Lust auf Rhein im Kanu auf der LGS Neuenburg am Rhein (Foto: SWR)

Lust auf Rhein im Kanu

LGS Neuenburg: Eine Stadt kehrt zurück zu ihrem Fluss

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Charlotte Schönberger
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Markus Gutting

Wenn andere frei haben, arbeitet Thomas Mießeler in Neuenburg. Doch das ist für den 42-Jährigen kein Problem. Ganz im Gegenteil.

Thomas Mießeler ist seit Jahren ein begeisterter Kanu-Fahrer. Seine Begeisterung will er mit Interessierten teilen und bietet Kanutouren auf dem Rhein bei Neuenburg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) an. Treffpunkt für die Touren ist der Eingang zur Landesgartenschau. "Heute ist es perfekt, nicht zu kalt, nicht zu warm. Es ist super", schwärmt Mießeler, noch ehe es richtig losgeht.

Der Kanu-Guide trifft sich mit Familie Stammer. Die Familie lebt in der Umgebung bei Neuenburg. Gemeinsam geht's zum Ablege-Platz, sechs Kilometer oberhalb von Neuenburg. Am Ufer trifft Thomas Mießeler die letzten Vorbereitungen für die einstündige Kanutour. Und dann geht's los.

Lust auf Rhein im Kanu auf der LGS Neuenburg am Rhein (Foto: SWR)
Familie Stammer hat Lust auf Rhein - im Kanu bei der LGS Neuenburg

Die Neuenburgerinnen und Neuenburger entdecken ihren Fluss wieder, das stellt auch Thomas Mießeler fest: "Man merkt immer mehr, dass die Leute in Neuenburg sich ein Boot besorgen, die kaufen sich ein Kanu." Irgendwie gar nicht so verwunderlich, denn die Landesgartenschau schafft sie, die neue Verbindung zwischen der Stadt und ihrem Fluss.

Tullas Rheinbegradigung und Autobahn trennen Stadt und Fluss

Lange Zeit lag Neuenburg unmittelbar am Rhein. Der Fluss war Dreh- und Angelpunkt der stolzen Zähringerstadt und gab ihr ihren Namen: Neuenburg am Rhein. Doch vor allem die Rheinbegradigung im 19. Jahrhundert durch Johann Gottfried Tulla und der Bau des Rheinseitenkanals 1959 rückte die Stadt weg vom Rhein. Die Autobahn A5 schnitt die Stadt schließlich nahezu vollständig vom Flussufer ab. Bis vor wenigen Jahren spielte der Rhein in der Stadt kaum eine Rolle mehr - obwohl sie seinen Namen trägt.

Historisches Bild aus dem Stadtarchiv von Neuenburg am Rhein (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Neuenburg am Rhein)
Aus dem 16. Jahrhundert selbst sind keine Stadtansichten von Neuenburg am Rhein erhalten. Ein Bild des Neuenburger Malers Otto Rümmele (1875-1956) zeigt jedoch, wie die Stadt am Ende des Mittelalters ausgesehen haben könnte. Bild in Detailansicht öffnen
Historisches Bild aus dem Stadtarchiv von Neuenburg am Rhein (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Neuenburg am Rhein)
Ansicht der Stadt Neuenburg von Westen mit Blick auf die durch mehrere Hochwasserereignisse an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert weggebrochene Pfarrkirche (Matthäus Merian d. Ältere, Topographia Alsatiae, 1663). Bild in Detailansicht öffnen
Historisches Bild aus dem Stadtarchiv von Neuenburg am Rhein (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Neuenburg am Rhein)
Luftaufnahme des Wuhrlochs und der Kernstadt von Neuenburg am Rhein von Westen nach Osten (29.9.1927). Bild in Detailansicht öffnen
Historisches Bild aus dem Stadtarchiv von Neuenburg am Rhein (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Neuenburg am Rhein)
Luftaufnahme der Kernstadt von Neuenburg am Rhein von Süden nach Norden (27.6.1931). Im Hintergrund sind das Wuhrloch und der Rhein zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Historisches Bild aus dem Stadtarchiv von Neuenburg am Rhein (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Neuenburg am Rhein)
Ein Gemälde des Neuenburger Malers Otto Rümmele (1875-1956) aus dem Jahr 1940 zeigt den Blick auf die damalige Stadt Neuenburg von Westen aus über das Wuhrloch. Bild in Detailansicht öffnen
Historisches Bild aus dem Stadtarchiv von Neuenburg am Rhein (Foto: Pressestelle, Stadtarchiv Neuenburg am Rhein)
Die A5 bildet eine Barriere zwischen der Stadt Neuenburg und dem Rhein, die es im Zuge der Vorbereitungen zur Landesgartenschau zu überbrücken galt, wie das nach 1980 entstandene Foto zeigt. Zu sehen sind der Rheinseitenkanal (Grand Canal d’Alsace) im Vordergrund, dahinter das alte Rheinbett und dann Autobahn und Stadt. Bild in Detailansicht öffnen

Integriertes Rheinprogramm: mehr Platz und Verbindung zur Stadt

Doch nun kehrt Neuenburg Schritt für Schritt zurück. Mit dem sogenannten "Integrierten Rheinprogramm" bekam der Rhein wieder mehr Platz durch die Schaffung von Hochwasserrückhalteräumen. Diese wiederum führen zu einer Aufwertung der Auen-Vegetation. Die Landesgartenschau vollendete das Projekt der Stadt, den Strom wieder neu präsent zu machen.

"Das Bewusstsein am Fluss zu wohnen, ist auf jeden Fall gestiegen. Das ist ein großer Gewinn für die Stadt. Aus Paddler-Perspektive allemal."

Zehn Prozent des Wassers aus dem Hauptkanal des begradigten Rheins würden mittlerweile in den Seitenarm umgeleitet werden, erzählt Mießeler. Früher habe der Altrhein hier ein völlig anderes Bild geboten: "Vorher war das alles hier trocken. Jetzt kann man sich einfach treiben lassen. Die Kiesbänke sind weg, das erhöht die Fließgeschwindigkeit. Deswegen kann man auch mehr Strecke machen."

Kanu-Guide Thomas Mießeler auf dem Rhein bei Neuenburg (Foto: SWR)
Kanu-Guide Thomas Mießeler auf dem Rhein bei Neuenburg

Seit über 17 Jahren bietet Thomas Mießeler Kanutouren in Neuenburg an. Genug kann er nie von seinem Rhein kriegen, sagt er: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht - das ist einfach nur schön."

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