Seit Montagnacht um 23 Uhr ist die Riedbahn, die Bahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt, für fünf Monate gesperrt. Die Deutsche Bahn saniert auf dem 70 Kilometer langen Teilstück Gleise, Oberleitungen, Signale, Weichen und Bahnhöfe. Der Fern- und Güterverkehr wird während der Generalsanierung umgeleitet, im Nahverkehr sind als Ersatz rund 150 Busse im Einsatz. Der Busverkehr ist in Mannheim nach SWR-Informationen gut angelaufen.
"Intensive Vorbereitung hat sich ausgezahlt"
Die Bahn informiert, die 150 Busse im Ersatzverkehr würden auf allen zwölf Linien pünktlich fahren. Die erste Welle der Pendler sei "verlässlich durch den Berufsverkehr gekommen". Die intensive Vorbereitung habe sich ausgezahlt, so Projektleiter Felix Thielmann.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und sein baden-württembergischer Amtskollege Winfried Hermann (Grüne) haben am Montag den Startschuss für das wichtigste Bahnprojekt seit Jahrzehnten gegeben. Die Riedbahn war nach lange versäumten Investitionen zu marode für die tägliche Belastung von rund 300 Zügen.
Sanierung der Riedbahn nach neuem Verfahren
Die Deutsche Bahn will bis 2030 bundesweit 40 vielbefahrene Strecken grundsanieren. Der erste dieser Korridore ist die Riedbahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt. Die Generalsanierung erfolgt nach einem völlig neuen Verfahren. Was normalerweise in kleinen Abschnitten über viele Jahre passiert, soll in fünf Monaten am Stück umgesetzt werden.
Um den Zeitplan einzuhalten, hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben einen noch größeren Zeitpuffer für die Arbeiten eingeplant als bei der testweisen Sperrung der Riedbahn im Januar dieses Jahres. So soll schon ein Großteil der Bauarbeiten bis Oktober beendet sein, teilte eine Bahnsprecherin mit. So habe man mehr Zeit für die Abnahmen.
Die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn seien zudem sehr zuversichtlich, dass die Sanierungskosten von rund 1,3 Milliarden Euro und der Zeitplan eingehalten werden können.
Fernverkehr wird umgeleitet - im Nahverkehr fahren Ersatzbusse
Während der fünfmonatigen Sperrung wird der Fern- und Güterverkehr zwischen Mannheim und Frankfurt umgeleitet: westlich der Riedbahnstrecke über Mainz und Worms, östlich über Darmstadt und Heidelberg. Die Fahrzeit zwischen Frankfurt und Mannheim verlängert sich laut Deutscher Bahn deswegen um etwa 30 Minuten. Im Regionalverkehr sind als Ersatz rund 150 pinkfarbene Busse im Einsatz. Die Ersatzbusse sollen teilweise im Fünf-Minuten-Takt fahren.
Fahrgastverband Pro Bahn hält Zeitpuffer für knapp
Ein Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn - ein Verein, der die Interessen von Fahrgästen des Öffentlichen Verkehrs vertritt - sagte dem SWR, das Sanierungskonzept höre sich erstmal gut an und die Deutsche Bahn habe sich gründlich vorbereitet. Ob dieses aber tatsächlich auch in der Praxis funktioniere, müsse man abwarten. Unvorhergesehene Ereignisse könnten den Zeitplan durcheinander bringen, wie aufgeweichte Böden. Dann könne der eingeplante Zeitpuffer zu knapp werden. Die Frage sei auch, ob die Menschen wüssten, wo die Busse des Schienenersatzverkehrs genau abfahren. Die Fahrgäste müssten gut geführt werden.
Zudem könne es schwierig werden, alle Pendler nach einer solch langen Sperrung wieder für den Zugverkehr zu gewinnen.
Das ganze Interview mit dem Fahrgastverband Pro Bahn gibt es hier: