Vor dem Haus von Josef Hugger ist am Samstag Filderkraut gehobelt worden. Krautfans von überall her kamen mit großen Wannen, Kartons und Waschkörben. Viele von ihnen kauften mehrere Kilos frisch gehobeltes Kraut. Der uralte Krauthobel ist seit über 70 Jahren im Einsatz.
Bereits seit vielen Jahren hobelt Josef Hugger aus Hechingen (Zollernalbkreis) Filderkraut an seinem Krauthobel. Es stammt von einem Bauern aus dem Süden Stuttgarts. Und Sauerkraut-Liebhaber aus Hechingen und der Region wissen Bescheid: Jedes Jahr, am dritten Samstag im Oktober, fallen in der Garage des 92-Jährigen wieder Krautspäne aus dem antiken Krauthobel seines Schwiegervaters. So auch wieder in diesem Jahr.
Das alte Familienerbstück funktioniert bis heute
Die historische Maschine mit Elektroantrieb stand schon in Huggers Hechinger Lebensmittelladen, den er von seinem Schwiegervater übernommen hat. Nachdem der Rentner sein Geschäft dann aufgegeben hat, kam die Schneidemaschine für Kraut kurzerhand in die Garage. Aber nicht, um zu verstauben. Sondern um Liebhabern der Delikatesse im wahrsten Sinne des Wortes unter die Arme zu greifen.

Bei Feinschmeckern ist der Hobel heiß begehrt
Denn wenn man frisches Kraut selber einlegen möchte, braucht man den Weißkohl in einer typischen geschwungenen Form geschnitten. Das gäbe es jedoch heutzutage kaum noch in den Supermärkten und selber mit eigener Körperkraft das Kraut zu hobeln sei, laut den Menschen vor Ort, ziemlich anstrengend.
Einfach fertig eingelegtes industrielles Kraut zu kaufen, sei für sie so nicht dasselbe. Nur wenn man es selber macht, erhalte man den gewünschten Geschmack mit den gesunden Inhaltsstoffe und ohne künstliche Zusätze.
Die Leute können sonst nirgendswo mehr ihr Kraut hobeln. Das ist alles eingegangen.
Deshalb standen auch diesmal wieder viele Menschen in der Schlange, um das frisch gehobelte Gemüse in ihre Körbe und Behältnisse zu füllen. Viele von ihnen kommen jedes Jahr und decken sich für den Winter ein. Das Sauerkraut wird dann zu Hause fermentiert und hält für mehrere Monate.

Huggers Krauthobel: Eine regionale Tradition
Dass die Maschine einmal pro Jahr Kraut auf Hochtouren schneidet, finden die Menschen hier nicht nur praktisch, es ist für viele bereits eine richtige Tradition geworden. Nicht nur Ältere standen für das frischgehobelte Kraut in der Schlange an. Auch einige junge Menschen sind unter Huggers Kunden.
Auch bei Josef Hugger selbst lebt die Tradition weiter - in der vierten Generation. So hobelt der Rentner mittlerweile nicht mehr selbst. Seine Tochter Margret, Schwiegersohn Rolf und Enkel Marc helfen tatkräftig aus und führen das Geschäft weiter.

Reich werden sie davon zwar nicht. Was zählt, ist für die Familie der Spaß an der Sache. Zumal sie mittlerweile deutlich kleiner Portionen als noch vor vielen Jahren verkaufen. Dennoch freut sich die Familie über die immer noch hohe Nachfrage und möchte die Tradition so lange wie möglich weiterführen.