Schwalben sehen mehr Bilder pro Sekunde als Menschen
Vögel haben ein anderes Sehsystem als Menschen. Gerade beim Jagen von Mücken aus der Luft haben sie einen entscheidenden Vorteil, auf den mich Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte in Radolfzell hingewiesen hat. Schwalben sehen zwar nicht unbedingt schärfer, aber ihr Sehsystem hat eine starke zeitliche Auflösung. Der Mensch kann ungefähr 20 Bilder pro Sekunde verarbeiten, bei Vögeln ist es das Doppelte bis Dreifache. Wenn wir Menschen z.B. Fahrrad fahren, sehen wir die Mücken nicht, weil die so schnell an uns vorbeisausen, dass wir sie nicht bewusst wahrnehmen können. Wir bemerken die Mücken erst, wenn sie beim Radfahren in unseren Augen landen. Schwalben dagegen können, weil ihre Augen mehr Bilder verarbeiten können, auch in der Bewegung kleine Mücken erfassen.
Akkomodation und Farbwahrnehmung bringen dem Vogel Vorteile
Es gibt noch weitere Unterschiede im Sehsystem. So können Vögel ihre beiden Augen unterschiedlich akkommodieren, d.h. sie können sie auf unterschiedliche Entfernungen einstellen. So kann das linke Auge auf etwas Näheres fokussieren als das rechte. Diese Akkommodation erfolgt sehr schnell.
Ein weiterer Unterschied ist die Farbwahrnehmung. In unseren Augen gibt es drei verschiedene Typen von Zapfen – einfach ausgedrückt reagieren die einen auf rotes Licht, die anderen auf grünes und die Dritten auf blau-violettes Licht. Weil wir diese drei Arten von Zapfen haben, können wir jeden Farbton aus einer Mischung dreier Grundfarben erzeugen – man könnte sagen, unser Farbsystem hat drei Dimensionen. Vögel haben aber vier, manche sogar fünf Zapfentypen, d.h. ihr Farbsystem hat entsprechend ein bis zwei Dimensionen mehr. Das ist ein großer Unterschied, und die Dichte dieser Zapfen ist gerade bei Schwalben sehr hoch.
Wendige Tiere mit effektiver Flugtechnik
Es kommt, sagt Wolfgang Fiedler, aber auch auf die Flugtechnik an. Schwalben sind besonders wendige Tiere, die sehr schnell auf optische Reize – wie z.B. herumfliegende Mücken – reagieren können.
Und es gibt noch ein interessantes Phänomen: Stellen wir uns vor, eine Schwalbe fliegt mit 40 oder 50 km/h und reißt plötzlich den Schnabel auf. Dann würde ihr erstens der Fahrtwind den Unterschnabel ausrenken und zweitens verändert sie auch ihre Aerodynamik. Wenn der Schnabel geschlossen ist, fliegt die Schwalbe schön stromlinienförmig durch die Lüfte; wenn sie ihn aufreißt, müsste sie durch den plötzlichen Luftwiderstand ins Trudeln geraten. Deshalb macht sie das auch nicht in dieser Form; allenfalls dann, wenn sie langsam fliegt.
Wenn sie aber aus dem schnellen Flug heraus Insekten fängt, dann kommt sie eher von unten, mit einem kleinen abbremsenden Aufwärtsflug – oder mit einer eleganten Schnappbewegung von oben her, wenn die Mücke gerade auf Bauchhöhe ist.
Ornithologie Welche Bedeutung haben Vögel wie der Fettschwalm für das Ökosystem?
Der Fettschwalm wurde erstmals von Alexander von Humboldt beschrieben. Es ist eine Nachtschwalbe, also ein großer Vogel mit ca. 80 cm Spannweite, der, ähnlich wie Fledermäuse, in großen Mengen in Karsthöhlen wohnt, an den Abhängen der Anden oder in den Bergen im Amazonas- und Orinoko-Regenwald. Von Martin Wikelski
Ornithologie Warum sind einige Vögel monogam und andere nicht?
Ich konnte ein Schwanenpaar beobachten, das drei Junge hatte. Da hat sich in der folgenden Saison der Schwanenvater mit der Tochter zusammengetan und gepaart. Die lebten dann monogam; die alte Schwanenmutter legte weiter Eier, die aber nicht mehr befruchtet wurden. Von Hans-Heiner Bergmann
Vögel Wer ist der Anführer bei Vogelschwärmen?
Aristoteles, der antike Schriftsteller und Naturkundler, hatte schon eine Antwort darauf. Der sagte, es gibt einen bestimmten Anführer, – im Lateinischen nannte man den "dux" – der vorne fliegt. Diese Annahme behielt man dann bis ins Mittelalter bei. Von Hans-Heiner Bergmann