Wanderer sollten kein Wasser aus den Brunnen im Naturpark Schönbuch trinken. Denn: Kein einziger Brunnen hat Trinkwasserqualität. In dem Wasser seien zu viele Keime und Parasiten. Das sagt der Chemie-Professor Walter Jäger aus Tübingen. Er hat die insgesamt 37 Brunnen untersucht und ein Buch darüber geschrieben.
"Ich war völlig überrascht und wollte das Ganze dann gleich wieder aufgeben", erzählt Jäger. Trotzdem ist er drangeblieben - auch um zu erklären, warum das Wasser mikrobiologisch so schlecht abgeschnitten hat.
Warum ist das Rohwasser aus den Brunnen nicht trinkbar?
In dem Wasser der Brunnen müsse man mit den Ausscheidungen von Mäusen und anderen kleinen Tieren rechnen. Das Wasser könne also Parasiten enthalten: sogenannte Protozoen. Das sind Einzeller, die zum Beispiel im Urin von Mäusen vorkommen. In tropischen Ländern seien sie als Gesundheitsproblem bekannt. "Ich warne vor dem Trinken des rohen Wassers", so Jäger.
Das bedeutet aber nicht, dass das Wasser überhaupt nicht konsumiert werden kann. Wird es zum Beispiel mit Chlor aufbereitet, sei es trinkbar. "Jedes Wasser kann man trinken, wenn man es desinfiziert", so Jäger.
Gute Nachricht: Wasser im Schönbuch sind sehr weich
Es gibt aber auch gute Nachrichten: "Die chemischen Untersuchungen waren spektakulär einmalig", freut sich Jäger. Denn einige der Brunnen führen sehr weiches Wasser. Das bedeutet, dass es einen sehr niedrigen Kalkgehalt hat. Das Wasser sorgt somit im Gegensatz zu hartem Wasser zum Beispiel im Haushalt für weniger Kalkablagerungen bei Kaffeemaschinen oder Wasserkochern.
Der Kapellenbrunnen im Schönbuch weist laut Jägers Untersuchungen zum Beispiel nur 1,23 Grad Deutscher Härte (°dH) auf. Das Wasser in diesem Brunnen ist also das zweitweichste in ganz Deutschland. Zum Vergleich: Das in Deutschland weichste Wasser kommt von der Hans-Jakob-Quelle in Bad Rippoldsau (Kreis Freudenstadt) und hat 1,17 °dH.
Wasser im Schönbuch sind sehr unterschiedlich
Wichtig ist dabei: Die Brunnen sind im Bezug auf die Wasserqualität und die chemische Zusammensetzung nicht alle gleich. Das liegt daran, dass sie aus "unterschiedlichen geologischen Verhältnissen" stammen, so Jäger.
Denn das Waldgebiet Schönbuch, das zwischen Reutlingen, Tübingen, Herrenberg und Böblingen liegt, hat an unterschiedlichen Orten einen anderen Untergrund. Zum Beispiel Kalkuntergrund: "Da versickert das Wasser." An vielen Stellen ist aber zum Beispiel die Keuperlandschaft dominant: "Die ist wasserabweisend, tonhaltig und das Wasser versickert nicht", erklärt Jäger.
Somit habe das Wasser in der Keuperlandschaft nur wenig Kontakt zu Gesteinen - das bedeutet, dass sich im Wasser weniger Mineralien lösen können. Somit ist das Wasser dort weicher.
Für die Region bleiben die Brunnen im Schönbuch interessant. Auch in Zeiten des Klimawandels und trockenen Zeiten.