Mit Trillerpfeifen und Gesang

Gegen Kündigung des Domkapellmeisters: Böhmann-Unterstützer protestieren in Freiburger Innenstadt

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Autor/in
Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.
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Lukas Herzog
Lukas Herzog

In Freiburg haben mehrere hundert Menschen gegen die Kündigung des Freiburger Domkapellmeisters Boris Böhmann demonstriert. Die Domsingknaben wollen ihren Chorleiter zurück.

In der Freiburger Innenstadt haben sich am Samstagnachmittag etwa 200 Unterstützerinnen und Unterstützer des Domkapellmeisters Boris Böhmann zusammengetan, um ihrem Ärger über das Freiburger Domkapitel Luft zu machen. Mit Trillerpfeifen, Transparenten und Gesang zogen sie vom Münster aus in Richtung des Erzbischöflichen Ordinariats. Mit der Aktion protestierten die Teilnehmenden gegen die Freistellung und Kündigung des Domkapellmeisters.

Auf dem Weg durch die Freiburger Innenstadt trugen die Domsingknaben die Forderung des Demonstrationszuges auf einem roten Banner vor sich her: "Wir wollen unseren Domkapellmeister behalten". Neben den Domsingknaben waren auch zahlreiche Eltern und langjährige Mitglieder der Domsingschule unter den Demonstrierenden. Immer wieder skandierten sie: "Wir sind laut, weil ihr uns den Böhmann klaut." 

Demonstrierende vor dem Freiburger Münster.
Knapp 200 Menschen haben sich am Samstagnachmittagvor dem Freiburger Münster zusammengetan, um gegen die Kündigung des Domkapellmeisters zu demonstrieren. Ihrem Ärger machten sie mit Trillerpfeifen und Gesang Luft.

"Rücktritt"-Rufe vor dem Wohnhaus des Erzbischofs

Als der Protestzug vor dem Wohnhaus des Erzbischofs Stephan Burger vorbeizog, wurden die Pfiffe besonders laut. Sogar "Rücktritt"-Rufe waren zu hören. 

Bei den Teilnehmenden ist das Unverständnis über das Verhalten des Erzbistums groß. Jutta Deger, die bis Freitag noch Teil des Domchor-Vorstandes war, ist so enttäuscht, dass sie am Montag gemeinsam mit ihrem Mann aus der Kirche austreten will.

Die ehemalige Domchor-Vorständin Jutta Deger über ihre Pläne, aus der Kirche auszutreten:

Böhmann-Unterstützer wollen eine Pause einlegen

Uli Rausch, ehemaliger Stimmbildner der Domsingschule und einer der Cheforganisatoren des Protests für den Verbleib Böhmanns im Amt, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, zunächst seien keine weiteren Aktionen geplant. "Nach der Aktion wollen wir erst mal eine Pause einlegen", sagte er nach der Demonstration. Man wolle die derzeit medial positive Stimmung nicht ausreizen, damit sie nicht am Ende umschlage. Und: "Im Prinzip ist alles gesagt." Man werde die Hände zwar nicht in den Schoß legen, aber vorerst eine ruhigere Schiene fahren. Man müsse sehen, ob sich der Vatikan noch in den Fall einschalte. Bisher habe der aber nicht reagiert.

Rund 3.800 Unterschriften bei Petition für Domkapellmeister

Auch online sind Mitglieder der Chöre mit ihrem Protest aktiv. Eine von ihnen gestartete Petition für den Verbleib des Domkapellmeisters haben rund 3.800 Unterstützerinnen und Unterstützer unterschrieben. Darunter sind Unterschriften aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus.

Eine Frau hält ein Plakat in die Höhe. Darauf steht: Domsingknaben - kostbares Kulturgut.
Mit Schildern bepackt, machten sich die Demonstrierenden auf den Weg durch die Freiburger Innenstadt. Ihre Forderung: Die Kündigung des Domkapellmeisters soll zurückgenommen werden.

Freiburger Domkapellmeister nach 21 Jahren ohne Begründung gekündigt

Hintergrund des Protests: Der Domkapellmeister Boris Böhmann hat im Sommer nach 21 Dienstjahren eine Kündigung von seinem Arbeitgeber - dem Freiburger Domkapitel - erhalten. Zu den Gründen äußert sich das Erzbistum nicht - mit Verweis auf den Datenschutz. Eigentlich hätte Böhmann erst Ende Februar gehen müssen. Nach massivem Protest, unter anderem in der Christmette an Heiligabend, entschied sich das Domkapitel, Böhmann mit sofortiger Wirkung freizustellen.

Die Freistellung löste eine Welle der Empörung aus. Die Elternvertreterinnen der Domsingknaben kündigten daraufhin an, ihre Kinder vorerst nicht mehr in die Domsingschule zu schicken. Außerdem gab der Domchorvorstand am Freitag bekannt, dass er geschlossen zurücktritt.

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