Neben dem Sarg stehen viele Soldatinnen und Soldaten in Uniform. Sie befinden sich bereits auf dem Friedhof von Offenburg. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)

Bewegende Trauerfeier

"Du warst ein Gesamtkunstwerk" - Abschied von Wolfgang Schäuble in Offenburg

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Anita Westrup
Anita Westrup (Foto: SWR)
Paula Zeiler
Bild von Autorin Paula Zeiler aus der SWR Aktuell Redaktion in Freiburg (Foto: SWR)

Wolfgang Schäuble wurde in seiner Heimat beerdigt. Seine Weggefährten nahmen Abschied von ihrem Freund und Vorbild. Die Anteilnahme in Offenburg war groß.

Ein würdevoller Abschied für den großen Staatsmann Wolfgang Schäuble: In einer Trauerfeier in Offenburg ist dem langjährigen CDU-Bundespolitiker am Freitag die letzte Ehre erwiesen worden. Im Trauergottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche wurde Schäuble als "leidenschaftlicher Europäer", "großer Sohn unseres Landes" und als "Gesamtkunstwerk" gewürdigt. Im Anschluss daran zog ein Trauerzug durch die Innenstadt. Wolfgang Schäuble wurde im Beisein von Familie, hohen Amtsträgern und politischen Weggefährten auf dem Waldbachfriedhof beigesetzt.

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Trauergottesdienst mit Familie und Politprominenz

Wie geplant hat der Trauergottesdienst um 11 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche, Schäubles Heimatgemeinde, begonnen. Der Sarg des Verstorbenen war vor dem Altar aufgebahrt. Davor war ein riesiges Herz mit roten Rosen und der Aufschrift "Deine Ingeborg" zu sehen, der letzte Gruß seiner Ehefrau.

An der Feier nahmen rund 400 Gäste teil. In den ersten Reihen in der Kirche saß die Familie von Wolfgang Schäuble. Neben ihnen nahmen prominente Politiker Platz, zum Beispiel der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, der mit Wolfgang Schäuble befreundet war. Unter den Trauergästen waren auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, der frühere CDU-Chef Armin Laschet, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), sein Vorgänger Günther Oettinger (CDU), Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU), CDU-Landeschef Manuel Hagel und der frühere luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker.

Sechs Bundespolizisten hielten vor Beginn des Trauergottesdienstes Totenwache. (Foto: SWR, Paulina Flad)
Sechs Bundespolizisten hielten vor Beginn des Trauergottesdienstes Totenwache.

Heike Springhart, die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, leitete den Trauergottesdienst. Sie zeichnete Schäubles Leben nach und zitierte ihn: "Wer Angst vor dem Sterben hat, darf nicht geboren werden." Schäuble habe immer gezeigt, was möglich sei - auch nach dem Attentat.

Merz, Kretschmann, Hagel und Strobl halten bewegende Trauerreden

Als erster Redner trat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ans Rednerpult. Kretschmann hob die demokratische Vorbildrolle von Wolfgang Schäuble hervor. Das Land verliere eine große politische Persönlichkeit. Die Menschen der Ortenau hätten Schäuble seit 50 Jahren immer wieder ins Parlament gewählt - eine Wertschätzung und Besonderheit, so Kretschmann. Zum Abschluss hob der Ministerpräsident noch einmal hervor, dass Schäuble ein Baden-Württemberger durch und durch gewesen sei.

Die "SWR Extra"-Sendung zur Trauerfeier von Wolfgang Schäuble zum Nachschauen:

Zu den Trauerrednern gehörte auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz. Der Partei- und Fraktionschef würdigte das Leben und Wirken seines langjährigen Freundes. "Ohne ihn stände ich heute nicht hier", sagte Merz. Schäuble habe "Generationen von Abgeordneten unserer Fraktion eine Prägung mitgegeben, auch mir ganz persönlich", so Merz. Er beendete seine Rede mit: "Wolfgang, du hast Großes geleistet und es ist gut geworden."

Ohne ihn stände ich heute nicht hier. Wir sind über die letzten Jahre wirkliche Freunde geworden.

Als vorletzter Redner sprach der Vorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Manuel Hagel. Wolfgang Schäuble habe die Kontroverse geliebt, aber nicht das Klatschen. Auch nach Reden sei es ihm sichtbar unbehaglich gewesen, wenn die Menschen applaudierten. Schäubles unglaubliche Disziplin habe ihn sein ganzes Leben lang geführt.

Christine Strobl ist die älteste Tochter von Wolfgang Schäuble. Sie nannte ihn ein "Gesamtkunstwerk". (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Philipp von Ditfurth)
Christine Strobl ist die älteste Tochter von Wolfgang Schäuble. Sie nannte ihn ein "Gesamtkunstwerk".

Zum Abschluss trat Wolfgang Schäubles älteste Tochter, Christine Strobl, nach vorne. Sie sprach in ihrer gefühlvollen Rede von ihrem "Papa", dessen Rollstuhl nie eine Rolle spielen sollte. Von vielen Erkrankungen und gesundheitlichen Problemen habe die Öffentlichkeit deshalb nie erfahren. Diese Weihnachten habe Schäuble sich noch einmal für seine Familie "aufgerafft". Bei aller Anstrengung, die ihm das letzte Weihnachtsfest gekostet habe, habe er auf allen Bildern glücklich ausgesehen.

Papa, du warst ein Gesamtkunstwerk.

Ihr Vater sei ein "Gesamtkunstwerk" gewesen und ein Vorbild, wie man keinen Druck auf seine Kinder aufbaue und sich selbst nicht so wichtig nehme. Strobl beendete ihre Ansprache mit: "So, Papilein, jetzt ist alles erledigt, wir lassen dich jetzt gehen, dankbar für die gemeinsame Zeit."

Viele Blumenkränze liegen vor der Stadtkirche, sie haben verschiedene Farben von weiß bis orange. (Foto: SWR, Christoph Ebner)
Vor der Evangelischen Stadtkirche in Offenburg erstreckte sich ein Meer an Blumenkränzen. Es waren weit mehr Kränze gebracht worden, als neben dem Sarg im Chorraum der Kirche Platz hatten. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Ehrenformation von Soldaten steht vor der Stadtkirche Spalier. Sie tragen Waffen in ihren Armen und Uniform. (Foto: SWR, Charlotte Schönberger)
Eine Ehrenformation der Bundeswehr mit Soldatinnen und Soldaten aller Waffengattungen erwiesen dem langjährigen CDU-Politiker in Offenburg die letzte Ehre. Bild in Detailansicht öffnen
Auf den Plätzen liegen Liedhefte bereit, auf ihnen ist ein Foto von Wolfgang Schäuble abgedruckt. (Foto: SWR)
Um 11 Uhr begann der Trauergottesdienst unter der Leitung von Heike Springhart, der Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden. Bild in Detailansicht öffnen
Viele Gäste in bedeckter Kleidung strömen in die Stadtkirche (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa / Philipp von Ditfurth)
Ab 10 Uhr war Einlass in die Evangelische Stadtkirche, zuerst nur für die geladenen Trauergäste. Zu den ersten bekannten Gesichtern gehörten etwa der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der ehemalige Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU). Bild in Detailansicht öffnen
Viele Gäste in bedeckter Kleidung strömen in die Stadtkirche (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa / Philipp von Ditfurth)
Traditionell in Tracht: Vor der Evangelischen Stadtkirche fanden sich am Freitagmorgen die ersten Trauergäste ein. Bild in Detailansicht öffnen
Mann mit Brille und dunklem Anzug steht neben den unzähligen Blumenkränzen, die vor der Stadtkirche aufgereiht wurden. (Foto: SWR, Thomas Hermanns)
Gegen 10:30 Uhr erreichte der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz die Stadtkirche. Während des Gottesdienstes saß Merz in der ersten Reihe. Bild in Detailansicht öffnen
An weißen Tischen stehen Menschen in mehrfarbigen Uniformen. Vor ihnen eine Leinwand, auf der der Gottesdienst übertragen wird. (Foto: SWR, Ina Held)
In die Reithalle im Kulturforum in Offenburg wurde der Trauergottesdienst live übertragen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Straßen rund um die Stadtkirche sind mit silbernen Geländern abgesperrt. Dahinter stehen einige Menschen. (Foto: SWR, Thomas Hermanns)
Hunderte Menschen säumten die Straße vor der Stadtkirche, in der der Trauergottesdienst um 11 Uhr begonnen hatte. Bild in Detailansicht öffnen
In der Kirche sitzen viele Leute, vorne am Rednerpult steht ein Mann mit weißen Haaren. Neben ihm ein Sarg mit Bundesflagge. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)
BW-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ehrte Schäuble in seiner Rede als einen Menschen, der bis vor kurzem noch so wach und aktiv gewesen sei. Bild in Detailansicht öffnen
Sechs Soldaten tragen den Sarg von Wolfgang Schäuble aus der Kirche. Den Weg Reihen Soldaten der Bundeswehr. (Foto: SWR, Charlotte Schönberger)
Nach dem Trauergottesdienst wurde der Sarg aus der Evangelischen Stadtkirche geleitet. Bild in Detailansicht öffnen
Sechs Soldaten tragen den Sarg von Wolfgang Schäuble aus der Kirche. Den Weg Reihen Soldaten der Bundeswehr. (Foto: SWR, Thomas Hermanns)
Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr stellten den Sarg ab. Musikalisch begleitet wurden sie unter anderem von dem Heeresmusikkorps aus Koblenz. Bild in Detailansicht öffnen
Nach dem Gottesdienst wird der Sarg zum Friedhof begleitet. (Foto: SWR, Thomas Hermanns)
Den Trauerzug führten die Soldatinnen und Soldaten mit den Blumenkränzen und Orden an. Ihnen folgten die Sargträger - mit Wolfgang Schäubles Sarg in der Mitte. Direkt hinter dem Sarg gingen die Familie und die Ehrengäste. Bild in Detailansicht öffnen
Nach dem Gottesdienst wird der Sarg zum Friedhof begleitet. (Foto: SWR, Paulina Flad)
Den Trauerzug begleiteten auch die Reiterinnen und Reiter der Bundespolizei. Bild in Detailansicht öffnen
Neben dem Grab steht die Familie von Wolfgang Schäuble, vor ihnen steht ein Mann mit großere Brille und schüttelt die Hände. (Foto: SWR, Ina Held)
Am Grab von Wolfgang Schäuble kondolierten die Trauergäste der Familie. Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) sprach sein Beileid aus. Bild in Detailansicht öffnen

Militärische Ehren und Trauerzug zum Waldbachfriedhof

Soldaten des Bundeswehr-Wachbataillons nahmen nach dem Gottesdienst in einer Ehrenformation Aufstellung. Das Heeresmusikkorps Koblenz spielte mehrere Musikstücke, darunter die deutsche Nationalhymne und den Trauermarsch aus dem Oratorium "Saul" von Georg Friedrich Händel. Danach bewegte sich der Trauerzug mit dem Sarg in Richtung des örtlichen Waldbachfriedhofs. Hunderte Anteilnehmende säumten die Straßen. Die Beerdigung war öffentlich - das hatte sich Schäuble ausdrücklich gewünscht.  

Viele Menschen stehen hintereinander. Das Grab von Wolfgang Schäuble ist nicht erkennbar. (Foto: SWR, Paulina Flad)
Auf dem Waldbachfriedhof von Offenburg begann gegen 14 Uhr die Beerdigung von Wolfgang Schäuble. Die Anteilnahme war groß.

Neben den Trauergästen aus der Stadtkirche versammelten sich zahlreiche Offenburgerinnen und Offenburger auf dem Waldbachfriedhof. Schätzungsweise über 500 Menschen warteten in einer Traube vor Schäubles Grab, um Blumen niederzulegen. Familie Schäuble nahm die Beileidsbekundungen entgegen.

Rund zwei Wochen später Trauerstaatsakt in Berlin

Eine weitere große Ehrung wird es in rund zwei Wochen in Berlin geben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble angeordnet. Dieser wird vom Bundestag am 22. Januar im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes ausgerichtet.

Zum Trauerstaatsakt werden hunderte Ehrengäste aus dem In- und Ausland erwartet, darunter auch die Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Wolfgang Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Badener hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er - insgesamt 51 Jahre.

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