die Zentrale Notaufnahme im Klinikum Ludwigsburg (Foto: SWR)

Projekt Notaufnahme-Begleitung

Warum die Klinik Ludwigsburg Ehrenamtliche in der Notaufnahme braucht

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AUTOR/IN
Alina Klass

Wer in die Notaufnahme eines Krankenhauses muss, ist oft im seelischen Ausnahmezustand - und die Angehörigen auch. Am RKH Klinikum in Ludwigsburg helfen Ehrenamtliche, wo Mediziner nicht helfen können.

Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal in einer Notaufnahme müssen sich meist unter Zeitdruck um die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten kümmern. Dort, wo die medizinischen Fachkräfte an ihre Grenzen stoßen, helfen an der RKH Klinik in Ludwigsburg andere. Hier werden ehrenamtliche Notaufnahme-Begleiterinnen und -Begleiter ausgebildet und eingesetzt. Eine von ihnen ist Angelika Schneider.

Die 60-jährige Schneider arbeitet sonst Vollzeit in einem Büro. Daneben ist sie ungefähr vier Stunden in der Woche ehrenamtlich als Notaufnahme-Begleiterin im Ludwigsburger Klinikum tätig, in der Regel am Wochenende. Dort unterstützt sie Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige bei allem anderen, was nicht in den medizinischen Bereich fällt: den Menschen zuhören, ihnen den Weg zeigen oder ein Glas Wasser anbieten. Und manchmal auch einfach nur stumm daneben sitzen und da sein.

Ehrenamtliche Helferin in der Notaufnahme des Klinikums Ludwigsburg (Foto: SWR)
Angelika Schneider (links) arbeitet seit ein paar Jahren als ehrenamtliche Notaufnahme-Begleiterin im RKH Klinikum Ludwigsburg.

Vermutlich deutschlandweit einzigartiges Projekt in Ludwigsburg

Die RKH Klinik Ludwigsburg hat als eine der ersten in Deutschland vor fünf Jahren das Pilotprojekt Notaufnahme-Begleitung gestartet. Derzeit arbeiten rund 10 Ehrenamtliche dort. Damit kann nicht der gesamte Betrieb abgedeckt werden, es werden aber weitere Ehrenamtliche gesucht und es liefen schon Gespräche mit Interessentierten, die helfen wollen, damit an jedem Tag ein Notaufnahme-Begleiter vor Ort ist, so die Klinik-Leitung.

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Wie in vielen Bereichen in Deutschland gebe es im heutigen Gesundheitssystem einen chronischen Fachkräftemangel, so Oliver Hautmann, Ärztlicher Direktor und Leitender Notarzt am Klinikum in Ludwigsburg. Mit Hilfe der Notaufnahme-Begleiterinnen und -Begleiter sei es für die medizinischen Fachkräfte daher besser möglich, die Situation in den Bereichen und Warteräumen der Notaufnahme im Blick zu halten. Ohne die ehrenamtlichen Helfer sei das kaum möglich. "Die geben uns Signale und Rückmeldungen, die wir gegenwärtig aus eigener Kraft nicht machen können", sagt Hautmann.

12 Monate Ausbildung zur Notaufnahme-Begleitung

Um als Notaufnahme-Begleitung arbeiten zu können, müssen die Ehrenamtlichen zunächst eine 12-monatige Ausbildung absolvieren. Dabei werden sie zu unterschiedlichen Themen geschult, darunter etwa Gesprächsführung, Wahrnehmungsfähigkeit, Belastbarkeit, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Verständnis von Krankheit und Tod. 80 Euro müssen die Teilnehmenden bei den Kosten für die Weiterbildung selbst tragen, den Rest übernimmt das Klinikum.

Überspitzt würde ich sagen, es ist die sinnvollste Aufgabe meines Lebens.

Angelika Schneider arbeitet bereits mehrere Jahre als ehrenamtliche Notaufnahme-Begleiterin. Nach wie vor erfüllt sie der Job. "Überspitzt würde ich sagen, es ist die sinnvollste Aufgabe meines Lebens", sagt die 60-Jährige.

Schneiders Motivation: anderen Menschen helfen zu können

Eine Situation ist Schneider besonders in Erinnerung geblieben: Eine Mutter kam schwer verletzt in die Notaufnahme. Während die Frau behandelt wurde, kümmerte Schneider sich um deren kleine Tochter und spielte mit ihr. Eine Woche später hat ihr das Mädchen als Dankeschön ein selbst gemaltes Bild vorbeigebracht.

Die Notaufnahme-Begleitung ist für mich wie die Schule des Lebens.

Angelika Schneider nimmt viel aus ihrem ehrenamtlichen Job in der Notaufnahme mit: "Ich gebe viel, aber ich bekomme viel mehr zurück", sagt sie. Für sie sei es wie die Schule des Lebens. Durch ihre Arbeit in der Notaufnahme sei sie viel ruhiger geworden und habe ein anderes Gefühl für ihre Mitmenschen entwickelt. Und genau das war ihr ein Bedürfnis: nicht nur Arbeit am Computer und das Ausführen von Excel-Tabellen, sondern Menschen zu helfen.

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