Interimsbau wird später fertig

Oper Stuttgart: Sanierung verzögert sich um mehrere Jahre

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Die Sanierung des Opernhauses in Stuttgart wird deutlich länger dauern als geplant. Das bestätigten nun Stadt und Land. Wie sich das auf die Kosten auswirken wird, ist noch unklar.

Die Sanierung des Stuttgarter Opernhauses wird einige Jahre länger dauern als zunächst angenommen. Das wurde bei einem Pressegespräch am Montagabend offiziell bestätigt. Der SWR und die "Stuttgarter Zeitung" hatten zuvor darüber berichtet. Demnach wird sich vor allem der Bau der Interimsspielstätte um vier Jahre verzögern. In der Folge bedeutet das: Die Sanierung des Littmann-Baus, das historische Gebäude der Staatsoper Stuttgart am oberen Schlossgarten, kann nicht wie geplant Ende der 2030er-Jahre abgeschlossen werden, sondern frühestens Anfang der 2040er-Jahre.

SWR-Reporter Frieder Kümmerer über die aktuellen Entwicklungen bei der Opernsanierung:

Interimsbau der Oper verzögert sich

Die Sanierung der Oper besteht aus drei Teilprojekten: der Sanierung des eigentlichen Opernhauses (Littmann-Bau), dem Neubau eines Kulissengebäudes in Bad Cannstatt und dem Bau der Interimsspielstätte am Nordbahnhof bei den Wagenhallen. Konkret konnte beim Pressegespräch am Montagabend niemand sagen, wie die Verzögerungen zustande kommen. Den Vorwurf, dass die vier Jahre Verzug durch Fehlplanungen beim Tiefbauamt zustande gekommen sind, wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtete hatte, wies Baubürgermeister Petzold (Grüne) entschieden zurück. "Wir haben keine Zeit vertrödelt" bekräftigte er.

Christoph Niethammer, Leiter der Projektgesellschaft für die Opernsanierung, versucht die vier Jahre Verzug anhand von drei Faktoren zu erklären. "Die Planungszeit hat sich inzwischen verlängert, schon dadurch, dass man überhaupt tiefer in die Planung eingestiegen ist." Darüber hinaus hätte sich ergeben, dass auch die Bauzeit des Interimshauses ein Jahr länger beanspruche. "Und man hat mit der Planung insgesamt später gestartet", so Niethammer im Stuttgarter Rathaus.

Manchmal würde man sich beim Eintreffen von solchen Ereignissen auf einen anderen Planeten wünschen.

Für eine nachhaltige Nutzung sollen die Gebäude nach der Opernsanierung für die sogenannte Maker City genutzt werden, einem Raum für vielseitige Lebens‐ und Wohnformen, so die Stadt Stuttgart. Ursprünglich sollte mit dem Bau der Interimsoper 2026 begonnen werden. Das Ende war für 2029 vorgesehen. Der neue Zeitplan sieht aber einen Baubeginn im Jahr 2028 und eine Fertigstellung 2032 vor. Vier Jahre später als geplant könnten dann erst die Opernproduktionen mit Künstlerinnen und Künstlern an die Wagenhallen umziehen.

Gewinnerentwurf: Interimsbau für die Stuttgarter Oper
Der Siegerentwurf für den Interimsbau bei den Wagenhallen. Es soll ein offener Bau mit viel Glas, Holz und Stahl sein.

Littmann-Bau: Gesamtsanierung verzögert sich

Das bedeutet auch, dass mit der Sanierung des Littmann-Baus erst vier Jahre später begonnen werden kann. Vier weitere Jahre, in denen die veraltete Technik in dem 112 Jahre alten Gebäude durchhalten muss. Ursprünglich sollte die Sanierung bis 2039 abgeschlossen sein. Dass man den Littmann-Bau nun länger bespielen wird, hat auch Konsequenzen. Man müsste darüber sprechen, dringende Baumaßnahmen für eine längere Betriebssicherheit im Littmann-Bau noch vor der Generalsanierung durchzuführen, erklärt der geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks. "Der sichere Spielbetrieb ist das oberste Gebot." Das könnte auch bedeuten, dass ab 2027 für Baumaßnahmen im Sommer die Ferien in der Oper verlängert werden müssen.

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Verzögerungen bei der Oper: Auswirkungen auf die Kosten?

Auch inwiefern sich die mutmaßlichen Verzögerungen auf die Kosten der Opernsanierung auswirken werden, ist nicht klar. Man könne dazu nichts sagen, da schlicht keine konkreten Kosten benannt werden können, betonten alle Verantwortlichen wiederholt. Eine SWR-Recherche vor zwei Wochen hatte ergeben, dass die Kosten wohl laut Insidern auf bis zu zwei Milliarden Euro steigen dürften. Im Sommer 2025 sollen erste Zahlen vorgelegt werden. Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) erklärte, man wolle immer Transparenz und ehrlich die Öffentlichkeit informieren. Die Sorge, dass die Kosten dann auf einmal explodieren könnten, ist groß: "Na klar haben wir Angst davor, wenn die Zahlen uns dann vorgelegt werden", sagte sie.

Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart wollten sich die Kosten teilen. Bisher wird für die Sanierung rund eine Milliarde Euro veranschlagt - eine Berechnung aus dem Jahr 2019. Darin enthalten ist die Grundsumme von 550 Millionen Euro für die Sanierung, außerdem sind 450 Millionen Euro für die Abfederung von Risiken vorgesehen sowie für Baukostensteigerungen. Ob mögliche Kostensteigerungen durch den Puffer aufgebraucht sind, ist unklar.

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Bund der Steuerzahler: Kritik an Sanierungsplan

Bereits Anfang November hatte sich der Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg zu Wort gemeldet. Er kritisiert fehlende Transparenz bei der Opernsanierung und warnt vor einer Kostenexplosion wie beispielsweise in Köln. Dort haben sich die Kosten für die Sanierung der Oper von ursprünglich geplanten 250 Millionen Euro im Laufe der Jahre auf rund 800 Millionen erhöht. Auch die Fertigstellung hat sich verzögert. Noch bestehe die Möglichkeit die Reißleine zu ziehen, so der Steuerzahlerbund.

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Ist es gerechtfertigt, schlussendlich eine Milliarde Euro Steuergelder vorzusehen, oder ginge es auch kleiner oder mit einem günstigeren Neubau? Eine Frage, die seit Jahrzehnten um die Opernsanierung in Stuttgart gestellt wird. Aber eigentlich ist die Entscheidung längst gefallen: Die Interimsspielstätte an den Wagenhallen soll kommen. Im Herbst 2020 hatten sich bei einer Bürgerbeteiligung 57 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in mehreren Sitzungen mit den komplexen Plänen auseinandergesetzt. Sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Sanierung samt Einbau einer sogenannten Kreuzbühne sinnvoll sei. Die Projektgesellschaft solle das Projekt steuern, diese soll zur Hälfte von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg finanziert werden.

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