Ein Waschbärweibchen greift auf die Linse einer Kamera.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Jochen Lübke)

Süße Tiere oder ungebetene Gäste?

Der Waschbär erobert den Odenwald

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Friederike Kroitzsch

Der Waschbär fühlt sich schon seit Jahrzehnten in Deutschland zuhause. Jetzt hat er auch den Odenwald erobert. Ursprünglich aus Nordamerika, gilt der Kleinbär als invasive Art.

Im Neckar-Odenwald-Kreis ist der Waschbär inzwischen fast überall anzutreffen. Fuchs, Hase, Reh und Wildkatze müssen sich seit einiger Zeit mit dem neuen Mitbewohner arrangieren. Laut dem Wildtierbeauftragten des Neckar-Odenwald-Kreises, Tobias Kuhlmann, gibt es in der Regionen "keinen Ort mehr, wo der Waschbär nicht zuhause ist."

"Egal, ob im Wald oder im Siedlungsgebiet", so Kuhlmann. Wobei man das nachtaktive Tier normalerweise kaum zu Gesicht bekommt. Aber Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Waschbärenfamilie bei Odenwälder Familie zu Besuch

Bei Nicole Nohe in Buchen-Bödigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) saßen eines Tages ihre Katze und ein Waschbär vor der Terrassentür, einträchtig nebeneinander. Es blieb nicht bei der einmaligen Begegnung: Im Felsen oberhalb der Terrasse richtete sich eine ganze Waschbärenfamilie häuslich ein. Mindestens ein erwachsenes Tier und fünf Junge. Nicole Nohe beobachtete das nächtliche Treiben mithilfe einer Wildkamera.

"Die Jungen haben jede Nacht hier auf dem Felsen und auf der Terrasse gespielt und getobt".

Ein Waschbär schwimmt in einem Teich (Foto: IMAGO, IMAGO / imagebroker)
Ein Waschbär schwimmt in einem Teich

Wildtierbeauftragter gibt Tipps, um Waschbären abzuhalten

Die Tiere sprangen zwischen Blumentöpfen und Gartendeko herum, verwandelten eine Vogeltränke in ein Waschbären-Planschbecken, so Nicole Nohe. "Sie haben überhaupt nichts kaputt gemacht".

"Viele Leute finden Waschbären erstmal sehr niedlich", weiß auch Tobias Kuhlmann. Immer wieder bekommt er aber auch Anrufe von Menschen, bei denen sich Waschbären auf dem Dachboden eingenistet haben. Man könne aber auch verhindern, dass Waschbären ins Haus gelangen, sagt der Wildtierbeauftragte.

"Alle möglichen Schlupflöcher unter den Dachziegeln verschließen, vielleicht auch Regenrinnen und Fallrohre absichern."

Ein Waschbär läuft über ein Hausdach. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen)
Ein Waschbär läuft über ein Hausdach.

Waschbären können auch zum Problem werden

Ganz glücklich sind Experten wie Kuhlmann ohnehin nicht über die rasant steigende Zahl von Waschbären in der Region. "Der Kleinbär ist und bleibt ein Wildtier", sagt Kuhlmann. Noch dazu eines aus Nordamerika, also aus einem ganz anderen Ökosystem. Wenn sich irgendwo zu viele Waschbären niederlassen, dann kann es laut und stinkig werden, dann werden schonmal Mülltonnen ausgeräumt oder eben Dachböden in Beschlag genommen.

Für Nicole Nohe war das wochenlange Zusammenleben mit der kleinen Waschbär-Familie auf der Terrasse im vergangenen Sommer völlig unproblematisch. "Wir würden uns schon freuen, wenn die Tiere wiederkämen. Aber ich weiß natürlich nicht, wie das wäre, wenn immer mehr Waschbären hier auftauchen würden", sagt sie. Bislang ist es noch ruhig auf der Felswand, aber zur Sicherheit hat Familie Nohe die Wildkamera wieder installiert.

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