Thomas Mießeler ist seit Jahren ein begeisterter Kanu-Fahrer. Seine Begeisterung will er mit Interessierten teilen und bietet Kanutouren auf dem Rhein bei Neuenburg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) an. Treffpunkt für die Touren ist der Eingang zur Landesgartenschau. "Heute ist es perfekt, nicht zu kalt, nicht zu warm. Es ist super", schwärmt Mießeler, noch ehe es richtig losgeht.
Der Kanu-Guide trifft sich mit Familie Stammer. Die Familie lebt in der Umgebung bei Neuenburg. Gemeinsam geht's zum Ablege-Platz, sechs Kilometer oberhalb von Neuenburg. Am Ufer trifft Thomas Mießeler die letzten Vorbereitungen für die einstündige Kanutour. Und dann geht's los.

Die Neuenburgerinnen und Neuenburger entdecken ihren Fluss wieder, das stellt auch Thomas Mießeler fest: "Man merkt immer mehr, dass die Leute in Neuenburg sich ein Boot besorgen, die kaufen sich ein Kanu." Irgendwie gar nicht so verwunderlich, denn die Landesgartenschau schafft sie, die neue Verbindung zwischen der Stadt und ihrem Fluss.
Tullas Rheinbegradigung und Autobahn trennen Stadt und Fluss
Lange Zeit lag Neuenburg unmittelbar am Rhein. Der Fluss war Dreh- und Angelpunkt der stolzen Zähringerstadt und gab ihr ihren Namen: Neuenburg am Rhein. Doch vor allem die Rheinbegradigung im 19. Jahrhundert durch Johann Gottfried Tulla und der Bau des Rheinseitenkanals 1959 rückte die Stadt weg vom Rhein. Die Autobahn A5 schnitt die Stadt schließlich nahezu vollständig vom Flussufer ab. Bis vor wenigen Jahren spielte der Rhein in der Stadt kaum eine Rolle mehr - obwohl sie seinen Namen trägt.






Integriertes Rheinprogramm: mehr Platz und Verbindung zur Stadt
Doch nun kehrt Neuenburg Schritt für Schritt zurück. Mit dem sogenannten "Integrierten Rheinprogramm" bekam der Rhein wieder mehr Platz durch die Schaffung von Hochwasserrückhalteräumen. Diese wiederum führen zu einer Aufwertung der Auen-Vegetation. Die Landesgartenschau vollendete das Projekt der Stadt, den Strom wieder neu präsent zu machen.
"Das Bewusstsein am Fluss zu wohnen, ist auf jeden Fall gestiegen. Das ist ein großer Gewinn für die Stadt. Aus Paddler-Perspektive allemal."
Zehn Prozent des Wassers aus dem Hauptkanal des begradigten Rheins würden mittlerweile in den Seitenarm umgeleitet werden, erzählt Mießeler. Früher habe der Altrhein hier ein völlig anderes Bild geboten: "Vorher war das alles hier trocken. Jetzt kann man sich einfach treiben lassen. Die Kiesbänke sind weg, das erhöht die Fließgeschwindigkeit. Deswegen kann man auch mehr Strecke machen."

Seit über 17 Jahren bietet Thomas Mießeler Kanutouren in Neuenburg an. Genug kann er nie von seinem Rhein kriegen, sagt er: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht - das ist einfach nur schön."