Verändert sich der Pflanzenbestand, wenn es mehr Gämsen gibt? Das will das Regierungspräsidium Tübingen herausfinden. An zehn Plätzen im Naturschutzgebiet im Oberen Donautal haben Mitarbeiter des Tübinger Regierungspräsidiums Fotofallen aufgestellt. Über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren wollen sie die Vegetationsflächen rund um die Felsen untersuchen. Anne Schmidt fasst zusammen:
Umzäunte Flächen im Vergleich mit Freiflächen
Verglichen werden eingezäunte Flächen mit Freiflächen. Es wurden Wildtierkameras aufgestellt, die zwei Jahre lang Bilder aufgenommen haben. Damit wollen die Experten nun untersuchen, welchen Einfluss Gämsen und auch Menschen auf die Vegetation haben. Denn auf vielen Aufnahmen sind auch Wanderer zu sehen.
Ruhezonen werden ignoriert
Dabei fiel auf, dass Wanderer beispielsweise Hinweisschilder auf Ruhezonen für Wildtiere ignorieren. Armin Hafner vom Regierungspräsidium Tübingen sagte dem SWR, dass es Fotos gebe, auf denen zehn Menschen, aber nur eine Gams zu sehen sei. Laut Julien Glanz von der Wildforschungsstelle Aulendorf (Kreis Ravensburg) hat das Betreten der geschützten Zonen zur Folge, dass sich Gämsen gestört fühlen, insbesondere bei der Aufzucht ihrer Jungtiere.
Mehrere Faktoren beeinflussen Pflanzenwelt
Einmal im Jahr untersuchen Botaniker die mit Kameras überwachten Flächen. Dabei stellten sie schon jetzt fest, dass die eingezäunten Flächen, die nicht von Gämsen betreten werden, überwuchern. Laut Armin Hafner vom Regierungspräsidium Tübingen tragen Gämsen auf Futtersuche im Oberen Donautal aber nur zu einem kleinen Teil dazu bei, dass sich die Vegetation in den felsigen Gebieten verändert. Auch längere Trockenphasen beeinflussen offensichtlich Fauna und Flora.
Gämsenbestand stabil
In den exponierten, sonnigen Felsplateaus mit der trockenliebenden Pflanzenwelt finden Gämse idealen Lebensbedingungen. Zwischen 2010 und 2015 wurden die Kletterkünstler laut dem Vorsitzenden der Kreisjägermeistervereinigung Tuttlingen Harald Westheide stärker bejagt. Weil zuletzt deutlich weniger Tiere erlegt wurden, geht die Wildtier-Forschungsstelle Aulendorf davon aus, dass der Bestand inzwischen wieder stabil ist. Allein im Donautal leben schätzungsweise 50 bis 60 Tiere. Verlässliche Zahlen können weder die Wildforschungsstelle Aulendorf noch das Regierungspräsidium Tübingen nennen. Der Bestand der Tiere wird nicht systematisch, sondern vor allem auf Grundlage der Abschussstatistik erfasst.