Eine Mehlschwalbe mit ihrem Nachwuchs in einer Nesthilfe. (Foto: IMAGO, IMAGO / Cover-Images)

Gefährdeten Vögeln helfen

So baut man eine Nisthilfe für Mehlschwalben

Stand
AUTOR/IN
Jasmin Bergmann
Jasmin Bergmann (Foto: SWR DASDING)

Mehlschwalben sind bedroht, es gibt immer weniger von ihnen. Der NABU Freiburg ruft dazu auf, Nisthilfen für die kleinen Vögel zu bauen. Wie das geht? Eigentlich ganz einfach.

Es gibt immer weniger Mehlschwalben. "Die Bestandszahlen gehen zurück und zwar heftig", sagt Beate Hippchen, Schwalbenexpertin beim NABU Freiburg. Es gebe nur noch etwa halb so viele Mehlschwalben wie noch vor 30 Jahren, sagt sie. Den schwarz-weißen Vögeln zu helfen, ist eigentlich ganz einfach: mit Nisthilfen.

Und es ist sinnvoll, vor allem zu dieser Jahreszeit. Die Mehlschwalben kommen aktuell aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara zurück nach Südbaden. Bis Ende April sind sie nun auf Nestsuche.

Mehlschwalben bevorzugen die Farbe Grau

Die runden grauen Schwalben-Nester gibt es beispielsweise beim NABU oder im Internet zu kaufen. Meist erhält man sie im Doppelpack, denn Mehlschwalben brüten in Kolonien. "Die brüten gerne nebeneinander", sagt Beate Hippchen. Und wenn mal welche da sind, dann würden die mit ihrem Gezwitscher weitere anlocken.

Also, nicht nur ein Nest oben am Dachvorsprung aufhängen, sondern am besten gleich mehrere. Mehlschwalben sind aber wählerisch, was ihr Zuhause angeht. Es muss grau sein und so hängen, dass es vor zu viel Sonne und Regen geschützt ist. Idealerweise das Nest also an der Nordseite des Hauses befestigen. Doch nicht zu weit oben. Man sollte noch drankommen, damit man die Nester im Herbst kontrollieren und mit einer Bürste säubern kann. Das ist wichtig wegen möglicher Parasiten.

Wer selbst ein Schwalbennest bauen will, macht das am besten aus Holzbeton oder Lehm. Die halbrunde Schale mit einer kleinen Öffnung wird dann an einer Holzplatte und die wiederrum am Dachvorsprung befestigt.

Familie Knorn baut an ihrem Haus in Freiburg eine Nisthilfe für Mehlschwalben zusammen mit Schwalbenexpertin Beate Hippchen vom NABU. (Foto: SWR)
Schwalbenexpertin Beate Hippchen vom NABU Freiburg hilft Familie Knorn beim Bau einer Nisthilfe.

Musikboxen neben den Nestern

Will man eine neue Mehlschwalben-Kolonie bei sich zu Hause gründen, muss man die Vögel erstmal auf die neuen Nester aufmerksam machen. Und das geht mit einer Klangattrappe. Mehlschwalben-Gesang lockt Artgenossen an. Deshalb: Musikboxen neben den Nestern montieren, in Richtung Himmel geneigt. Einen MP3-Player oder ähnliches anschließen und Mehlschwalben-Gesang in Dauerschleife abspielen.

Am besten auch eine Zeitschaltuhr in die Konstruktion einbauen, rät die Schwalbenexpertin, damit nicht die ganze Nacht durchgeträllert wird. Schwalben fliegen sowieso nur tagsüber umher. Sind mal Mehlschwalben in einem Nest, kann die Klangattrappe wieder abgebaut werden.

In einem Nest schlüpfen nach ein paar Wochen drei bis fünf Junge. Etwa vier Wochen lang werden sie von den Eltern versorgt. Zwischen August und September fliegen die Vögel dann wieder aus. Hat man einmal Mehlschwalben, hat man immer Mehlschwalben. Die Vögel beziehen jedes Jahr das gleiche Nest.

Eier von Mehlschwalben sind ganz klein. (Foto: SWR)
Eier von Mehlschwalben sind relativ klein. Diese hier wurden von den Vögeln nicht ausgebrütet.

Das Problem mit dem Kot

Früher waren Mehlschwalben beliebt bei den Menschen. Sie galten als die typischen Sommerboten. "Die Leute haben sich gefreut, wenn sie die ersten Schwalben gesehen haben, weil sie dann wussten: Jetzt kommt die wärmere Jahreszeit", sagt Schwalbenexpertin Beate Hippchen.

Doch ihr Image hat sich geändert. Viele entfernen die Nester am Dachvorsprung wegen des Kots. Schwalben halten ihr Hinterteil aus dem Nest, um zu koten. Da passiert es schnell, dass auch die Hausfassade etwas abbekommt. Die Nester zu entfernen, ist aber strafbar. Sie stehen unter Naturschutz.

Auch für dieses Problem hat die Expertin Tipps: Das Nest ein paar Zentimeter von der Hausfassade entfernt aufhängen. Und gegebenenfalls zusätzlich ein sogenanntes Kotbrett darunter befestigen, das den Stuhlgang auffängt. Am besten mindestens 50 Zentimeter unterhalb des Nestes anbringen. Sonst können Elstern, Raben und Krähen auf das Brett sitzen, die Mehlschwalben-Jungen aus dem Nest ziehen und auffressen. "Der Kot ist übrigens ein super Dünger", sagt Hippchen.

Wieso den Mehlschwalben helfen

Die Schwalben haben es momentan schwer. Sie sind typische Insektenfresser - Fliegen, Spinnen, einfach alles. Weil es aber immer weniger Insekten gibt, finden sie immer weniger zu fressen. Und dann ist da noch das Problem mit dem Lehm, aus dem sie ihre Nester bauen. Schwalben formen mit ihrem Speichel kleine Klümpchen aus Lehm oder Ton. Aus rund 1.000 solcher Kügelchen bauen sie dann ihr Nest. Es mangelt aber an Lehm. Die Böden sind oft versiegelt mit Beton und ähnlichem. Deshalb ruft der NABU Freiburg dazu auf, den Schwalben beim Nestbau zu helfen.

Mehr über Schwalben

Baden-Württemberg

"Stunde der Gartenvögel" ergibt Vogelschwund Artenvielfalt in Gärten in BW: weniger Mauersegler und Mehlschwalben

Ernüchternd für den Naturschutzbund (NABU): Bei der "Stunde der Gartenvögel" wurden in BW erneut weniger Mauersegler und Mehlschwalben gezählt. Andere Vogelarten stehen jedoch gut da.

Zu Gast in der warmen Jahreszeit Schwalben - Flugkünstler am Sommerhimmel

Der Sommerhimmel ist ihr Reich, als Jäger von Fluginsekten landen sie nur zur Brut und um sich auszuruhen: Schwalben sind perfekt an ihren luftigen Lebensraum angepasst.

Landesschau Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Ornithologie Wie können Schwalben im Flug kleine Insekten erkennen und fangen?

Schwalben sehen mehr Bilder pro Sekunde als Menschen. Trotzdem ist es keine gute Idee, während des Fluges einfach den Schnabel aufzureißen. Warum? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Stand
AUTOR/IN
Jasmin Bergmann
Jasmin Bergmann (Foto: SWR DASDING)