Festivalleiter Christopher Buchholz und Stefanie Schneider, Landessenderdirektorin des SWR, haben am Mittwochabend in Tübingen die Französischen Filmtage eröffnet. Das Spektrum reicht vom Autorenfilm über den Horrorstreifen bis hin zur Komödie. Der rote Faden des Festivals sind große und kleine Heldinnen und Helden. Festivalchef Buchholz will damit Menschen in den Vordergrund rücken, die sich gegen alle Widerstände für eine Sache einsetzen und auch unter schwierigen Voraussetzungen ihren Alltag meistern.
Heldinnen und Helden des Alltags
Solche kleinen Helden sind zum Beispiel der queere marokkanische Schneider Halim in "Le Bleu du Caftan" oder Jugendliche, die im Film "Tout commence" auf die Straße gehen, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Der Film "Debout les femmes!" zeigt, wie Frauen sich während der Pandemie um Kinder, kranke und alte Menschen gekümmert haben und von der Politik im Stich gelassen wurden.
Besonderes Forum für die Jugend
Besonders wichtig war dem Festivalteam bei der Vorbereitung des Programms, dass die Jugend zu Wort kommt. Die sei in den drei Jahren Corona-Pandemie einfach durch die Hölle gegangen, so Buchholz. Deshalb gibt es auch den Kurzfilmwettbewerb "Hero*ines‘ Hopes -Action!". Dafür haben Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren aus Baden-Württemberg und aus Les Mureaux in Frankreich Filme gedreht. Sie werden bei den Filmtagen gezeigt und prämiert.
Ausgrenzung und Mobbing
Im Eröffnungsfilm "Close" des belgischen Regisseurs Lukas Dhont geht es um zwei 13-jährige Jungs, die seit frühester Kindheit eng befreundet sind und in der Schule dafür gehänselt, gemobbt und ausgegrenzt werden. Die Mitschüler halten sie für homosexuell.
Länderschwerpunkt Belgien
Der Länderschwerpunkt der diesjährigen Filmtage ist die belgische Region Wallonie-Bruxelles, deren frankophones Kino besonders durch seine kreative Filmkunst besticht. Gezeigt werden Filme wie etwa "Dalva" von Emmanuelle Nicot, und es gibt eine Retrospektive des belgischen Regisseurs Fabrice Du Welz. Sein Markenzeichen: schwarzer Humor und ungewöhnliche Horrorgeschichten, wie beispielsweise "Adoration", eine ungewöhnliche Teenagerliebe zwischen einem Jungen und einem psychisch kranken Mädchen.
Filmemacherinnen und -macher zu Gast in Tübingen
Auch in diesem Jahr werden zahlreiche Filmschaffende dem Festival einen Besuch abstatten und dem Publikum Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus gibt es Diskussionen über die Protestkultur in Frankreich am Beispiel des Dokumentarfilms "Boum Boum", über Ökologie, Frauenrechte oder Zivilcourage.
Viele Preise zu gewinnen
Außerdem werden wieder viele Preise vergeben: der Preis der Jugendjury, Publikumspreise und der Verleihförderpreis. Für diesen Preis in Höhe von 21.000 Euro ist der Tübinger Arsenal-Filmverleih nominiert mit "Avec amour et acharnement" (mit Liebe und Entschlossenheit). In dem Beziehungsdrama spielt Oscargewinnerin Juliette Binoche die Hauptrolle.
Kino-Schnupperpreis für junge Menschen und Online-Angebot
Neu in diesem Jahr ist, dass das Publikum bis zum Alter von 27 Jahren nur fünf Euro pro Ticket zahlen muss. Damit möchte Festivalchef Buchholz auch die jüngere Generation ins Kino locken. Die Französischen Filmtage Tübingen-Stuttgart seien eine gute Gelegenheit, Einblicke in das französischsprachige Kino zu bekommen. Die Filmtage dauern bis zum 9. November. Danach sind einige Filme auch online abrufbar. Seit dem 2. November kann man bereits welche buchen.