Beim international renommierten Wettbewerb "Patissier des Jahres" hat in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Titels eine Frau gewonnen: die Stuttgarterin Sophie Mussotter. Der "Patissier des Jahres" ist also erstmals eine "Patissière des Jahres". Die 25-jährige Mussotter hat in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) ihr Handwerk gelernt und arbeitet momentan für einen großen Caterer in der Region Stuttgart als Chef-Patissière.
"Patissier des Jahres" ist unter Nachtisch-Künstlerinnen und -Künstlern ein begehrter Titel. Beim Wettbewerb vorletzte Woche in Bonn mussten die Teilnehmenden innerhalb von fünf Stunden drei unterschiedliche Desserts zubereiten, davon eines mit fünf sehr unterschiedlichen Komponenten. Im Anschluss mussten die Finalistinnen und Finalisten ihre Kreationen der Jury in jeweils 20 Minuten präsentieren. Musotter setzte sich gegen zwei weitere Frauen und drei Männer aus Deutschland und der Schweiz durch.
Seit anderthalb Wochen trägt die gelernte Köchin nun also den Titel. So ganz glauben kann sie das immer noch nicht: "Also, ich habe es schon verdaut, aber es ist trotzdem immer noch jeden Tag so ein Überraschungseffekt. Wenn man dran denkt und dann so - wow, ich habe das wirklich gewonnen!", sagt sie lachend.
Mussotter will anderen Mut machen zu tun, was sie lieben
Dass sie als erste Frau den Titel geholt hat, ist ihr gar nicht so wichtig. Überhaupt ist die 25-Jährige bei dem ganzen Erfolg, den sie seit zwei Jahren hat, sehr bodenständig geblieben. Ja, Gott sei Dank gebe es immer mehr Frauen in der Kochszene, so Mussotter, das sei schon schön. Aber wichtig sei, "dass es irgendwann einfach keine Rolle mehr spielt, welches Geschlecht man hat oder welches Alter", so Mussotter. Jede und jeder sollte einfach machen können, was er oder sie gerne im Leben machen will - und dazu ermutigt werden. Deswegen ist der Titel für sie eine Möglichkeit, anderen Mut zu geben. Jedenfalls hofft Mussotter das.
Sie selbst hat schon immer gemacht und sich nicht von ihren Leidenschaften und ihrer beruflichen Richtung abhalten lassen. Patissière oder Patissier ist in Deutschland kein Ausbildungsberuf. Vielleicht auch deswegen ist die Dessertkunst für die meisten Köche und Köchinnen eher unbeliebt, für viele gar lästig als Disziplin, die sie irgendwie beruflich auch noch können müssen. Für Mussotter ist die Patisserie aber die Spitze der Kreativität in der Küche - mit unendlich vielen Möglichkeiten.
Angefangen hat alles mit Pudding - Nachtisch war immer wichtig
Seit ihrer Kindheit habe sie sich für Nachtisch interessiert, sagt sie. "Und ich habe immer sehr gerne süß gegessen. Für mich hat das auch zu Hause immer dazu gehört. Meine Mutter hatte immer noch einen Apfelschnitz oder ein Stück Schokolade, damit man etwas Süßes nach dem Essen hatte. Angefangen mit Pudding hat mir das als Kind schon immer Spaß gemacht, in Sachen Nachtisch etwas selbst zu machen. Und dann finde ich die Patisserie halt sehr fein, sehr filigran, sehr künstlerisch." Und auch die Optik beziehungsweise das Spiel mit ihr sei immer spannend und herausfordernd, sagt sie.
Gemüse im Nachtisch: Titel-Gewinn mit Sellerie und Gurke
Bei Sophie Mussotter geht es aber nicht einfach nur um süße Kreationen mit umwerfender Optik. Die Spitzen-Patissière hat Gemüse als entscheidende Kompenente für einen guten Nachtisch entdeckt. Das hat ihr vermutlich beim Titel-Gewinn in Bonn geholfen. Denn ihre dort präsentierten Desserts beinhalteten unter anderem kreative Elemente mit Sellerie und Gurke.
"Wenn man sich darauf einlässt, etwas mit Gemüse zu machen, dann öffnet das noch mal eine ganz andere Bandbreite an Zutaten", erklärt Mussotter ihre Liebe zum Gemüse im Dessert. Es reize sie, den Leuten zu zeigen, was man aus Sellerie, Pastinake, Roter Bete und Co. alles machen kann und damit vielleicht auch ein bisschen die Deutung des einen oder anderen Gemüses zu verändern.
Rote Bete zum Beispiel: "Die so ein bisschen herausholen aus dem, was sie sonst für uns ist", erklärt Mussotter und muss schmunzeln. Ein bisschen Verschmitztheit gehört womöglich dazu, um den Leuten das Dessert als "mit Roter Bete" vorzusetzen, wenn diese die Rote Bete erst einmal nicht identifizieren können.
Grenzen gibt es dabei für sie keine. Sicherlich eigne sich das eine Gemüse mehr als ein anderes. Aber da komme es ja dann auch wieder auf die anderen Kompenenten an. Und auf das Zusammenspiel von Texturen. Natürlich habe sie bei weitem noch nicht alles ausprobiert. Aber da Mussotter eigentlich alles isst und mag und sich bei ihren Dessert-Kreationen vom eigenen Geschmack leiten lässt, reicht für die quirlige 25-Jährige ein Patissière-Leben vermutlich zum Experimentieren sowieso gar nicht aus.
Sophie Mussotter hat auch schon einmal ein Tigerenten-Dessert - den "besten Nachtisch Deutschlands" - im "Tigerenten Club" kreiert - nachzusehen hier in der ARD Mediathek. Und hier gibt es einen Beitrag der Landesschau Baden-Württemberg.