Willy Brandt (Foto: IMAGO, JOKER/LutzxSchmidt)

Vom 11. November 2023 bis 7. Januar 2024

Willy-Brandt-Ausstellung in Mannheim: Bundeskanzler und Brückenbauer

Stand
AUTOR/IN
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim (Foto: SWR, Wolfgang Kessel)

Vor fast 55 Jahren, im Oktober 1969, wurde Willy Brandt (SPD) Bundeskanzler. Eine Wanderausstellung zu seinem Leben und Wirken macht jetzt im Mannheimer Marchivum Station.

Eine Ausstellung über Willy Brandt mit dem Untertitel "Bundeskanzler, Friedenskämpfer, Friedenskanzler, Brückenbauer" beleuchtet im Mannheimer Marchivum bis zum 7. Januar 2024 Leben und Wirken des gebürtigen Lübeckers.

Plakat der Willy-Brandt-Ausstellung im Mannheimer Marchivum (Foto: SWR)
Willy-Brandt-Ausstellung im Mannheimer Marchivum. Anlass ist das 50. Jubiläum seiner Kanzlerschaft (1969-74). Bild in Detailansicht öffnen
Blick in den Raum der Willy-Brandt-Ausstellung mit Stellwänden im Mannheimer Marchivum. (Foto: SWR)
Blick in den Raum der Willy-Brandt-Ausstellung im Mannheimer Marchivum. Bild in Detailansicht öffnen
Foto von Kniefall von Willy Brandt in Warschau 1970 (Foto: SWR)
Ein Meilenstein der Entspannungs-Politik: Der Kniefall Willy Brandts in Polens Hauptstadt Warschau im Dezember 1970. Bild in Detailansicht öffnen
Willy Brandt an Stehpult vor Mikrofonen auf Fotografie (Foto: SWR)
Willy Brandt: Auch ein Medienstar in den 1960er und 1970er Jahren. Bild in Detailansicht öffnen
Stellwand mit Aufschrift "Wir wollen mehr Demokratie wagen" von Willy Brandt Ausstellung in Mannheim (Foto: SWR)
"Mehr Demokratie wagen": Willy Brandts Regierungserklärung vom Oktober 1969 als comicartige Grafik auf einer Stellwand. Bild in Detailansicht öffnen
Modell eines Fischkutters in einer Vitrine in Ausstellung zu Willy Brandt in Mannheim (Foto: SWR)
Ein Modell des Fischkutters, mit dem Willy Brandt im April 1933 aus Deutschland vor den Nazis flieht. Sein Ziel: Norwegen. Bild in Detailansicht öffnen

Ausstellung zu Willy Brandts Regierungs-Jubiläum in Mannheim

Vor 50 Jahren war Willy Brandt (1913-1992) deutscher Bundeskanzler, zwischen 1969 und 1974. Für viele Menschen galt und gilt der Sozialdemokrat bis heute als einer der bedeutendsten und prägendsten Kanzler, die Deutschland je hatte. Die Willy-Brandt-Stiftung hat zu Brandts Regierungsjubiläum eine Wanderausstellung konzipiert, die bereits seit 2019 auf Tour ist. Ab Samstag (11. November) macht sie im Mannheimer Marchivum Station.

Brandt-Ausstellung: Stellwände, Fotos, Videos, Hörbeispiele

In einem großen Raum im Erdgeschoss des Marchivums sind mehrere Stellwände zu sehen, mit teils interaktiven Informationen, Fotos, Videos, Hörbeispielen und Schaubildern. Wer will, kann damit tief in Brandts Leben und Wirken eintauchen. Auch in scheinbar Banales: Besucher können zum Beispiel per Knopfdruck einen Ausschnitt einer RIAS-Berlin-Radiosendung von 1959 hören – dabei stand Brandt als Berlins Regierender Bürgermeister Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort:

Einstige SPD-Hochburg Mannheim: Rückhalt in der Arbeiterschaft

Die einstige SPD-Hochburg und Industrie- und Arbeiterstadt Mannheim war seinerzeit eines der bevorzugten Ziele Willy Brandts. Christian Schenk vom Mannheimer Marchivum erklärt, der Sozialdemokrat Brandt habe dort "einen sehr großen Rückhalt in der Bevölkerung, insbesondere in der Arbeiterschaft, gehabt".

Willy Brandt am Rednerpult in der Multihalle im Mannheimer Herzogenriedpark (Foto: Marchivum Mannheim)
Willy Brandt am Rednerpult in der Multihalle im Mannheimer Herzogenriedpark bei einer SPD-Kundgebung zur Landtagswahl im März 1984

Willy Brandt war laut Marchivum etwa 20 Mal in Mannheim

Brandt sei rund 20 Mal in Mannheim gewesen - als Regierender Bürgermeister von Berlin, als SPD-Kanzlerkandidat, als SPD-Vorsitzender und schließlich auch als Bundeskanzler. Auch nach Brandts Rücktritt 1974, bedingt durch die Spionageaffäre um Günter Guillaume, war Brandt noch oft in Mannheim zu Gast.

Herbert Frahm alias Willy Brandt: Exil in Norwegen

Die Ausstellung in Mannheim beginnt zunächst mit Brandts wichtigsten Lebensstationen: 1913 in Lübeck geboren, als Herbert Frahm. Beruf: Journalist. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 emigrierte er nach Norwegen, wo er als Widerstandskämpfer Unterschlupf fand. Er musste sich dort Tarnnamen zulegen. Einer davon war Willy Brandt. Die Furcht vor der Gestapo war groß, denn die Mitarbeiter der "Geheimen Staatspolizei" hatten natürlich auch die Menschen im Visier, die Deutschland wegen den Nazis verlassen hatten.

Brandts "Lebensthemen": Frieden, Europa, Demokratie, Umweltschutz

Brandt kehrte 1947 schließlich nach Deutschland zurück und begann seine beeindruckende Karriere als Politiker. 1969 wurde er Bundeskanzler, führte eine sozial-liberale Koalition. Für seine Ostpolitik erhielt er 1971 in Oslo den Friedensnobelpreis. Brandt trieben zeitlebens Themen um, die auch heute noch relevant und wichtig sind. Darum geht es im zweiten Teil der Ausstellung im Marchivum: Frieden, Sozialismus, Europa, Demokratie und Umweltschutz.

"Brandt würde auch heute zu Mitverantwortung aufrufen"

1992 starb Willy Brandt in Unkel (Kreis Neuwied, Rheinland-Pfalz). Sein Vermächtnis wirkt bis heute nach. Gut vorstellbar zum Beispiel, dass Willy Brandt, würde er heute noch leben, mit den Umwelt-Aktivisten von "Fridays for Future" auf die Straße gehen würde.

Ich glaube, was Willy Brandt uns heute vor allem sagen würde, ist: Dranzubleiben. Verständnis zu fördern, den Bürgern die Politik zu vermitteln. Und vor allem würde er auch heute zu Mitverantwortung und Mitwirkung aufrufen. Und das ist brandaktuell.

Wanderausstellung in Mannheim bis zum 7. Januar

Die Wanderausstellung tourt seit Oktober 2019 durch Deutschland und war unter anderem bereits in Berlin, Köln, Bonn, Erfurt, Kassel und Leipzig zu Gast. Im Mannheimer Marchivum ist sie bis zum 7. Januar 2024 zu sehen.

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