SWR-Intendant Kai Gniffke stellte sich am Dienstagabend auf Einladung der Zeitung "Mannheimer Morgen" und der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim Fragen zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Gniffke betonte in seinem Vortrag in den Räumen der Reiss-Engelhorn-Museen, dass der SWR mit "Vollgas ins Digitale" unterwegs sei. Auf kritische Anmerkungen der Geschäftsführung des "Mannheimer Morgen" (MM) zu den News-Apps des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erklärte er, diese seien für die ARD unbedingt nötig, um mit der Zeit zu gehen.
"Balance aus dem Gleichgewicht"
Florian Kranefuß, Sprecher der Geschäftsführung des "Mannheimer Morgen", ging zudem auf die strittigen Themen der Quoten-Orientierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) ein und auch auf die zusätzliche Werbefinanzierung. Er wies darauf hin, dass die privaten Verlage und Rundfunksender finanziell auf sich selbst gestellt seien. Die Balance zwischen dem ÖRR und den privaten Medien sei aus dem Gleichgewicht geraten.
Nicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk mache den Verlagen das Leben schwer, sondern die großen Internet-Plattformen aus den USA sowie TikTok aus China, konterte Gniffke. Er betonte die Reformbereitschaft der ARD, sagte aber mehrfach, dass es letztlich Entscheidung der Länder sei, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verändern.
Gniffke bewertet Zukunftsrat-Vorschläge positiv
Die Vorschläge des Zukunftsrats zum Umbau der ARD, die vor wenigen Tagen veröffentlicht worden sind, bewertete er als positiv, vor allem im Hinblick auf die Forderungen nach stärkerer Digitalisierung: "Wir liegen da genau im Korridor", sagte er.
Wir Medien haben den besonderen Auftrag, den Brennstoff für die Demokratie zu liefern, damit die Bevölkerung sich eine eigene Meinung bilden kann.

"Wir verändern die ARD schneller und tiefgreifender als jemals zuvor." Software werde vereinheitlicht und Kompetenzen auf einzelne Rundfunkanstalten verlagert, um Doppelarbeit zu vermeiden. Es werde verstärkt in Cloud-Technologie und Künstliche Intelligenz investiert. In Zukunft werde die ARD nicht mehr parallel an gleichen Inhalten arbeiten.
Kritisch gegenüber ARD-Dachorganisation
Forderungen nach einer ARD-Dachorganisation trat Gniffke kritisch gegenüber. Er sagte, er sei gespannt was passiere, wenn eine Dach-Organisation zum Beispiel über die Arbeit der Regionalstudios wie in Mannheim entscheide.
Zum Thema Regionalität wiederholte er die Marschrichtung mit den Worten: "Volles Rohr in die Regionalität", skizzierte aber gleichzeitig die teilweise Zusammenlegung der SWR4-Landessender und den Wegfall von regionalen Sendungen. Regionalität solle vor allem im Digitalen ausgebaut werden. Es brauche nicht mehr "in allen Wellen ein handgedrechseltes Programm".
Fragen nach dem Stellenwert der Kultur in der ARD beantwortete SWR-Intendant Kai Gniffke mit Verweis auf die vielen Kulturprogramme und die Arbeit der Orchester der Landesrundfunkanstalten.