Viele Pendlerinnen und Pendler zeigen sich am Montagmorgen mit dem Schienenersatzverkehr in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) zufrieden. Er sei den Umständen entsprechend gut organisiert, sagen sie dem SWR. Die Bahn gebe sich Mühe, sogar Kaffee und Brezeln würden kostenlos angeboten. Aber es gibt auch frustrierte Fahrgäste. Andere sind im Homeoffice geblieben.
Servicepersonal leitet die Fahrgäste zu den Bussen
Montagfrüh in Waiblingen: Immer, wenn eine S-Bahn am Bahnhof ankommt, herrscht erst einmal kurzes Durcheinander. Hunderte Menschen müssen zu den Ersatzbussen gelangen. Deshalb stehen alle paar Meter Frauen und Männer in neon-farbenen Westen und leiten die Fahrgäste dorthin.
Die Ersatzbusse fahren nicht direkt auf dem Bahnhofsvorplatz ab, sondern etwas weiter unten an der Hauptstraße. Dadurch, dass die Busse im 5-Minuten-Takt nach Stuttgart fahren, klappe es recht gut, berichten viele Pendlerinnen und Pendler. Trotzdem bedeutet die Streckensperrung samt Umstieg von der S-Bahn in Busse für sie deutlich längere Arbeitswege.
Busse aus ganz Deutschland sind in Waiblingen und Cannstatt im Einsatz
Rund 80 Busse sind im Einsatz. Manche fahren von Waiblingen als Expressbusse zum Stuttgarter Hauptbahnhof, andere nach Bad Cannstatt. Außerdem gibt es Busse, die nicht direkt fahren, sondern an den S-Bahn-Stationen halten. Fahrgäste unterhalten sich darüber, dass die Busse ganz unterschiedlich aussehen. Doppeldecker werden genauso eingesetzt wie herkömmliche Linienbusse, viele kommen aus der Region Stuttgart, andere wiederum aus dem Ruhrgebiet.
"Solche Flotten können Sie nur deutschlandweit zusammenbringen", erklärt Bahn-Berater Gerhard Schnaitmann. Er selbst zeigt sich mit dem Schienenersatzverkehr zufrieden: Dieser laufe "besser als befürchtet", selbst wenn es auf unterwegs teilweise zu Staus gekommen sei. Aber das sei auf der Straße zu erwarten gewesen.
12. Mai bis 9. Juni Bahn-Sperrung in der Region Stuttgart: Was bedeutet das?
Mehr als 60.000 Menschen nehmen täglich die S-Bahn zwischen Waiblingen und Stuttgart-Bad Cannstatt. Die Bahnstrecke ist jetzt für längere Zeit gesperrt. Ein Überblick.
Empörte Fahrgäste: Zug fährt falsche Strecke
Ein Regionalzug, der wegen der Streckensperrung zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt eigentlich über Ludwigsburg nach Stuttgart umgeleitet werden sollte, fuhr nach Informationen von Fahrgästen in Richtung Waiblingen und endete aber bereits in Neustadt-Hohenacker.
Später fuhr der Zug wieder zurück nach Backnang. "Ich bin jetzt knapp zwei Stunden zu spät", berichtet ein Mann aus Backnang, der zur Arbeit nach Stuttgart gefahren ist.
Pendler berichten von Bussen im Stau
Auch bei den Ersatzbussen scheint nicht alles reibungslos zu klappen. So erzählen Fahrgäste, dass beispielsweise Busse am frühen Vormittag im Stau standen und die Fahrt von Waiblingen nach Stuttgart nicht 25, sondern 45 Minuten gedauert habe. Viele Fahrgäste hätten die ganze Zeit stehen müssen.
Auch die Deutsche Bahn räumt am Montagmittag ein, dass noch nicht alles nach Plan läuft. So habe der 5-Minuten-Takt nicht ganz gehalten werden können und auch bei der Beschriftung der Busse habe man nachbessern müssen, so eine Bahn-Sprecherin.
Fahrradfahrerin freut sich über geführte Radtouren
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bietet in Reaktion auf die Bahn-Streckensperrungen geführte Radtouren von Waiblingen nach Stuttgart an. Am frühen Morgen ist noch wenig los. Um 7:30 Uhr nimmt gerade einmal eine Handvoll Personen das Angebot war, um 8 Uhr sind es etwas mehr. Eine Frau aus Schorndorf, die nach Stuttgart möchte, sagt: "Ich hatte keine Lust auf die Ersatzbusse." Deswegen wolle sie das Angebot ausprobieren und hofft, dass sie mit Hilfe der geführten Radtour den direkten Weg nach Stuttgart findet: "Ich habe gedacht, ich probiere es mal aus und dann bin ich auf diese freundlichen Menschen gestoßen."
SWR-Reporterin Katharina Kurtz hat am Montag gegen 8 Uhr live in SWR1 Baden-Württemberg aus Waiblingen berichtet:
Busfahrer: Wir sind gelassen und freundlich
"Die Streckensperrung ist für die Fahrgäste Stress, da versuchen wir gelassen und freundlich zu sein", sagt ein Busfahrer, während sich sein Fahrzeug zügig füllt. Eine Mutter setzt ihr Schulkind in den Bus. Sie selbst wolle sich den Ersatzverkehr nicht antun, erklärt sie und fährt zurück ins Homeoffice.