In seiner Predigt zum Pfingstsonntag hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger die christliche Friedensbotschaft und die Unverhandelbarkeit der Menschenwürde in den Fokus gestellt. "Pfingsten ist ein Fest, das doch die Welt zum Besseren verändern könnte, würden sich nur möglichst viele diese eine Botschaft zu eigen machen", sagte der Erzbischof laut Mitteilung im Freiburger Münster.
Bischof flog in den Kongo
Die Friedensarbeit und der Einsatz für den Schutz von Menschenleben endeten nicht in Kriegs- und Krisengebieten. Sie erstreckten sich auch auf aktuelle Diskussionen in Deutschland sowie auf das Leben der einzelnen Christen. Burger berichtete von seiner Reise in die Demokratische Republik Kongo. Er hatte in der vergangenen Woche unter anderem Flüchtlingslager in Goma besucht. "Ich durfte in ein Gefängnis Einblick nehmen, das für 350 Personen ausgelegt ist, in dem aber zwischen 3.000 und 4.000 Mann inhaftiert sind." Ihm fehlten die Worte, diese katastrophalen, menschenunwürdigen Verhältnisse zu beschreiben. "Wie lange noch müssen wir diesem schier unfassbaren Elend auf unserem Planeten zusehen?“
Mit diesem Leid im Kongo und an vielen anderen Orten sollten sich Christen nicht abfinden, insbesondere zu Pfingsten. Stattdessen sei es Aufgabe eines jeden, den Frieden im Miteinander des Lebens zu finden. Burger erinnerte an den im NS-Regime ermordeten Max Josef Metzger, dessen Seligsprechung bevorsteht. Dieser Priester, eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, habe sich so für das Friedensreich Jesu Christi eingesetzt, dass er dafür selbst den Tod nicht scheute.
Am Pfingstsonntag wurde auch in einer besonderen Kirche Gottesdienst gefeiert - in einem Dorf, das es eigentlich nicht mehr gibt:
Seit 85 Jahren wohnt hier niemand mehr Verlassenes Dorf Gruorn: Bewohner treffen sich jedes Jahr zu Pfingsten
Seit 1939 lebt in dem Dorf Gruorn keiner mehr - trotzdem treffen sich seine Bewohner dort einmal im Jahr - an Pfingsten. Mit ihren Nachkommen erinnern sie sich. Was ist von dem Ort geblieben?
Diakon-Weihe in Stuttgart
Kurz vor Pfingsten wurden bei einer Feier am Samstag in der Domkirche St. Eberhard in Stuttgart neun Männer sogenannten Ständigen Diakonen geweiht. Die meisten der neun geweihten Männer sind Familienväter und arbeiten hauptberuflich außerhalb der Kirche - nun kommt noch die Tätigkeit als Diakon dazu. Ständige Diakone feiern Gottesdienste mit, sie dürfen taufen, beerdigen und Hochzeitsgottesdienste leiten. Außerdem übernehmen sie weitere Aufgaben in den Kirchengemeinden. Sie heißen Ständige Diakone, weil sie dauerhaft auf der untersten der drei Weihestufen in der katholischen Kirche bleiben. Weitergehende Weihen gibt es zum Priester und zum Bischof.
Diözese Rottenburg-Stuttgart Weihe in Stuttgart: Neun neue Diakone - Frauen protestieren für Reform
In Stuttgart wurden Männer am Samstag zu Diakonen geweiht und arbeiten nun seelsorgerisch. Auch Frauen in der Kirche wünschen sich diese Weihe, weshalb es zu Protesten kam.
Evangelische Kirche in Württemberg: Gesprächsbrücken für Verständigung
Christinnen und Christen sollten Brücken bauen, die Menschen zusammenführen, sagte Ernst-Wilhelm Gohl, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, in seiner Pfingstbotschaft. Sie sollten Spaltung in der Gesellschaft entgegentreten und sich für Verständigung einsetzen. Gohl wird am Pfingstmontag in der Stuttgarter Stiftskirche predigen.
Christen könnten vorleben, dass Verschiedenheit nicht dazu führen muss, sich voneinander abzuwenden. "Lasst uns als Kirchen, als Gemeinden solche Räume eröffnen und Gesprächsbrücken bilden für Menschen, die einander fremd sind" so Gohl. "Wir leben aus der Versöhnung, die uns in Christus geschenkt ist. Deshalb ertragen wir Konflikte. Deshalb geben wir dem Übersetzen, Kritisieren und Lernen Raum."
Entwidmung und Einweihung zweier Kirchen
Weniger Raum gibt es künftig in Schwörstadt (Kreis Lörrach). Dort wurde die evangelische Michaeliskirche am Pfingstsonntag in einem letzten Gottesdienst entwidmet. Die Badische Landeskirche wollte das baufällige Gebäude nicht mehr bezuschussen, weil sie sich auf weniger Gläubige und weniger Steuereinnahmen einstellt.
Eingeweiht wurde eine "Ladenkirche" in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis). Den Laden in einem Wohn- und Einkaufszentrum beschrieb die Ulmer Regionalbischöfin Gabriele Wulz in ihrer Predigt als einen Raum, der Begegnungen ermögliche und Menschen einlade zum Feiern, Reden, Singen und Beten. Die Kirche sei damit präsent "zwischen Einkaufsmarkt und Parkplätzen", sagte Wulz laut Manuskript. Nach dem Konzept der evangelischen Kirchengemeinde Illerkirchberg soll die Ladenkirche einmal am Tag geöffnet sein für Vorträge, Meditation, Beratungsgespräche und Veranstaltungen für Kinder, Mütter und Senioren.
Badische Landesbischöfin bittet Wähler um demokratische Wahl
Landesbischöfin Heike Springhart erinnerte am Pfingstsamstag auf Facebook an die deutsch-französische Versöhnung und machte einen Wahlaufruf: "Im Herzen Europas haben wir erfahren, dass aus Feinden Freunde wurden. Besonders zwischen Deutschland und Frankreich, Baden und dem Elsass." Mit Sorge sehe sie "die wachsende Polarisierung und den wachsenden Populismus". Sie bat die Leser: "Bitte nehmt bei der Europawahl eure Stimme wahr. Und wählt demokratisch - für Demokratie und Menschenrechte."