Eine Schulklasse in Stuttgart beschäftigt sich im Unterricht mit dem Nahost-Konflikt. (Symbolbild) (Foto: SWR)

Große Herausforderung für Lehrkräfte

Wie eine Stuttgarter Schule mit dem Nahost-Konflikt umgeht

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Bernice Tshimanga
Bernice Tshimanga (Foto: SWR)
Christoph Ulmer
SWR Redakteur Christoph Ulmer (Foto: SWR)

Der Angriff der Terrormiliz Hamas auf Israel stellt viele Schulen vor Herausforderungen. Die Anne Frank Gemeinschaftsschule thematisiert den Nahost-Konflikt bewusst im Unterricht.

Die Gewalt und die Bilder von Tod und Vertreibung in Nahost beschäftigen viele Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenhof und im Klassenzimmer - auch an der Anne Frank Gemeinschaftsschule in Stuttgart-Möhringen. Die Bilder der Opfer treiben dort viele der jungen Menschen um. Es ist ein sehr emotionales Thema, gerade für Jugendliche mit familiären Bezügen in die Region.

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Der Krieg in Nahost als Thema im Unterricht

Die Anne Frank Gemeinschaftsschule greift das Thema in mehreren Fächern auf. Im Ethik-Unterricht der 10. Klasse stellt Lehrerin Simone Ottinger ihren Schülerinnen und Schülern gezielt Fragen: Woher bekommt ihr eure Infos über den Krieg? Wie ist das mit der Meinungsfreiheit? Wo sind Grenzen? Darf man Leid aufrechnen? Man merkt den Schülern dabei an: Der Konflikt in Nahost bewegt viele.

Wir spüren ganz klar bei uns an der Schule, dass hier viele Emotionen mitschwingen.

Fakten und Hintergründe statt bloßer Emotionen

Wichtig sei, eine Grundlage für die Diskussion zu schaffen. Man müsse neben allen Emotionen auch etwas zu den Hintergründen und dem tatsächlichen Geschehen wissen, sagt Simone Ottinger. Von Jugendlichen kommen dann nachdenkliche Worte wie "Teufelskreis", der sich da immer wiederhole. Oder auch, dass es einfach schlecht sei, "wenn Menschen ohne einen bestimmten Grund sterben".

Lehrerin Simone Ottinger  (Foto: SWR)
Lehrerin Simone Ottinger behandelt im Ethik-Unterricht den Überfall der Hamas auf Israel.

Jugendliche erleben zu Hause andere Haltungen

An der Schule lernen auch viele Jugendliche mit Wurzeln im arabischen Raum. Schulleiter Gerhard Menrad beobachtet, dass sie oftmals zu Hause andere Nachrichten konsumieren. Dort träfen sie auch auf eine andere Haltung zu dem Konflikt. Nicht jeder, so Gerhard Menrad, würde in der Schule alles sagen, was zu Hause am Esstisch besprochen wird.

Schulleiter Gerhard Menrad (Foto: SWR)
Wichtig sind Demokratiebildung und der Umgang mit Konflikten

Das Zusammenleben an der Schule liefe dennoch relativ harmonisch. Man wisse um die unterschiedlichen Befindlichkeiten und es werde darauf Rücksicht genommen. Die Empathie der Schüler sei bei den Opfern auf beiden Seiten. Den meisten Schüler sei auch bewusst, dass Deutschland eine besonders sensible Haltung zu Israel hat.

Auseinandersetzungen hatten wir Gott sei Dank bisher noch nicht, die Stimmung ist vorsichtig.

Demokratie-Bildung fördert den Zusammenhalt

An der Anne Frank Gemeinschaftsschule wird der Konflikt nicht nur im Fach Ethik besprochen. Die Hintergründe sind auch Thema im Geschichtsunterricht. Der Umgang mit dem Nahost-Konflikt diene der Demokratie-Bildung - und die sei ein ganz wichtiges Element für die Gesellschaft, betont Rektor Gerhard Menrad.

Einstieg in den Unterricht (Foto: SWR)
Vertauschte Inschriften als Startschuss für ein Gespräch - Shalom und Salam

Material und Online-Sprechstunden für Lehrende

Beim Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL) weiß man um die Herausforderungen für die Lehrkräfte. Deswegen stellt man dort nicht nur Materialien zur Verfügung, die ein altersgemäße Auseinandersetzung mit Krieg und Antisemitismus möglich machen sollen.

"Es geht darum, ganz praktische Hilfestellungen zu geben: Was kann ich tun als Lehrkraft, als Schulleitung?"

Das ZSL bietet auch Online-Sprechstunden zur Beratung an, damit Lehrerinnen und Lehrer die Herausforderung des Nahost-Konflikts in der Schule möglichst gut bewältigen können.

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