Die Biologin Juliane Prinz schreitet mit großen, storchenartigen Schritten durch eine ungemähte Wiese auf der Landesgartenschau in Neuenburg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Golfrasen gibt es hier nur wenig und Beeten-Meere mit hochzüchteten Rosen und Tulpen suchen Besucherinnen und Besucher hier vergebens. Denn Neuenburg wollte es anders machen. Ihre Landesgartenschau sollte menschen- und tierfreundlich sein - dafür hat sich auch Juliane Prinz eingesetzt. Wohl wissend um die Meinungen und vor allem Erwartungshaltungen von Machern und Besuchern.
Gefüllte Blüten für Insekten unbrauchbar
Denn hochkultiviert gezüchtete Pflanzen mit gefüllten Blüten seien zwar ansprechend für den Menschen, allerdings für Insekten völlig unbrauchbar. "Wenn die Staubgefäße in Blütenblätter umgewandelt sind, bieten sie keine Nahrung mehr", erläutert Prinz.
Doch das sei verkraftbar, findet Juliane Prinz, zumal Begriffe wie Natur- und Tierschutz und Artenvielfalt endlich wieder auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Aber statt nur darüber zu reden, müsse der Mensch die Schönheit der ursprünglichen Natur wiederentdecken. Am besten in dem er sie - im wahrsten Sinne des Worts - erlebt und begreift.
Das "Gelbe Klassenzimmer" nimmt Kindern Berührungsängste
Artenvielfalt und -schutz, das soll auch die nächste Generation auf der Landesgartenschau lernen. Deswegen bietet der Imkerverein Müllheim e.V. im sogenannten "Gelben Klassenzimmer" auf der Landesgartenschau Imkerkurse für Schulen an. An diesem Tag steht die 6. Klasse des Kreisgymnasiums Neuenburg eingehüllt in weißen Imker-Schutzanzüge vor den Bienenstöcken und beobachtet, wie die Bienen rein und rausfliegen. Unter ihnen ist auch die zwölfjährige Lina. Sie sei aufgeregt, aber nicht ängstlich. "Aber ich habe eben irgendwie Respekt vor den Bienen. Ich weiß, wie sie stechen können."
Matthias Runge vom Imkerverein betreut die Kinder an der Bienen-Station. Vor allem beruhigt es sie erst einmal und erklärt den Schülerinnen und Schülern, wie friedfertig Bienen eigentlich sind. Er versucht ihnen die Angst zu nehmen, wenn sie etwa im Schwimmbad oder beim Eis-Essen Bienen begegnen. Runge animiert dazu, nicht gleich wild um sich zu schlagen und zeigt, wie entspannt man Bienen begegnen kann.
Mission erfüllt: LGS Neuenburg - Lebenswelt für Artenvielfalt
Und nicht nur Insekten fühlen sich auf dem Gelände der Landesgartenschau in Neuenburg wohl. Seit Wochen beobachtet Juliane Prinz ein Star-Pärchen, das in einem toten Baum genistet hat. Und jetzt ist der Nachwuchs da – der will gefüttert werden. Fasziniert beobachtet die Biologin die Vogel-Eltern: "Haben Sie das gesehen? Die beiden Eltern wechseln sich ab und sind nur noch dabei, Futter ranzuschaffen."
Genau für solche Momente habe sich die ganze Arbeit, ihr Kampf für eine tierfreundliche Landesgartenschau, gelohnt, resümiert Juliane Prinz. Sie ist überzeugt, dass ihre Mission für die Artenvielfalt damit erfüllt ist: "Ich denke, wir haben etwas geschaffen, das noch viel vielfältiger für die Natur ist." Durch die Landesgartenschau habe die Lebensgemeinschaft von Tieren, Pflanzen - und Menschen - eindeutig gewonnen.