Eine Ausstellung über Willy Brandt mit dem Untertitel "Bundeskanzler, Friedenskämpfer, Friedenskanzler, Brückenbauer" beleuchtet im Mannheimer Marchivum bis zum 7. Januar 2024 Leben und Wirken des gebürtigen Lübeckers.






Ausstellung zu Willy Brandts Regierungs-Jubiläum in Mannheim
Vor 50 Jahren war Willy Brandt (1913-1992) deutscher Bundeskanzler, zwischen 1969 und 1974. Für viele Menschen galt und gilt der Sozialdemokrat bis heute als einer der bedeutendsten und prägendsten Kanzler, die Deutschland je hatte. Die Willy-Brandt-Stiftung hat zu Brandts Regierungsjubiläum eine Wanderausstellung konzipiert, die bereits seit 2019 auf Tour ist. Ab Samstag (11. November) macht sie im Mannheimer Marchivum Station.
Brandt-Ausstellung: Stellwände, Fotos, Videos, Hörbeispiele
In einem großen Raum im Erdgeschoss des Marchivums sind mehrere Stellwände zu sehen, mit teils interaktiven Informationen, Fotos, Videos, Hörbeispielen und Schaubildern. Wer will, kann damit tief in Brandts Leben und Wirken eintauchen. Auch in scheinbar Banales: Besucher können zum Beispiel per Knopfdruck einen Ausschnitt einer RIAS-Berlin-Radiosendung von 1959 hören – dabei stand Brandt als Berlins Regierender Bürgermeister Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort:
Einstige SPD-Hochburg Mannheim: Rückhalt in der Arbeiterschaft
Die einstige SPD-Hochburg und Industrie- und Arbeiterstadt Mannheim war seinerzeit eines der bevorzugten Ziele Willy Brandts. Christian Schenk vom Mannheimer Marchivum erklärt, der Sozialdemokrat Brandt habe dort "einen sehr großen Rückhalt in der Bevölkerung, insbesondere in der Arbeiterschaft, gehabt".

Willy Brandt war laut Marchivum etwa 20 Mal in Mannheim
Brandt sei rund 20 Mal in Mannheim gewesen - als Regierender Bürgermeister von Berlin, als SPD-Kanzlerkandidat, als SPD-Vorsitzender und schließlich auch als Bundeskanzler. Auch nach Brandts Rücktritt 1974, bedingt durch die Spionageaffäre um Günter Guillaume, war Brandt noch oft in Mannheim zu Gast.
Herbert Frahm alias Willy Brandt: Exil in Norwegen
Die Ausstellung in Mannheim beginnt zunächst mit Brandts wichtigsten Lebensstationen: 1913 in Lübeck geboren, als Herbert Frahm. Beruf: Journalist. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 emigrierte er nach Norwegen, wo er als Widerstandskämpfer Unterschlupf fand. Er musste sich dort Tarnnamen zulegen. Einer davon war Willy Brandt. Die Furcht vor der Gestapo war groß, denn die Mitarbeiter der "Geheimen Staatspolizei" hatten natürlich auch die Menschen im Visier, die Deutschland wegen den Nazis verlassen hatten.
Brandts "Lebensthemen": Frieden, Europa, Demokratie, Umweltschutz
Brandt kehrte 1947 schließlich nach Deutschland zurück und begann seine beeindruckende Karriere als Politiker. 1969 wurde er Bundeskanzler, führte eine sozial-liberale Koalition. Für seine Ostpolitik erhielt er 1971 in Oslo den Friedensnobelpreis. Brandt trieben zeitlebens Themen um, die auch heute noch relevant und wichtig sind. Darum geht es im zweiten Teil der Ausstellung im Marchivum: Frieden, Sozialismus, Europa, Demokratie und Umweltschutz.
"Brandt würde auch heute zu Mitverantwortung aufrufen"
1992 starb Willy Brandt in Unkel (Kreis Neuwied, Rheinland-Pfalz). Sein Vermächtnis wirkt bis heute nach. Gut vorstellbar zum Beispiel, dass Willy Brandt, würde er heute noch leben, mit den Umwelt-Aktivisten von "Fridays for Future" auf die Straße gehen würde.
Ich glaube, was Willy Brandt uns heute vor allem sagen würde, ist: Dranzubleiben. Verständnis zu fördern, den Bürgern die Politik zu vermitteln. Und vor allem würde er auch heute zu Mitverantwortung und Mitwirkung aufrufen. Und das ist brandaktuell.
Wanderausstellung in Mannheim bis zum 7. Januar
Die Wanderausstellung tourt seit Oktober 2019 durch Deutschland und war unter anderem bereits in Berlin, Köln, Bonn, Erfurt, Kassel und Leipzig zu Gast. Im Mannheimer Marchivum ist sie bis zum 7. Januar 2024 zu sehen.