stadtmauer. Vom 9. auf den 10. November 1938, in der sogenannten Kristallnacht, wurde die gesamte Inneneinrichtung der Synagoge von Hechinger und Reutlinger SA-Männern völlig zerstört. Vermutlich wegen der engen Bebauung und der angrenzenden Häuser wurde die Synagoge nicht in Brand gesetzt.

Synagoge Hechingen vor Reichsprogromnacht
Synagoge Hechingen vor der Zerstörung (Hohenzollerisches Landesmuseum).

Veranstaltungen zum Gedenken an Juden und Synagoge in Tübingen

Auch Tübinger Institutionen, Vereine und Personen erinnerten der Geschichte der Tübinger Juden und ihrer Synagoge mit einem Programm. So gab es eine Gedenkveranstaltung um 18 Uhr am Synagogenplatz in der Tübinger Gartenstraße. Sie wurde gemeinsam von der Stadt Tübingen, der Geschichtswerkstatt und weiteren Kooperationspartnern gestaltet.

Auch Antisemitismus war Thema

Rednerinnen und Redner erinnerten an die Verfolgung und Ermordung Tübinger Juden und schlugen zugleich den Bogen zu aktuellen Ereignissen. Zum Gedenken und mit Blick auf das Thema Antisemitismus sprachen Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderats, der Geschichtswerkstatt, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, der Jungen Geschichtswerkstatt und des Jugendgemeinderats.

Synagoge Tübingen wurde niedergebrannt

Die Synagoge in der Tübinger Gartenstraße stammt aus dem Jahr 1882. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 demolierten und plünderten SA- und SS-Männer im Zuge des angeordneten Pogroms das jüdische Bet- und Lehrhaus. Auf Befehl des Kreisleiters setzten drei untergeordnete NSDAP-Funktionäre in den frühen Morgenstunden den Innenraum in Brand. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Fünf Tübinger Juden wurden anschließend verhaftet und für mehrere Wochen nach Dachau verschleppt.

Holzkunstwerke des Künstlers Felix Votteler schmücken, attraktiv beleuchtet, in drei Glasvitrinen die Eingangshalle des Landratsamtes in Tübingen.
Holzkunstwerke des Künstlers Felix Votteler sind im Landratsamt Tübingen ausgestellt. Anlass ist das Gedenken an die Reichspogromnacht.

Ausstellung im Landratsamt: Erinnern mit Holz

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht erinnert die Ausstellung "Rooted Memories - Erinnern mit Holz vom Jüdischen Friedhof" im Tübinger Landratsamt. Zu sehen sind drei Holzskulpturen, aus Eschenholz: eine Dose, eine Vase, eine Kugel. Die drei Objekte des Tübinger Künstlers Felix Votteler sind aus dem Holz einer 153 Jahre alten Esche gefertigt, die im Zuge der Sanierung des Jüdischen Friedhofs in Wankheim (Kreis Tübingen) gefällt werden musste. Die Dose symbolisiert für Votteler die Geburt und die Verletzlichkeit. Die Vase steht für das Leben mit seinen Begegnungen und die Kugel für den Tod. Die Holzskulpturen sind bis Mitte Januar in der Glashalle des Tübinger Landratsamtes zu sehen.

Auch in Rottweil fand Gedenkveranstaltung statt

Auch in Rottweil fand eine Gedenkveranstaltung statt. Um 18 Uhr hielt Stadtrat Arved Sassnick vor der ehemaligen Synagoge in der Kameralamtsgasse als Vertreter von Bürgermeister Christian Ruf eine kurze Ansprache. Anschließend sprach Gisela Roming vom "Verein Ehemalige Synagoge Rottweil e.V." zu den Gästen. Ein Ensemble der Musikschule sorgte für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.

Yosyp Svobodin von der Israelitischen Kultusgemeinde Rottweil/Villingen-Schwenningen sprach das Kaddisch-Gebet und Pfarrer Jürgen Rieger von der Katholischen Kirche Rottweil das christliche Friedensgebet.

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