Demo mit Lärm und Plakaten vor dem Rathaus

Voller Marktplatz: Protest von Tübinger Schulen gegen Palmers Sparpläne

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Stefanie Assenheimer
Stefanie Assenheimer

Noch vor wenigen Jahren war Tübingen schuldenfrei. Nun muss OB Boris Palmer sparen. Auch die Tübinger Schulen sind davon betroffen. Die haben sich mit einer Demonstration gewehrt.

Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern haben am Nachmittag vor dem Tübinger Rathaus auf dem Marktplatz demonstriert. Sie haben sich von Wind und Regen nicht vertreiben lassen. Die Stimmung war kämpferisch. Der Grund: Sie sind gegen die geplanten Kürzungen an Schulen. Geht es nach der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) wird es künftig weniger Geld für die Schulsozialarbeit geben. Kräftig gestrichen werden soll auch bei den sogenannten Gruppenpädagogen, eine Besonderheit an den drei Tübinger Gemeinschaftsschulen.

Diese Arbeit ist laut Gesamtelternbeirat der Tübinger Hans-Küng-Gemeinschaftsschule, Joachim Graf, nicht mehr wegzudenken. Durch Corona habe sich der Anteil an Schüler und Schülerinnen mit psychischen Problemen massiv erhöht. Gleichzeitig gebe es mehr Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und begrenzten Sprachkenntnissen. Die Schulsozialarbeit leiste hier wichtige und zentrale Aufgaben, so Graf.

Angela Keppel-Allgaier, die Rektorin der Hans-Küng-Gemeinschaftsschule, hat neben anderen Schulvertretern und -vertreterinnen auf dem Marktplatz gesprochen. Sie wisse, dass Tübingen bislang viele On-Top-Leistungen möglich gemacht hat. Dennoch würde da an der falschen Stelle gespart werden.

Wir sind keine Sparschweine.

Palmer: Vorschlag sehr schmerzhaft

Die Stadtverwaltung sieht die Not der Schulen. "Was wir jetzt dem Gemeinderat vorschlagen, ist sehr schmerzhaft", sagte Palmer kürzlich dem SWR. Doch die Lücke im Haushalt ist mit knapp 40 Millionen Euro so groß, dass der Gürtel nun in vielen Bereichen enger geschnallt werden muss - auch bei den Kitas und den Schulen. Er betont aber auch, dass Tübingen bislang viele Leistungen freiwillig gezahlt habe. Nun werde das Niveau auf Landesdurchschnitt gesenkt, sollte der Gemeinderat den Plänen zustimmen.

Schüler, Lehrer und Eltern halten bunte Protestplakate auf dem Tübinger Marktplatz hoch. Sie zeigen Gemeinderat und Stadtverwaltung, dass sie gegen die Sparpläne an Schulen sind.
"Nicht bei Schulen sparen" steht auf den Plakaten der Schüler, Eltern und Lehrer. Sie hoffen darauf, dass der Gemeinderat den Sparplänen der Stadtverwaltung nicht zustimmt.

Forderung: Nicht weniger, sondern mehr Schulsozialarbeit

Tübingen sei bei der Schulsozialarbeit und den Gruppenpädagogen vorbildlich überdurchschnittlich, bestätigt Carolin Petry, die ehemaligen Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Tübinger Schulen. Deshalb sei es bitter, dass sich die Verwaltung hier überlege, sich dem Landesdurchschnitt anzugleichen. Die Arbeit sei aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken und es bräuchte eher mehr als weniger Stellen.

Nicht ein Tag vergeht, an dem nicht berichtet wird, dass es den Jugendlichen nicht gut geht. Sind sie ganztägig in der Schule, muss es dort Angebote geben - und zwar kontinuierlich und nicht nach Kassenlage.

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DGB und ver.di gegen Sparkurs an Schulen

Wo die Stadtverwaltung überall schlussendlich wie viel einspart, hängt vom Gemeinderat ab. Der entscheidet im Januar. Dann muss der Haushalt stehen. Bis dahin sollen die Streichungen auf einen Wert von mindestens 13,3 Millionen Euro kommen. Mit dem Protest, sowie Leserbriefen und Gesprächen mit den einzelnen Fraktionen erhoffen sich die Tübinger Schulen, die Entscheidung zu ihren Gunsten beeinflussen zu können.

Der DGB-Kreisverband und ver.di Ortsverein Tübingen haben sich mit den Schulen solidarisch erklärt. Sie rufen in einem offenen Brief die Gemeinderäte und Gemeinderätinnen auf, den aktuellen Kürzungsplänen der Stadtverwaltung nicht zuzustimmen. Die Kürzungen seien zu massiv - in zu vielen wichtigen Zukunftsbereichen.

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