Auszubildene aus Indien werden in Weil am Rhein zu Metzgern ausgebildet

Zwei Jahre nach Start von Pilotprojekt

Metzgermeister mit Lehrlingen aus Indien hochzufrieden

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AUTOR/IN
Vanessa Amann
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Damian Correa Koufen
Damian Correa Koufen

Junge Menschen aus Indien für das Fleischerhandwerk in Südbaden begeistern: Dieses Pilotprojekt von Landesinnungsmeister Joachim Lederer aus Weil am Rhein hat sich bewährt.

Es ist Mittagszeit in der Metzgerei Lederer in Weil am Rhein (Kreis Lörrach). Anakha Mariya Shaji und Kumar aus Indien, Lehrlinge im zweiten Jahr, stehen hinter der Theke. "Wir hätten gerne einmal das Tagesmenü. Was für Fleisch ist das?", fragt ein Kunde. Das kann Kumar ihm genau sagen - nach zwei Jahren kennt er sich mit dem Angebot aus der Metzgerei bestens aus. Was für Kumar und Anakha heute Routine ist, mussten sie sich hart erarbeiten. "Es gibt so viele Fleisch- und Wurstsorten", sagt Anakha lachend.

Indische Azubis für Südbaden - Projekt läuft seit 2022

Anakha Mariya Shaji und Kumar kamen 2022 im Rahmen eines Pilotprojekts der Handwerkskammer Freiburg und der Fleischer-Innung Lörrach-Waldshut nach Deutschland. Sie waren zwei der 13 jungen Menschen, die damals ihre Ausbildung in einer Metzgerei im Landkreis Lörrach begannen. Im September letzten Jahres kamen im Zuge des Projekts 27 weitere Auszubildene nach Baden-Württemberg - auch von ihnen gingen zwei in den Betrieb von Joachim Lederer. Mit allen vier Azubis zeigt sich der Weiler Metzgermeister, der auch Landesinnungsmeister ist, hochzufrieden.

Sie führen die Arbeit zu 100 Prozent aus. Nicht zu 99, sondern zu 100 Prozent. Das beeindruckt mich sehr.

Lehrlinge in Weil gewinnen Goldmedaille

Dass Anakha und Kumar ihr Handwerk mittlerweile sehr gut beherrschen, davon haben sie nicht nur ihren Chef überzeugt. Beim Berufsschulwettbewerb der Fachmesse für das Fleischerhandwerk (Süffa) holten die beiden im vergangenen Jahr die Goldmedaille.

Auszubildene aus Indien werden in Weil am Rhein zu Metzgern ausgebildet
Ausgezeichnet: Die beiden Lehrlinge Kumar und Anakha bekamen bei einem Berufsschulwettbewerb die Goldmedialle.

Kumar und Anakha wollen in Deutschland bleiben

"Ich habe nicht vor, wieder nach Indien zu gehen. Ich möchte hierbleiben, weil ich in Deutschland eine sichere Zukunft habe", sagt Kumar. Zu Beginn war gerade der alemannische Dialekt für die zwei Lehrlinge noch eine Hürde. Doch mittlerweile verwenden die beiden Azubis selbst einige badische Begriffe: "Grumbiere" zum Beispiel, das alemannische Wort für Kartoffeln.

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Anakha (Mitte) mit Metzgermeister Joachim Lederer (rechts) und einer langjährigen Mitarbeiterin.

Pilotprojekt geht in die nächste Runde

Zu den vier Lehrlingen sollen im September nochmal zwei weitere in Lederers Betrieb kommen. Nora Gäng, Leiterin der Fachkräftesicherung bei der Handwerkskammer Freiburg, rechnet in diesem Jahr mit rund 100 neuen Personen aus Indien. Dieses Mal werden einige der Neuankömmlinge auch Ausbildungen im Baugewerbe und im technischen Bereich anfangen. Die meisten von ihnen werden in Betrieben in Südbaden arbeiten, einige auch in den Städten Ulm, Stuttgart und Bremen.

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Diese kunstvoll angerichtete Fleisch-Platte ist das Werk von Kumar und Anakha.

Luxusproblem für Joachim Lederer

Für Joachim Lederer hat sich das Projekt jetzt schon gelohnt. Während andere Metzgereibetriebe mit Personalmangel und der zähen Suche nach neuen Azubis kämpfen, befindet er sich in einer ganz anderen Situation. "Ich habe ein kleines Luxusproblem", sagt er: Stand jetzt sieht es so aus, als wollten alle vier Auszubildenden gerne in seinem Betrieb bleiben.