Acht Uhr morgens auf der Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald): Baumpfleger Florian Knak steht vor der ersten Herausforderung des Tages: Er muss ein Seil über einen mehr als 15 Meter hohen Ast einer Robinie werfen, der stabil genug ist, ihn zu halten. Das ist gar nicht so einfach: "Es wird jetzt mein dritter oder vierter Versuch sein, was noch im Rahmen ist. Es gibt Bäume, da sind wir eine Stunde am Werfen. Mit seinem Kollegen sichert der 25-Jährige die Bäume auf der Landesgartenschau.
"Ich habe keinen Schutz, falls mir ein Ast brechen sollte. Wenn man in einem 30-Meter-Baum steht, ist man froh über eine Rücksicherung - falls etwas passieren sollte." Genau aus diesem Grund sei es so wichtig, dass das Sicherungsseil an einem stabilen Ast hänge. Dann nach einer halben Stunde hat er es geschafft: Das Seil baumelt nun von einem dicken, 15 Meter hohen Ast herunter.
Seit mittlerweile zwei Jahren erklimmt der gelernte Gärtner die Bäume rund um Neuenburg. Ein nicht immer einfacher Job auf die bis zu dreißig Meter hohen Tannen, Fichten und Pappeln zu klettern. Und ausgerechnet an diesem Morgen habe er seine Handschuhe vergessen, schimpft Knak während er sich an der Robinie hochzieht. Robinien haben große und kräftige, vor allem aber spitze Dornen, die zu schmerzhaften Verletzungen führen können.
Dann ist es geschafft. Florian Knak ist oben und glücklich. Er lässt seinen Blick über das Gelände der Landesgartenschau streifen. Jetzt, am Morgen, könne er den Ausblick ganz in Ruhe genießen. Das sei schön. Wenn unten der Betrieb losgehe, nehme das einen Teil der Atmoshäre weg.
Höhenangst kennt der Neuenburger Baumpfleger nicht
Für Knak und seinen Kollegen ist jetzt allerdings Eile geboten: Ab 10 Uhr kommen die Gäste. Spätestens dann müssen beide Robinien gesichert sein, das heißt, tote und abgeknickte Äste entfernt werden. Währenddessen müssen die beiden Baumpfleger die ganze Zeit fokussiert bleiben - kein Tritt, kein Griff darf daneben gehen. Dafür sei schon eine gewisse Grundfitness nötig, sagt Knak, "gerade am Ende des Tages kann es ziemlich anstrengend werden."
Wenn es dann geschafft ist, und in diesem Fall von den beiden Robinien keine Gefahr mehr ausgeht, ist er froh, wieder aus dem Baum zu kommen, gibt Florian Knak zu: "Dann freut man sich, wenn man wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stehen kann." Um dann, einen Moment später, wieder voller Sehnsucht nach oben zu schauen.
Nach Feierabend wird der Baumpfleger am Boden aktiv
Zwei bis drei Mal die Woche zieht es Florian Knak auf die neue Skate-Anlage auf der Landesgartenschau. Für die hat der Neuenburger gekämpft, mit Stadt und Architekten gesprochen. Denn eigentlich sei hier im Stadtpark am Wuhrloch keine neue Anlage geplant gewesen. Die alte Bahn sollte Blumenbeeten weichen. Das konnte Florian Knack verhindern: "Viele Kinder kommen vorbei und skaten und ich freue mich, dass diese Szene wieder etwas belebt wird."
Doch so ganz Abschalten von der Arbeit kann er auch hier nicht. Tatsächlich gehen seine Blicke immer wieder nach oben in die Bäume, sagt er, auch wenn er mit den Inlinern unterwegs ist. Er könnte ja irgendetwas vergessen haben, oder übersehen.
In dem Fall ist es klar: Dann geht es eben wieder nach oben.